# taz.de -- Kohlemeiler in Moorburg: Der letzte seiner Art | |
> Zu Weihnachten nimmt Vattenfall seinen umstrittenen Kohlemeiler an der | |
> Süderelbe in Betrieb. Das erhöht den CO2-Ausstoß Hamburgs um 50 Prozent. | |
Bild: Reichlich Brennstoffbedarf: ein Arbeiter auf der riesigen Kuppel des Kohl… | |
Das wird eine prächtige Bescherung. Pünktlich zu Weihnachten will der | |
Energiekonzern Vattenfall sein Steinkohlekraftwerk in Moorburg in Betrieb | |
nehmen. Nach Angaben des Unternehmens soll in dem umstrittenen Meiler am | |
23. Dezember zunächst der erste Block angefahren werden. Der zweite wird | |
voraussichtlich Ende Juni 2015 den Betrieb aufnehmen. Dann würde Moorburg | |
rein rechnerisch fast ganz Hamburg mit Strom versorgen können. | |
Das Kraftwerk war 2008 vom CDU-Senat genehmigt worden. Unter der | |
nachfolgenden schwarz-grünen Regierung scheiterten die Grünen mit ihrem | |
Versuch, die Genehmigung zurückzuziehen. Stattdessen wurden dem Kraftwerk | |
teure ökologische Auflagen wie ein zusätzlicher Kühlturm und | |
Einschränkungen bei der Kühlwasserentnahme aus der Elbe gemacht. Dadurch | |
sinkt der Wirkungsgrad des Meilers auf etwa 45 Prozent und der Gewinn laut | |
Unternehmensangaben um neun bis 16 Millionen Euro pro Jahr. Und so ist denn | |
aus dem Konzern inzwischen das Eingeständnis zu hören, dass „wir das | |
Kraftwerk heute nicht mehr bauen würden“. | |
Zu Beginn des Jahrtausends gab es in Norddeutschland Pläne für fast zwei | |
Dutzend Kohlekraftwerke. Fast alle wurden zwischenzeitlich begraben. | |
Lediglich in Wilhelmshaven ist ein halb so großes Kraftwerk wie in Moorburg | |
im Bau. In Stade plant der Chemiekonzern Dow Chemical einen kleineren | |
Meiler zur Eigenversorgung. Moorburg an der Süderelbe unmittelbar neben dem | |
Containerterminal Altenwerder wird einer der letzten seiner Art sein. | |
Bekämpft von Grünen und Umweltverbänden wurde das Kraftwerk vor allem wegen | |
seiner Emissionen an Kohlendioxid (CO2). Im Vollbetrieb wird der Meiler | |
etwa 8,5 Millionen Tonnen CO2 in die Luft blasen. Damit würden die | |
Hamburger Emissionen von derzeit etwa 18 Millionen Tonnen um etwa die | |
Hälfte erhöht. Wie dabei das offizielle politische Ziel erreicht werden | |
soll, den Ausstoß des Klimakillers in der Stadt bis 2020 im Vergleich zum | |
Basisjahr 1990 um 40 Prozent zu senken und bis 2050 um 80 Prozent, bleibt | |
offen. | |
Zudem droht dem Senat doppeltes Ungemach. Anfang November entschied das | |
Hamburger Verwaltungsgericht auf Klage eines Bürgers, die Stadt müsse „in | |
den Luftreinhalteplan Maßnahmen aufnehmen, die zu einer möglichst schnellen | |
Einhaltung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid führen sollen“. | |
Denn seit 2010 verstößt Hamburg permanent gegen die EU-Grenzwerte für die | |
Schadstoffbelastung in der Atemluft. Zudem wirft die EU-Kommission Hamburg | |
vor, sich bei der Genehmigung für den Meiler Moorburg nicht an die | |
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU gehalten zu haben. Wenn das nicht | |
geändert wird, will die EU Hamburg vor dem Europäischen Gerichtshof | |
verklagen. | |
Und das alles für einen unrentablen Klimakiller. | |
2 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Moorburg | |
Kohlekraftwerke | |
Vattenfall | |
Hamburg | |
Klage | |
Hamburg | |
Moorburg | |
Erneuerbare Energien | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Vattenfall | |
Energiewende | |
Kohlekraft | |
Hafen | |
Hamburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Klage gegen Deutschland: Streit über Wasserentzug | |
Die EU-Kommission will Elbfische vor dem Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg | |
schützen. Deswegen zieht sie die Bundesrepublik vor den EuGH. | |
Kraftwerk Hamburg-Moorburg: Eine Tragödie in fünf Akten | |
Eines der größten Kraftwerke Europas geht an den Start. Egal ob es | |
unrentabel ist, gegen EU-Recht verstößt oder das Klima killt. | |
Steinkohlekraftwerk in Moorburg: Strom aus dem Jurassic Park | |
Ende Februar will Vattenfall sein umstrittenes Kohlekraftwerk an der | |
Süderelbe in Betrieb nehmen. Das wird den CO2-Ausstoß Hamburgs um 50 | |
Prozent erhöhen. | |
Deutsches „Energiewende-Paradox“: Eigenlob stimmt – zum Teil | |
Deutschland präsentiert sich international als Vorbild beim Klimaschutz, | |
der CO2-Ausstoß steigt dennoch. Denn trotz allem geht die Industrie oft | |
vor. | |
Norwegen schützt fossile Energien: Ja zum Klimaschutz und zur Kohle | |
Der norwegische Pensionsfonds soll nicht mehr in erderwärmende Vorhaben | |
investieren. Klimaschützer sind trotzdem enttäuscht. | |
Schwedens Energiepolitik: Stockholm stützt Vattenfall | |
Auch die rot-grüne Regierung steht hinter der Klage des Energiekonzerns. Er | |
fordert 4,7 Milliarden für den Atomausstieg in Deutschland. | |
Erneuerbare Energien: Draußen auf dem Meer | |
Stromkonzern ENBW will zwei Windparks in der Ostsee in Betrieb nehmen. | |
Danach sollen größere Offshore-Parks in der Nordsee die Energiewende | |
beschleunigen. | |
Kohle statt Atom: Chemiefirma bekommt ein Kohlekraftwerk | |
Stader Rat macht den Weg frei für 1,2-Milliarden-Euro-Projekt an der Elbe. | |
Umweltverbände und Initiativen haben Normenkontrollklage angekündigt. | |
Ein Dorf verschwindet: Der lange Kampf um Altenwerder | |
Da, wo früher das Fischerdorf Altenwerder war, steht heute ein | |
Containerterminal. Der Bauer Manfred Brandt hat dagegen geklagt. | |
Umstrittenes Kraftwerk in Hamburg: BUND setzt auf Austrocknung | |
Vattenfalls neues Kohlekraftwerk im Stadtteil Moorburg soll kein Elbwasser | |
zur Kühlung verwenden dürfen. Das will der Umweltverband BUND vor Gericht | |
erstreiten. |