# taz.de -- Ukraine-Konflikt: Kein Durchbruch, nur Hoffnung | |
> Angela Merkel warnt in München vor Waffenlieferungen an die Ukraine. | |
> Trotz Skepsis über die Erfolgsaussichten setzt sie weiter auf | |
> diplomatische Initiativen. | |
Bild: Weil „man in der Enttäuschung nicht verharren kann, muss man weiter ma… | |
MÜNCHEN taz | Einen Durchbruch konnte sie nicht vermelden. Es waren | |
skeptische Worte, die Angela Merkel am Samstag auf der 51. Münchner | |
Sicherheitskonferenz über die Chancen der deutsch-französischen | |
Vermittlungsinitiative im Ukraine-Konflikt wählte. „Es ist ungewiss, ob sie | |
Erfolg haben“, sagte die Bundeskanzlerin zu den Gesprächen, die sie in Kiew | |
und Moskau gemeinsam mit dem französischen Präsidenten François Hollande | |
geführt hatte. Aber den Versuch war es „auf jeden Fall wert“, sagte sie. | |
„Wir schulden es allein schon den betroffenen Menschen in der Ukraine.“ | |
Am Donnerstag und Freitag waren Merkel und Hollande zuerst mit dem | |
ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, dann mit seinem russischen | |
Amtskollegen Wladimir Putin zusammengetroffen. Vage verständigten sie sich | |
nur darauf, gemeinsam an einem neuen Dokument zur Umsetzung des im | |
September geschlossenen Minsker Abkommens arbeiten zu wollen. | |
Den bisherigen Umgang Russlands mit dem Minsker Abkommen bezeichnete Merkel | |
als „große Enttäuschung“ und „sehr desillusionierend“. Trotzdem sei es | |
richtig, weiter um verbindliche Vereinbarungen zu ringen. Weil „man in der | |
Enttäuschung nicht verharren kann, muss man weiter machen“. | |
Der in der weißrussischen Hauptstadt Minsk ausgehandelte Friedensplan sieht | |
eine Waffenruhe vor, die aber bisher nicht gehalten hat. Stattdessen sind | |
die Kämpfe in der Ostukraine weiter eskaliert. Nun gelte es, „substanzielle | |
Schritte festzulegen, die das Minsker Abkommen mit Leben erfüllen“, sagte | |
Merkel. Eine Überwindung des Ukraine-Konflikts müsse allerdings „auf der | |
Basis des internationalen Rechts“ erfolgen. Dazu zähle die Akzeptanz der | |
territorialen Integrität eines Landes. | |
## Deeskalationsstrategie statt Waffenlieferungen | |
Eindringlich warb Merkel dafür, weiter auf eine diplomatische | |
Deeskalationsstrategie zu setzen. Eine deutliche Absage erteilte sie der | |
Forderung nach Waffenlieferungen an die Ukraine, einem der großen | |
Streitpunkte auf der Münchner Sicherheitskonferenz. „Ich bin der festen | |
Überzeugung, dass dieser Konflikt militärisch nicht zu lösen ist“, sagte | |
die Christdemokratin. | |
„Das Problem ist, dass ich mir keine Situation vorstellen kann, in der eine | |
verbesserte Ausrüstung der ukrainischen Armee dazu führt, dass Präsident | |
Putin so beeindruckt ist, dass er glaubt, militärisch zu verlieren“, | |
beschied sie einem US-Senator, der sie aufforderte, den Widerstand gegen | |
Waffenlieferungen aufzugeben. Das müsse sie „so hart sagen“. | |
Während Merkel darauf verzichtete, näher auf die drohenden dramatischen | |
Folgen eines Scheiterns ihrer diplomatischen Initiative einzugehen, wurde | |
der französische Präsident Hollande deutlicher. „Ich glaube, das ist eine | |
der letzten Chancen“, sagte er vor Journalisten im französischen Tulle. | |
„Wenn es uns nicht gelingt, nicht nur einen Kompromiss, sondern einen | |
dauerhaften Frieden zu finden, dann wissen wir ganz genau, was die Folge | |
sein wird“, warnte Hollande. „Die Kanzlerin und ich sehen die Gefahr eines | |
Krieges vor den Toren Europas.“ | |
Am Sonntag wollen Merkel, Putin, Hollande und Poroschenko in einer | |
Telefonkonferenz erneut beraten. Für Montag hat sich die Bundeskanzlerin in | |
Washington mit dem US-Präsidenten Barack Obama verabredet. | |
7 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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