# taz.de -- Taxikonkurrenz ändert Taktik: Uber macht auf Mitfahrzentrale | |
> Wohl um einem Rechtsstreit aus dem Weg zu gehen, ändert Uber sein | |
> Geschäftsmodell. Aber die Taxiunternehmen sind damit nicht zufrieden. | |
Bild: So schön sauber kann keine Mitfahrzentrale operieren. | |
BERLIN taz | Ist es der Anfang vom Ende, oder ist es nur eine Finte, um | |
Zeit zu gewinnen? Die neueste Wendung im Konflikt der US-amerikanischen | |
Fahrdienstvermittlungsfirma Uber mit der Taxibranche in Deutschland lässt | |
noch kein eindeutiges Urteil zu. Nur so viel: In zwei Städten, nämlich | |
Berlin und Hamburg, zieht sich Uber vom Taximarkt zurück – und möchte | |
fortan als Mitfahrzentrale fungieren. | |
In beiden Städten werden die Preise, die private Fahrer von ihren über | |
Uber-Apps vermittelten Kunden nehmen, unter den Betriebskosten eines | |
Kraftfahrzeugs liegen. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass er sich als | |
Mitfahrzentrale bezeichnen darf. | |
Der Preis in Berlin soll künftig bei 35 Cent pro Kilometer liegen, wie Uber | |
in einem Blogeintrag schreibt. Eine Standardtaxifahrt kostet in Berlin | |
zwischen 1,28 Euro und 1,79 Euro pro Kilometer – das ist eigentlich die | |
Preisregion, an der sich Uber eigentlich orientieren wollte. Nun also das | |
Abspecken. | |
Da sich Uber über eine Vermittlungsprovision finanziert, wäre eine solch | |
drastische Preissenkung gleichbedeutend mit hohen Einnahmeverlusten. Das | |
Geschäft mit der Vermittlungs-App würde sich schlicht nicht mehr lohnen, | |
falls es überhaupt noch genügend Fahrer gäbe, die – möglicherweise in der | |
Hoffnung auf Trinkgelder – dabei mitmachen sollten. | |
## Fuß in der Tür | |
Ubers Strategie ist unklar. Möglicherweise möchte die Firma in Hamburg und | |
Berlin juristischen Problemen aus dem Weg gehen, aber mit der | |
Mitfahrzentrale dennoch einen Fuß in beiden Märkten behalten – um Einfluss | |
auf die politische Debatte in Deutschland nehmen zu können. In dem | |
Blogeintrag bittet Uber seine Berliner Nutzer, die Firma bei einem Appell | |
an die Länderverkehrsminister zu unterstützen, die bestehenden Gesetze zu | |
modernisieren. „Wenn nichts unternommen wird, ist es nicht sicher, ob Uber | |
in Berlin und Deutschland bleiben kann.“ | |
Uber, unter anderem von Google finanziell unterstützt, hatte zuletzt | |
deutlichen Gegenwind bekommen. So verwies Bundesjustizminister Heiko Maas | |
(SPD) darauf, dass es gesetzliche Standards für die Qualifikation von | |
Fahrern, die Qualität von Fahrzeugen, die Absicherung der Fahrgäste und des | |
Gepäcks und die Versicherungspflicht gebe. „Diese Standards müssen auch von | |
Uber eingehalten werden.“ Die schwarz-rote Regierung werde es nicht | |
hinnehmen, wenn die Rechte von Passagieren abgesenkt und die | |
Straßenverkehrssicherheit gefährdet würden. | |
## Taxizentralen sind nicht überzeugt | |
Noch deutlicher wurde die Verbraucherschutzbeauftragte der | |
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Mechthild Heil. „Personenbeförderung durch | |
Fahrer ohne Lizenz und Sachkundenachweis sowie dem entsprechenden | |
Versicherungsschutz stellt ein hohes Risiko für die Fahrgäste dar.“ Damit | |
könne das scheinbar günstige Angebot den Verbraucher sehr schnell sehr | |
teuer zu stehen kommen. Ihre Fraktion werde prüfen, welche gesetzlichen | |
Regelungen geändert werden müssen, „um solchen Geschäftsmodellen, die den | |
Wettbewerb verzerren, Risiken für den Verbraucher schaffen und soziale | |
Standards umgehen, wirksam zu begegnen“. | |
Die Taxi-Deutschland-Genossenschaft, die Uber verklagt hat, hält den | |
Kurswechsel der US-Firma für nicht glaubhaft. „Uber hat gesehen, dass es | |
Taxi nicht kann. Das freut uns“, sagte Genossenschaftschef Dieter | |
Schlenker. Aber Uber sei keine Mitfahrzentrale, das geplante Modell in | |
Berlin sei rechtswidrig. „Uber bietet Beförderungen an, bei denen der | |
Fahrgast den Zeitpunkt und das Ziel der Fahrt bestimmt.“ Bei einer | |
Mitfahrgelegenheit bestimme aber der anbietende Fahrer den Zeitpunkt und | |
das Fahrtziel der Fahrt, der Mitfahrer passe sich dem an. | |
Klar sei, so Schlenker weiter, nur eines: „Das Unternehmen laviert dort, wo | |
die Ordnungsämter es in gesetzliche Schranken weisen.“ Tatsächlich | |
akzeptiere Uber aber die deutschen Gesetze nicht und betreibe den | |
rechtswidrigen Fahrdienst Uberpop zum Beispiel in Frankfurt weiter. | |
10 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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