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# taz.de -- Mord an Umweltaktivistin in Honduras: Festnahmen bei „Operation J…
> Im Mordfall Berta Cáceres hat die Polizei vier Männer verhaftet. Die
> Aktivistin war vor Kurzem in ihrem Haus erschossen worden.
Bild: Die Polizei bei der Verhaftung eines Verdächtigen
Wien taz | Die Nachricht überraschte: Honduras Militär- und Kriminalpolizei
haben am Montag in einer gemeinsamen Operation vier Männer festgenommen,
die des Mordes an der prominenten Umweltaktivistin Berta Cáceres
verdächtigt werden. Unter ihnen Mariano Díaz Chávez, ein aktiver Major der
Infanterie und Edilson Atilio Duarte Meza, ein ehemaliger Armeehauptmann,
der als Sicherheitschef für das Unternehmen Desa arbeitete.
Auch der dritte Mann ist ein Angestellter des Konzerns, der ein
umstrittenes Staudammprojekt vorantreibt, gegen das Cáceres mobilisiert
hatte. Der vierte wird als Auftragskiller beschrieben. Die 43-jährige
Aktivistin vom Volk der Lenca war [1][am 3. März in ihrem Haus in der Stadt
La Esperanza erschossen worden].
Innenministeriumssprecher Yuri Mora erklärte, es gebe Beweise gegen die
Festgenommenen. Der „Operation Jaguar“ getauften Razzia in der Hauptstadt
Tegucigalpa und den Küstenstädten La Ceiba und Trujillo sollen wochenlange
„wissenschaftliche“ Ermittlungen vorausgegangen sein. Genaueres werde
demnächst bekannt gegeben.
In einem ungewöhnlichen Kommuniqué begrüßte die US-Botschaft die
Festnahmen. Von Anfang an habe man eine gründliche Untersuchung gefordert,
„die den Tatsachenbeweisen nachgeht“ und auch die Auftraggeber einschließe.
Das ist eine Anspielung auf das Bemühen der Polizei, den Mord einem
Mitglied des von Berta Cáceres geleiteten Indigenendachverbands COPINH in
die Schuhe zu schieben.
Entsprechend zurückhaltend reagierten die Angehörigen des Mordopfers. Sie
zeigten sich zwar erfreut über die Festnahmen, bedauerten aber, dass die
Sicherheitskräfte ihre Mitarbeit nicht gesucht und unabhängige
internationale Untersuchungen abgelehnt hätten. Zufriedengeben würden sie
sich erst, wenn auch die Hintermänner des Verbrechens ausgeforscht und
bestraft werden. Die vermuten sie im Management des honduranischen Konzerns
Desa.
Der baut einen Staudamm für das Kraftwerk Agua Zarca auf indigenem
Territorium an dem für die Lenca heiligen Fluss Gualcarque. Berta Cáceres
hatte eine Blockade der Zufahrtsstraße angeführt und damit die Bauarbeiten
mehrere Monate unterbrochen, weil weder eine Umweltverträglichkeitsprüfung
abgewartet wurde noch die betroffenenen Gemeinden befragt worden waren.
Drohungen gegen sie von Polizei und Sicherheitskräften des Unternehmens
waren an der Tagesordnung. Zuletzt wenige Tage vor dem Mord.
## Mehr als 100 Aktivisten ermordet
Zwei Wochen nach dem Mord an Berta Cáceres wurde mit Nelson García ein
weiteres Mitglied von COPINH ermordet. Daraufhin zogen sich die
Niederländische Entwicklungsbank FMO und das finnische
Entwicklungsfinanzinstitut Finnfund aus der Finanzierung des Projekts
zurück. FMO stellte sämtliche Aktivitäten in Honduras ein und suspendierte
fällige Zahlungen für Agua Zarca.
Keinen Anlass für einen Rückzug sieht hingegen Voith Hydro. Das
Gemeinschaftsunternehmen des Maschinenbauers Voith und des Siemens-Konzerns
steht der honduranischen Betreiberfirma Desa beim Wasserkraftwerksbau mit
der technischen Betreuung und der Lieferung von Anlagen im Wert von 8
Millionen Euro zur Seite.
In Honduras wurden seit dem Putsch gegen den linkspopulistischen
Präsidenten José Manuel Zelaya im Juni 2009 mehr als 100
Umweltaktivistinnen und -aktivisten ermordet. Kein einziger dieser Morde
ist bisher aufgeklärt worden.
3 May 2016
## LINKS
[1] /Mord-an-honduranischer-Aktivistin/!5284024/
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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