Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- AfD und Pegida: Die rechten Anschlagsgewinnler
> Der rechte AfD-Flügel will von den Morden profitieren und schiebt die
> Partei näher an Pegida. Bernd Lucke mahnt zu Besonnenheit.
Bild: Traurig
BERLIN/DRESDEN taz | Nicht viel Zeit hat er verstreichen lassen. Schon
wenige Stunden nach dem Anschlag auf die Redaktion der französischen
Satirezeitung Charlie Hebdo nutze AfD-Vizechef Alexander Gauland diesen für
seine Politik.
„All diejenigen, die bisher die Sorgen vieler Menschen vor einer drohenden
Gefahr durch den Islamismus ignoriert oder verlacht haben, werden durch
diese Bluttat Lügen gestraft“, so Gauland. „Vor diesem Hintergrund erhalten
die Forderungen von Pegida besondere Aktualität und Gewicht.“ Die
„Altparteien“ sollten sich gut überlegen, ob sie die Pegida-Anhänger weit…
diffamieren wollen.
Damit schob Gauland die AfD wieder ein Stückchen weiter an die Pegida heran
und positionierte sich erneut gegen Parteichef Bernd Lucke, der zuvor vor
einem Schulterschluss mit Pegida gewarnt hatte. Um die Frage, ob Lucke
künftig die AfD allein führen soll, tobt derzeit ein heftiger Kampf in der
Partei. Gauland, im Gegensatz zu Lucke im nationalkonservativen
Parteiflügel verortet, will das verhindern.
Auch der Publizist Konrad Adam, einer der beiden Kosprecher Luckes, heizte
die Debatte an. Im Gespräch mit dem Focus nahm er nach dem Anschlag von
Paris Bezug auf Samuel Huntingtons These vom „Kampf der Kulturen“. Dessen
Satz, der Islam habe „blutige Ränder“, scheine sich „als richtig zu
erweisen“.
## Keine Aussage über Kooperation
Lucke dagegen mahnte zur Besonnenheit. Er warnte davor, „die Gewalttat
zweier Extremisten einer ganzen Religionsgemeinschaft anzulasten, deren
Großteil aus friedliebenden, unbescholtenen Menschen besteht“. Ähnlich
äußerte sich auch seine zweite Ko-Sprecherin Frauke Petry, die sonst eher
auf Gaulands Seite steht. „Man darf die Religion Islam nicht auf eine Stufe
mit Islamismus stellen“, sagte sie.
Petry berichtete am Donnerstag vor der Presse über ein Treffen der
sächsischen AfD-Landtagsfraktion mit sieben Vertretern des
Pegida-Organisationsteams. Die Begegnung habe dem Kennenlernen gedient, so
Petry. Sie verneinte Überlegungen eines Zusammengehens mit der
Pegida-Bewegung, die sich zu einer konkurrierenden Protestpartei entwickeln
könnte. Pegida-Vertreter mieden die Pressekonferenz.
Petry stellte Übereinstimmungen bei der Notwendigkeit eines
Einwanderungsgesetzes, der Aufstockung von Ressourcen für die Polizei und
beim Wunsch nach mehr direkter Demokratie fest. Man habe den Eindruck
gewonnen, dass sich die Pegida-Organisatoren von rassistischen Äußerungen
distanzieren wollten. Die AfD-Fraktionschefin schloss für sich sowohl einen
Redeauftritt bei Pegida als auch eine Teilnahme an der Demonstration für
Toleranz am Samstag aus, zu der auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw
Tillich aufgerufen hat. Weitere Zusammenkünfte mit Pegida seien nicht
geplant.
Pegida selbst schrieb auf Facebook: „Die Islamisten, vor denen Pegida seit
nunmehr 12 Wochen warnt, haben heute in Frankreich gezeigt, dass sie eben
nicht demokratiefähig sind, sondern auf Gewalt und Tod als Lösung setzen.“
Und fragten, ob „eine solche Tragödie etwa erst in Deutschland passieren“
müsse.
