# taz.de -- Kommentar Krieg in der Ukraine: Geduld statt Waffen | |
> In den USA wird der Ruf nach Aufrüstung der ukrainischen Streitkräfte | |
> immer lauter. Angela Merkel aber setzt weiter auf Diplomatie – wie | |
> richtig. | |
Bild: Militärisches Geschütz außerhalb der Stadt Artemivsk. | |
Der Ukrainekonflikt ist nicht militärisch zu lösen. Kaum ein Satz ist in | |
diesen Tagen öfter zu hören. Auch auf der Münchner Sicherheitskonferenz | |
gehörte er zum Standardrepertoire diverser Reden. Zuerst sagte ihn am | |
Freitag die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, am | |
Samstag wiederholten ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel ebenso wie | |
US-Vizepräsident Joe Biden, am Sonntag schlossen sich US-Außenminister John | |
Kerry und Senator John McCain an. Die große deutsch-amerikanische | |
Einigkeit? | |
Mitnichten. Denn was folgt aus der „Binsenweisheit“, wie John McCain es | |
nannte, dass es – zumindest aus westlicher Sicht – keine militärische | |
Lösung der Krise der Ukraine gibt? Da könnten die Antworten nicht | |
unterschiedlicher sein. Etwa keine Waffenlieferungen an die Ukraine? Das | |
ist die deutsche Antwort, quer durch alle im Bundestag vertretenen | |
Parteien. In den USA werden hingegen die Rufe, die ukrainische Armee für | |
ihren Kampf gegen die ostukrainischen Separatisten auszurüsten, immer | |
lauter. John McCain ist einer der vehementesten Befürworter. | |
Das ist kein Widerspruch. Denn auch die Falken im US-Politestablishment | |
sind nicht so naiv, zu glauben, die ukrainischen Streitkräfte könnten so | |
stark gemacht werden, um jeden Angriff der Separatisten im Keim ersticken | |
oder gar den militärischen Sieg davontragen zu können. Sie setzen darauf, | |
die Kosten für Russland immer weiter in die Höhe zu treiben. | |
Es ist eine zynische Zermürbungsstrategie, die einen hohen Blutzoll der | |
Ukrainer zur Konsequenz haben wird. Und nicht nur das: Sie kann wie ein | |
Brandbeschleuniger wirken. Ihre Erfolgsaussichten hingegen sind mehr als | |
zweifelhaft. Das Problem sei, so sagt Angela Merkel, [1][die am Montag in | |
die USA reist], ganz richtig, dass sie sich keine Situation vorstellen | |
könne, „in der eine verbesserte Ausrüstung der ukrainischen Armee dazu | |
führt, dass Präsident Putin so beeindruckt ist, dass er glaubt, militärisch | |
zu verlieren“. | |
Die einzig richtige Konsequenz, die Merkel daraus zieht: Sie setzt weiter | |
auf eine diplomatische Lösung – zur Not auch mit einem langen Atem. | |
Kurzfristig sind die Erfolgsaussichten nicht gut. Auch dass [2][das Treffen | |
mit Putin und Poroschenko am Mittwoch in Minsk] den Durchbruch bringen | |
wird, ist kaum zu erwarten. Aber, auch darauf wies Merkel am Wochenende | |
hin: Sogar die Berliner Mauer ist irgendwann eingestürzt. | |
9 Feb 2015 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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