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# taz.de -- Bericht über getötete Naturschützer: Ein gefährliches Engagement
> Traurige Spitzenreiter sind süd- und zentralamerikanische Staaten: 116
> getötete Aktivisten zählt die Organisation Global Witness im Jahr 2013.
Bild: Menschen aus der Lenca-Community protestieren im Januar 2013 im hondurani…
BERLIN taz | Berta Cáceres lebt das Leben einer Flüchtenden. Todes- und
Gewaltdrohungen prägen das Leben der honduranischen Umweltschützerin aus
der Lenca-Community. Sie setzt sich für die Rechte der indigenen
Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Bau des Agua-Zarca-Staudamms ein, der
die Lenca aus Río Blanco von ihrem angestammten Land vertreiben würde. Zwei
von Cáceres Kindern mussten Honduras bereits verlassen, weil das Leben dort
zu gefährlich für sie wurde.
Dennoch hat die Generalkoordinatorin des Zivilen Rats der Basis- und
Indigenen-Organisationen von Honduras, [1][die am Montag den Goldman
Environmental Prize bekommen hat], Glück gehabt. Viele ihrer Kollegen
starben. Im Kampf um die Natur sind 2014 so viele Naturschützer getötet
worden wie nie zuvor: Mindestens 116 Aktivisten seien Opfer von tödlicher
Gewalt geworden, heißt es im [2][Bericht „How Many More“ der
Nichtregierungsorganisation Global Witness] mit Sitz in Großbritannien. Das
seien 20 Prozent mehr Tötungen als im Vorjahr.
Der Druck auf Land und Ressourcen verstärke sich, sagt Alice Harrison von
Global Witness. Der Anstieg der Tötungen könne ein Symptom des immer
heftigeren Kampfes um Flächen, Wasserkraft- und Bergbauvorhaben sein. Dem
Bericht zufolge sind meist Anschläge auf bestimmte Personen oder Tötungen
im Kontext von Protesten der Grund für den Tod von Aktivisten .
Ungefähr drei Viertel der getöteten Umweltschützer registrierte die NGO in
Zentral- und Südamerika, davon allein 29 in Brasilien und 25 in Kolumbien.
Dem folgen die Philippinen – und Honduras mit der höchsten Pro-Kopf-Zahl.
12 Naturschützer wurden dort im vergangenen Jahr umgebracht.
## Die Auftragsmörder sind bekannt
Mit 47 Personen waren allein 40 Prozent der insgesamt getöteten Aktivisten
Indigene. So wie eine Gruppe der Tolupán aus Locomapa in der Yoro-Provinz
im nördlichen Honduras, die sich gegen Bergbauvorhaben und illegale
Holzfällungen in ihrer Umwelt wehrten.
Drei Oberhäupter der Community, Armando Fúnez Medina, Ricardo Soto Fúnez
und María Enriqueta Matute, wurden nach Angaben von Global Witness 2014 bei
einem Protest von mutmaßlichen Auftragskillern einer Bergbaufirma
erschossen. Die lokale Organisation „Breite Bewegung für Würde und
Gerechtigkeit“ gibt demnach an, dass die Auftragsmörder zwar identifiziert
worden seien. Dennoch hätten die Behörden keinen Finger gerührt, um sie vor
Gericht zu bringen.
In vielen der beobachteten Länder hätten wirtschaftlich vielversprechende
Projekte eine höhere Priorität für die Regierung, sagt
Global-Witness-Aktivistin Alice Harrison. Das treffe die Verwundbarsten der
Bevölkerung. Indigene hätten oft weder Zugang zu Anwälten noch eine große
Medienöffentlichkeit.
Die ansteigende Zahl der Toten könne auch ein Zeichen dafür sein, dass es
mehr Information darüber gebe, sagt Harrison. Doch die Datenlage bleibt in
vielen Regionen der Erde schwierig, etwa in Afrika, wo laut Bericht nur
wenige Tötungen bekannt sind. Global Witness setze sich deswegen auch für
ein besseres Monitoring und mehr Aufmerksamkeit ein, sagt Harrison.
Aus China, Zentralasien und dem Nahen Osten gibt es ebenfalls nur wenig
Daten. Nach Angaben von Global Witness könnte das auch mit der
Unterdrückung der Medien und anderen Informationsquellen zusammenhängen.
21 Apr 2015
## LINKS
[1] http://www.goldmanprize.org/recipient/berta-caceres/
[2] http://www.globalwitness.org/campaigns/environmental-activists/how-many-mor…
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
Bergbau
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