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# taz.de -- Bericht zur Tötung von Umweltschützern: Einsatz mit dem Tod bezah…
> Wer das Recht auf eine intakte Umwelt verteidigt, lebt mitunter
> gefährlich. 2016 kamen weltweit mindestens 200 Öko-AktivistInnen
> gewaltsam ums Leben.
Bild: Berta Cáceres im Oktober 2015 in Honduras
Berlin taz | Nur wenige bekanntere Namen schafften es in die
internationalen Medien. [1][Berta Cáceres] etwa, die sich für die Rechte
indigener Völker und den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt in Honduras
einsetzte und dafür unter anderem mit dem [2][Goldman Environmental Prize]
ausgezeichnet wurde. Oder Zafar Lund, der in Pakistan ein
zivilgesellschaftliches Forum aufbaute, das für das Recht auf Wasser
kämpft. Beide wurden im vergangenen Jahr vor ihren Häusern erschossen.
Aber es sind noch viel mehr: Dem [3][jüngsten Report der
Menschenrechtsorganisation Global Witness] zufolge wurden 2016 weltweit
mindestens 200 UmweltschützerInnen ermordet, so viele wie nie zuvor. „Und
das ist nur die Spitze des Eisbergs“, schreiben die AutorInnen. Viele Morde
blieben vermutlich unbeachtet, weil sie in ländlichen Regionen stattfinden.
Die ExpertInnen von Global Witness werteten Medienberichte und
Informationen anderer Nichtregierungsorganisationen sowie der Vereinten
Nationen aus und ließen die Daten in bekannt problematischen Staaten wie
Brasilien, Kolumbien, Honduras und den Philippinen zusätzlich durch
Monitoring-Gruppen überprüfen.
Die Entwicklung hin zu immer mehr tödlicher Gewalt gegen Öko-AktivistInnen
beschränkt sich laut dem Report nicht auf einige wenige Länder. Die
AutorInnen dokumentieren Fälle aus 24 Staaten, 2015 waren es noch 16
gewesen.
## Besonders riskante Regionen
So gehören inzwischen auch mehr asiatische Länder zu den besonders
riskanten Regionen. In Indien beispielsweise zählte Global Witness 16 Tote,
mehr als dreimal so viele wie im Jahr davor. Die meisten der AktivistInnen
wurden auf Demonstrationen von der Polizei zu Tode geknüppelt oder
erschossen.
Am gefährlichsten sind immer noch die lateinamerikanischen Länder. Allein
in Brasilien wurden 49 Frauen und Männer getötet. In Kolumbien, das dabei
ist, den jahrzehntelangen Bürgerkrieg zu beenden, waren es 37. „Hier geht
Profit über den Friedensprozess“, schreiben die AutorInnen. Zum einen
würden RückkehrerInnen angegriffen, die einen Anspruch auf Land erheben,
das ihnen während des Konflikts gestohlen wurde. Zum anderen verstärkten
die wieder zunehmenden Investitionen den Kampf um Ressourcen.
Insgesamt stehen die meisten Morde im Zusammenhang mit Bergbau, Öl oder
Urwaldvernichtung. Aber auch Konflikte über landwirtschaftliche Nutzung,
Zugang zu Wasser oder Wilderei werden zunehmend brutaler. In einigen
afrikanischen Ländern beispielsweise sind Wildhüter in Nationalparks
besonders gefährdet, allein im Kongo wurden 2016 20 Ranger von Wilderern
erschossen.
Global Witness kritisiert Regierungen und Behörden. Nicht nur schützten sie
die „Umweltaktivisten und Menschen, die anerkannte Menschenrechte wie das
auf eine saubere Umwelt in Anspruch nehmen oder verteidigen“, zu wenig.
Teilweise kriminalisierten sie diese sogar. Wer sich gegen Umweltzerstörung
wehre, gelte schnell als „kriminell“ oder „terroristisch“, werde
polizeilich verfolgt und vor Gericht verklagt. „Dabei ist Protest oft die
einzige Möglichkeit, zur Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen
Stellung zu beziehen“, heißt es in dem Report.
Die AutorInnen fordern mehr gesetzlichen Schutz und eine rigorosere
Verfolgung der Verletzung von Umwelt- und Menschenrechten. Dass Letzteres
nicht einmal bei Mord selbstverständlich ist, zeigt die Tatsache, dass bei
den wenigsten der 200 Fälle im vergangenen Jahr auch nur ein Verdächtiger
festgenommen wurde.
16 Jul 2017
## LINKS
[1] /Mord-an-Umweltaktivistin-in-Honduras/!5300598
[2] http://www.goldmanprize.org/recipient/berta-caceres/
[3] https://www.globalwitness.org/en/campaigns/environmental-activists/defender…
## AUTOREN
Beate Willms
## TAGS
Umweltschutz
Mord
Umweltschutz
Aktivismus
Umwelt
Honduras
Berta Cáceres
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