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# taz.de -- Kommentar Bremens Bürgermeister: Rücktritt gegen alle Regeln
> Die Mehrheit der Bremer Wähler traut Jens Böhrnsen zu, das schwierige
> Miniland weiterzuregieren. Doch er entzieht sich lieber der
> Verantwortung.
Bild: Will nicht mehr als Bürgermeisterkandidat antreten: Jens Böhrnsen.
Mit seinem völlig überraschenden Rücktritt nach [1][der Wahl in Bremen]
bricht Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen mit allen Regeln der Politik. Es
ist kaum zu glauben: Er könnte regieren, aber er will nicht. Er schmeißt
hin, nach immerhin zehn Jahren an der Spitze des Minilandes.
Die Motive für diese Entscheidung muss man zunächst in seinem Charakter
suchen. Böhrnsen ist ein nachdenklicher und empfindsamer Typ. Leute, die
ihn gut kennen, sagen: Er lässt die Dinge an sich heran. Die deutlichen
Verluste der Sozialdemokratie und vor allem die katastrophal niedrige
Wahlbeteiligung, beides sind Tiefschläge. Böhrnsen hat sie persönlich
genommen. Das ist ehrenvoll, einerseits, aber auch ein bisschen
unpolitisch.
Bremen zu regieren, ist keine leichte Aufgabe. Die soziale Spaltung in der
Stadt ist enorm. Hier die Villen des wohl situierten Bürgertums, nur wenige
Kilometer entfernt soziale Brennpunkte. In Bremerhaven leben 38 Prozent der
Kinder von Hartz IV. Widersprüche gibt es in allen Großstädten, aber in
Bremen sind sie immens. Rot-Grün hat bisher nicht geschafft, diese Spaltung
des tief verschuldeten Landes zu kitten. Und all das wird schwieriger, da
die Schuldenbremse kommt.
In Bremen manifestiert sich ein Phänomen, das bei allen Wahlen der
vergangenen Jahre deutlich wurde. Die gut gestellte Mittel- und Oberschicht
geht wählen, die Armen und Marginalisierten bleiben zu Hause. Die CDU hat
keinerlei Interesse, diesen Effekt zu bekämpfen, weil er ihr in die Karten
spielt. Das heißt, es ist die Aufgabe der Parteien links der Mitte, die
Abmeldung ganzer Bevölkerungsgruppen aus der Demokratie zu bekämpfen.
Angesichts dessen wirkt Böhrnsens Rückzug rat- und hilflos, ja:
verantwortungslos. Eine Mehrheit der Wähler traut ihm weiter zu, die Stadt
zu regieren. Und er wäre derjenige, der die schweigende Masse der
Nicht-Wähler wieder für Politik interessieren müsste. Stattdessen stürzt er
seine Partei und die kommende Koalition ins Chaos, weil er sich selbst aus
dem Spiel nimmt. Das ist schade.
11 May 2015
## LINKS
[1] /Rot-Gruen-bleibt-in-Bremen/!159699/
## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Wahlen
Rücktritt
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Bremen
Jens Böhrnsen
Jens Böhrnsen
Politikverdrossenheit
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