| # taz.de -- Ebola und Cholera in Guinea: Umgang mit Krankheiten lernen | |
| > Das westafrikanische Guinea kämpft gegen zwei Seuchen. Eine groß | |
| > angelegte Impfkampagne soll den Ausbruch von Cholera eindämmen. | |
| Bild: Der Fischerort Conakry gilt als einer der Hauptübertragungsorte für Ebo… | |
| CONAKRY ap | Die Lage im westafrikanischen Guiena ist bedrohlich. Immer | |
| wieder werden neue Fälle der tödlichen Ebola-Epidemie gemeldet. Doch die | |
| Menschen kämpfen auch gegen einen erneuten Cholera-Ausbruch, bei dem | |
| bereits im vergangenen Jahr Tausende infiziert wurden. | |
| Diesmal soll eine groß angelegte Impfkampagne die Menschen schützen. Die | |
| Mühe scheint sich gelohnt zu haben. Guiena hat in diesem Jahr offiziell nur | |
| einen Cholera-Fall gemeldet. | |
| Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind auf kleinen Booten und mit Kanus | |
| unterwegs, um den Cholera-Impfstoff auch in abgelegene Gegenden bringen zu | |
| können. Helen Matzger von der [1][Bill & Melinda Gates-Stiftung] sagte, | |
| dass die Erfahrungen aus Guiena andere Länder ermutigen sollten, den | |
| Impfstoff gegen Cholera zu akzeptieren. Der neue Impfstoff Shanchol wurde | |
| für die Verteilung in Entwicklungsländern hergestellt. Er hilft auch, wenn | |
| die Durchfallerkrankung bereits ausgebrochen ist. | |
| Matzger sagte, dass sie selbst erstaunt sei, wie effizient der Impfstoff | |
| verteilt worden sei. Zusammen mit Sakoba Keita habe sie die Impfkampagne | |
| begleitet, gefahren seien sie auf einem wackligen Kanu. Keita wurde in Kuba | |
| ausgebildet und ist heute der führende Seuchen-Experte in Guiena. Es gebe | |
| immer mutige Menschen, die bereit seien, etwas anders zu machen, weil sie | |
| dächten, dass dies wirkungsvoll sei, sagte Matzger. „Dr. Sakoba Keita ist | |
| solch ein Mensch“, fügte sie hinzu. | |
| ## Schlechte Hygienestandards | |
| Im März führte die [2][Weltgesundheitsorganisation WHO] zusammen mit | |
| [3][Unicef] und [4][Ärzte ohne Grenzen] eine Impfkampagne bei 200.000 | |
| Fischern durch, die auf Inseln nördlich der Hauptstadt Conakry leben. | |
| Während der Fangsaison seien dort auch viele Menschen aus den | |
| Nachbarländern Sierra Leone und Liberia, erläuterte Julien Labas von | |
| Unicef. Das Gebiet gilt als Hauptübertragungsort von Cholera, da die | |
| Fischer in provisorischen Unterkünften wohnen und weder sauberes Wasser | |
| noch Toiletten haben. | |
| 2012 brach dort die Cholera aus und infizierte 7.350 Menschen, 133 starben. | |
| Damals hatte die WHO eine Studie an 40 Patienten durchgeführt und ihnen den | |
| aus Indien stammenden Impfstoff Shanchol verabreicht. Die Impfung ist | |
| einfach: Den Patienten werden ein paar Tropfen in den Mund gegeben. | |
| Insgesamt werden zwei Dosen über einen Zeitraum von zwei Wochen benötigt. | |
| Eine Dosis kostet 1,85 US-Dollar (rund 1,50 Euro), wie Matzger betonte. | |
| Auch ein wissenschaftlicher Beitrag in der medizinischen Fachzeitschrift | |
| The New England Journal of Medicine bewertete den Impfstoff als | |
| „bedeutsamen Schutz vor Cholera“. Matzger sagte, dass es Untersuchungen | |
| gebe, die zeigten, wenn 70 Prozent der Zielbevölkerung geimpft würden, | |
| bestehe für etwa 98 Prozent ein Schutz. Der Impfstoff sei etwa drei Jahre | |
| wirksam. | |
| Experten betonen aber, dass Impfen allein nicht reiche, sondern | |
| gleichzeitig über Hygiene und die Verwendung von sauberem Wasser aufgeklärt | |
| werden müsse. Cholera gilt als eine der gefährlichsten Krankheiten. Die | |
| Infektion erfolgt meist über verunreinigtes Wasser. An den schweren | |
| Brech-Durchfällen können Menschen innerhalb weniger Tage sterben, selbst | |
| wenn sie zuvor gesund waren. Die WHO schätzt, dass es pro Jahr drei bis | |
| fünf Millionen Cholerafälle weltweit mit 100.000 bis 120.000 Toten gibt. | |
| ## Händewaschen zur Prävention | |
| Experten sind vorsichtig, wenn es darum geht zu erklären, warum es nur | |
| einen Cholera-Fall in Guiena gibt. „Es kann von der Impfkampagne abhängen. | |
| Aber ich denke auch, dass der Ebola-Ausbruch eine indirekte Wirkung hat“, | |
| sagte UNICEF-Mitarbeiter Labas. | |
| So habe der Ausbruch der Krankheit dazu geführt, dass mehr Menschen in | |
| Guinea ihre Hände gründlich in gechlortem Wasser waschen, um die | |
| Übertragung von Ebola aufzuhalten. Hotels, Restaurants und Läden wurden | |
| dazu verpflichtet, dass Mitarbeiter vorm Betreten ihre Hände in | |
| Chlor-Wasser zu waschen haben. Laut UNICEF ist die Desinfektion der Hände | |
| eine der wirksamsten Methoden, um Epidemien zu stoppen. 40 Prozent der | |
| Übertragungen könnten so aufgehalten werden. | |
| Idris Sakalo, Vizepräsident des regionalen Fischereiverbands, sagte, | |
| Cholera sei seit Jahren ein großes Thema. Auch er führte den Rückgang der | |
| Epidemie auf das gestiegene Hygienebewusstsein der Menschen zurück und wies | |
| darauf hin, „dass wir durch Ebola auch andere Krankheiten besiegen können.“ | |
| Niemand erwarte, dass jetzt alle Länder mit Massenimpfungen gegen Cholera | |
| beginnen würden, betonte Matzger. Die Idee sei, nach den guten Erfahrungen | |
| in Guiena ein Lager aufzubauen, in dem der Impfstoff nicht nur bei Ausbruch | |
| von Cholera, sondern auch als Prävention verfügbar sei. Der Impfstoff wurde | |
| bereits in Flüchtlingslagern im Südsudan verabreicht. Auch 2012 auf Haiti | |
| kam er zum Einsatz. Damals brach eine schwere Cholera-Epidemie nach einem | |
| schweren Erdbeben auf der Karibikinsel aus. | |
| 28 Nov 2014 | |
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| [2] http://www.who.int/en/ | |
| [3] http://www.unicef.de/ | |
| [4] http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Susann Kreutzmann | |
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