# taz.de -- Nach der Gläubigerversammlung: Weg frei für „Prokon 2.0“ | |
> Prokon-Chef Rodbertus hat den Machtkampf um den Windparkkonzern verloren. | |
> Wie soll die Firma künftig organisiert sein – als Genossenschaft? | |
Bild: Hier soll es bald wieder besser laufen: Prokon-Zentrale in Itzehoe | |
FREIBURG taz | Beim insolventen Windkraftprojektierer Prokon dürfte nun | |
endlich wieder etwas Ruhe einkehren. Nachdem die Gläubigerversammlung am | |
Dienstagabend mit überwältigender Mehrheit dem Insolvenzverwalter Dietmar | |
Penzlin das Vertrauen aussprach, ist nun die Kontinuität im | |
Insolvenzverfahren gesichert. | |
Gemeinsam mit einem neu geschaffenen siebenköpfigen Gläubigerausschuss, dem | |
Mitglieder der Anlegerverbände angehören, wird Penzlin nun in den kommenden | |
Monaten die konkreten Sanierungsschritte erarbeiten. Diese werden in einem | |
Insolvenzplan definiert, über den dann – vermutlich allerdings erst 2015 – | |
eine weitere Gläubigerversammlung beschließen muss. | |
Beobachter halten jedoch noch Störfeuer durch den ehemaligen | |
Prokon-Geschäftsführer Carsten Rodbertus für denkbar; möglicherweise wird | |
er den Beschluss der Gläubigerversammlung zugunsten Penzlins juristisch | |
anfechten. Denn das Amtsgericht Itzehoe hatte in der Versammlung | |
Vollmachten, die ein Rodbertus-Vertrauter zuvor von Gläubigern eingesammelt | |
hatte, wegen Interessenkonflikten nicht anerkannt. | |
Zwar sei es kaum realistisch, dass eine solche Klage Erfolg hat, sagte | |
gestern ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz | |
(DSW). Gleichwohl brächte sie erneut Unruhe und auch Verzögerungen in den | |
weiteren Verlauf des Verfahrens. | |
## Wie sieht der Schuldenschnitt aus? | |
Kernpunkt des Insolvenzplans werden die Modalitäten des unvermeidbaren | |
Schuldenschnitts sein. Der Plan wird also festlegen, welchen Anteil ihrer | |
Einlage die Gläubiger zurückbekommen werden. „Vermutlich wird es eine | |
Staffelung der Quote geben“, sagte ein Sprecher der DSW, die auch mit einem | |
Vertreter im Gläubigerausschuss sitzt. | |
Das heißt: Wer sein Geld kurzfristig aus dem Unternehmen abziehen möchte, | |
wird nur eine geringere Quote erhalten als derjenige, der sein Geld | |
weiterhin investiert lässt. So soll ein übermäßiger Abfluss von Liquidität | |
vermieden werden, der unweigerlich zu verstärkten Verkäufen von | |
Firmenteilen führen müsste. Dass Beteiligungen – vor allem im | |
Bioenergiesektor – verkauft werden, gilt aber ohnehin als wahrscheinlich. | |
Auch wird der Insolvenzplan darüber bestimmen, in welcher Form das | |
investierte Geld im Unternehmen bleibt. Anlegerverbände halten eine Anleihe | |
für die nächstliegende Option: Sie ist im Unterschied zu den bisherigen | |
Genussrechten festverzinst und hat eine festgelegte Laufzeit. | |
Aber auch die Umwandlung der Genussrechte in Eigenkapital ist eine Option. | |
So könnten die Investoren grundsätzlich auch je nach Höhe ihrer Einlage mit | |
Aktien einer neu zu gründenden Aktiengesellschaft bedient werden. Ebenso | |
sind andere Formen der Unternehmensbeteiligung möglich, etwa indem die | |
Gläubiger zu Kommanditisten einer GmbH & Co. KG werden. Diese | |
Gesellschaftsform ist in der Windbranche – wenngleich zumeist mit weniger | |
Investoren als Prokon – sehr verbreitet. | |
Möglich wäre prinzipiell zudem die Gründung einer Genossenschaft. Aufgrund | |
der Vielzahl der Gläubiger wäre ein solcher Schritt jedoch ein Novum; | |
bisher wurde diese Option daher nur ganz am Rande diskutiert. „Aber wir | |
hatten schon Anfragen von Prokon-Gläubigern“, sagt Burghard Flieger von der | |
innova eG, die Genossenschaften beim Aufbau unterstützt. Stößt der | |
Insolvenzplan bei den Gläubigern auf Zustimmung und leitet das zuständige | |
Amtsgericht daraus eine „positive Fortführungsprognose“ ab, kann Prokon mit | |
einem neuen Geschäftsführer neu beginnen. „Prokon 2.0“ nennen das manche. | |
23 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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