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# taz.de -- Proteste in Burundi: „Eine massive Fluchtbewegung“
> Bei Zusammenstößen in Burundi wurden seit Ende April mehr als ein Dutzend
> Menschen getötet. Mehr als 35.000 Menschen sind in die Nachbarländer
> geflohen.
Bild: Brennende Barrikaden in der burundischen Hauptstadt Bujumbura.
BUJUMBURA afp/ap | Wegen der Spannungen rund um die Präsidentschaftswahl im
ostafrikanischen Burundi sind nach UN-Angaben bereits mehr als 35.000
Menschen aus dem Land geflohen. UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres
zeigte sich angesichts der Zahlen am Mittwoch „extrem besorgt“. Bei neuen
Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei wurde in der
Hauptstadt Bujumbura am Donnerstag ein Mensch getötet.
„Wir dachten, über Flüchtlinge aus Burundi müssten wir nie wieder sprechen,
aber leider haben wir erneut eine massive Fluchtbewegung von Burundiern“,
sagte Guterres in Nairobi. Wegen des gewaltsamen Vorgehens der
Sicherheitskräfte gegen oppositionelle Demonstranten flohen in den
vergangenen Tagen Tausende Menschen aus dem kleinen ostafrikanischen Land
in die Nachbarstaaten Ruanda, Tansania und Demokratische Republik Kongo.
Opposition und Demonstranten halten eine [1][dritte Amtszeit von
Nkurunzinza für verfassungswidrig]. Auch in der Stadt Citiboke im
Nordwesten des zentralafrikanischen Landes gab es am Donnerstag neue
Unruhen. Soldaten der burundischen Armee feuerten Warnschüsse in die Luft
ab, um die Versammelten zu vertreiben. Diese machten Augenzeugenberichten
zufolge Jagd auf Menschen, die mutmaßlich einer regierungsfreundlichen
Miliz angehören.
Die Proteste hatten am 25. April begonnen. Hintergrund ist die Entscheidung
der Regierungspartei, Präsident Nkurunziza für eine dritte Amtszeit zu
nominieren. Seine Gegner halten das für einen Verstoß gegen die Verfassung,
die nur zwei Amtszeiten vorsieht. Nkurunzinza hält dagegen, er sei erst
einmal vom Volk gewählt worden.
## Nkurunziza will die dritte Amtszeit
Der Präsident war 2005 zunächst vom Parlament zum Chef einer
Übergangsregierung bestimmt worden. 2010 war er der einzige Kandidat in
einer von der Opposition boykottierten Wahl.
Das Verfassungsgericht erklärte die [2][erneute Kandidatur Nkurunzizas am
Dienstag für rechtens]. International wächst der Druck auf den Präsidenten,
auf die Kandidatur zu verzichten. Dieser bekräftigte jedoch am Mittwoch,
auch weiterhin eine dritte Amtszeit anzustreben. „Wenn die Menschen in
Burundi ihr Vertrauen in uns setzen, wird es das letzte Mandat sein, das
ich anstrebe, so wie es das Verfassungsgericht bestimmt hat“, sagte
Nkurunziza in einer Fernsehansprache.
Nach Behördenangaben vom Mittwoch begannen am Dienstag Gespräche zwischen
Vertretern von Regierung und Opposition. Dem burundischen Außenministerium
zufolge reisten auch die Außenminister aus den Nachbarländern Ruanda und
Tansania sowie aus Kenia und Uganda an, um Lösungsvorschläge zu
unterbreiten.
„Das ist eine letzte Gelegenheit“, angemessene Bedingungen für die Wahl zu
schaffen, sagte ein westlicher Diplomat über die Verhandlungen. Tansanias
Außenminister Bernard Membe kündigte ein Gipfeltreffen der Ostafrikanischen
Gemeinschaft (EAC) für den 13. Mai an. Das Treffen soll demnach in
Tansanias Regierungssitz Daressalam stattfinden.
## Oppositioneller freigelassen
Derweil wurde der festgenommene Oppositionspolitiker Audifax Ndabitoreye
freigelassen, wie er selbst in der Nacht zum Donnerstag mitteilte. Er wirft
der Regierung unter anderem vor, die Bürger mit einer Miliz zu
terrorisieren.
Ndabitoreye war am Mittwoch wegen „Anstachelung zum Aufruhr“ abgeführt
worden, nachdem er an einem Krisentreffen der Außenminister der
Ostafrikanischen Gemeinschaft in der Hauptstadt Bujumbura teilgenommen
hatte.
Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auf einer Fläche, die in
etwa so groß wie Brandenburg ist, leben etwas mehr als zehn Millionen
Menschen. Augenzeugen berichteten von mindestens einem Toten und mehreren
Verletzten während der Zusammenstöße am Donnerstag. Zu den
Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Regierungsgegnern und -anhängern kam
es im Bezirk Kinama. Am Vortag wurden bei Krawallen laut Rotem Kreuz 16
Menschen verletzt. Seit Beginn der Proteste Ende April wurden mehr als ein
Dutzend Menschen getötet.
7 May 2015
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