8 Jan 2015
## AUTOREN
Sabine am Orde
Michael Bartsch
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Pegida
Charlie Hebdo
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Pegida
Schwerpunkt Pegida
Schwerpunkt AfD
Toleranz
Streitfrage
Israel
Schwerpunkt Frankreich
Dschihadismus
Charlie Hebdo
Muslime
Terrorismus
Die Linke
Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
Einigung im AfD-Führungsstreit: „Nicht das Ende der Machtkämpfe“
Der Autor Sebastian Friedrich glaubt, dass der Konflikt in der AfD nur
aufgeschoben ist. Außerdem hält er Bernd Lucke nicht für
wirtschaftsliberal.
Führungsstreit in der AfD: Lucke setzt sich durch
Ab Dezember soll die AfD nur noch einen Parteichef haben. Wie weit nach
rechts die Partei rückt, ist damit aber noch nicht entschieden.
Schlagloch „Abendland“: Pegida reloaded
Das Erbe patriotischer Europäer und Parolen aus dem Fundus: ein
Neujahrsmärchen über Aufstieg und Fall des Abendlandes.
Organisationsstruktur von Pegida: Nicht nur aufmarschieren
Die Organisatoren haben einen Verein gegründet. Die Leipziger Legida zeigt
ihr Gesicht und fordert das Ende des „Kriegsschuldkultes“.
AfD bei der Bürgerschaftswahl: Steife Brise in Hamburg
Mehr als 400 Personen nahmen am Wahlkampfauftakt der Partei teil. Ein
Kamerateam wurde als „Lügenpresse“ beschimpft und des Saales verwiesen.
Anti-Pegida-Demo in Dresden: Nicht einschüchtern lassen
Am Samstag demonstrieren in Dresden rund 35.000 Menschen für Toleranz und
Weltoffenheit. Zum Auftakt gab es eine Schweigeminute für die Opfer von
Terror.
Die Streitfrage: „CSU darf ihre Seele nicht verraten“
Darf es rechts neben der CSU wirklich nichts geben, wie Franz Josef Strauß
1986 sagte? Nur die Wand, meint Alexander Graf Lambsdorff.
Schriftsteller über Pegida und Mauerfall: „Das Pack, vor dem ich geflohen bi…
Marko Martin, 1989 aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen, spricht über
selbstgerechte westdeutsche Linke – und das Privileg, frei zu leben.
Gedenken nach Anschlag in Paris: „Alle Bürger können kommen“
Am Sonntag soll in Paris ein Gedenkmarsch für die Opfer des Anschlags auf
„Charlie Hebdo“ stattfinden – ohne den rechtsextremen Front National.
Drama nach Attentat in Paris: Geiseln in koscherem Supermarkt
In Paris soll ein Mann, der möglicherweise mit den „Charlie
Hebdo“-Attentätern in Verbindung steht, fünf Geiseln genommen haben,
darunter auch Kinder.
Politische Karikaturen in Frankreich: Unverzichtbare Verzerrung
Im 19. Jahrhundert schuf man in Frankreich die Grundlagen drastischer
Darstellungsformen. Ohne sie gäbe es weder HipHop noch Karikaturen.
Muslime nach „Charlie Hebdo“: Gefühlte Bedrohung
Deutsche Islamverbände planen nach dem Anschlag in Paris eine Kundgebung
gegen den Terror. Einer Umfrage zufolge wächst das Misstrauen.
Radikalisierung von Muslimen: Solche Täter sind Alleingänger
Terroranschläge wie den in Paris können muslimische Gemeinden nicht alleine
verhindern.
Sicherheit nach Anschlag in Frankreich: „Angstmacherei dient der Eskalation“
Frank Tempel, Linke-Politiker und Mitglied im Bundestags-Innenausschuss,
über die Gefahr von Einzeltätern, die Angst der Bürger, Prävention und
Pauschalisierungen.
Treffen zwischen AfD und Pegida: Man kommt sich näher
Für die AfD gibt es „inhaltliche Schnittmengen“ mit Pegida. So formuliert
es die Vorsitzende Frauke Petry. Bernd Lucke ruft derweil zur
„Besonnenheit“ auf.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.