# taz.de -- Zustrom erwartet: Zeltlager für Geflüchtete | |
> Der Hamburger Senat erwartet im Herbst eine starke Zunahme der | |
> Flüchtlingszahlen. Deshalb will er auf Notunterkünfte zurückgreifen. | |
Bild: Als es das erste Mal schnell gehen musste: THW-Mitarbeiter bauen ein Zelt… | |
HAMBURG taz | Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine kommen täglich | |
hunderte Kriegsgeflüchtete in Hamburg an. Die Innen- und Sozialbehörde | |
befürchten angesichts des anhaltenden Zustroms eine Überlastung der | |
Unterstützungsstrukturen. Deshalb sollen die Menschen jetzt auch wieder in | |
Zelten, Turnhallen und den Messehallen untergebracht werden. | |
„Die Lage ist sehr viel angespannter, als sie sich über den Sommer | |
anfühlte“, erklärte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) bei einem | |
Pressegespräch am Donnerstag. Sie erwarte, dass bis Herbst die Zahl von | |
Geflüchteten Menschen in Hamburg 50.000 erreicht. | |
[1][Seit Beginn des Krieges im Februar seien bereits über 43.000 | |
Schutzsuchende in Hamburg registriert worden, darunter 38.000 Geflüchtete | |
aus der Ukraine]. Etwa die Hälfte sei privat untergebracht, 3.800 seien in | |
andere Bundesländer verteilt worden. Die übrigen Menschen habe der Senat in | |
öffentlichen Einrichtungen aufgenommen. | |
Vor Beginn des russischen Angriffs habe Hamburg über 30.000 öffentliche | |
Plätze verfügt. Von diesen seien 27.000 belegt gewesen, berichtete | |
Leonhard. Binnen kürzester Zeit habe der Senat weitere 13.000 | |
Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen. [2][Trotzdem seien 98 Prozent aller | |
Plätze belegt]. Zwar wolle der Senat weitere Flächen akquirieren, dies aber | |
sei ein „Kraftakt“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD). | |
## Es fehlt an Baumaterial | |
Die Versorgungsnotlage, die überall spürbar sei, verzögere aktuell die | |
Inbetriebnahme geplanter Unterkünfte, sagte Senatorin Leonhard, so etwa bei | |
einer Gewerbeimmobilie im Bezirk Nord. Dort könnten weitere 1.000 | |
Geflüchtete untergebracht werden. Die Inbetriebnahme stagniere, weil | |
Trennwände und weiteres Material nicht geliefert werden könnten. | |
Deshalb würden nun schon Turnhallen als alternative | |
Unterbringungsmöglichkeiten genutzt, berichtete Senator Grote. Und es | |
könnte noch ungemütlicher werden: In der Unterkunft Schnackenburgallee | |
seien bereits Zelte aufgeschlagen, in denen geflüchtete Menschen | |
untergebracht werden sollen. | |
„Es geht halt nicht anders“, sagte Grote in dem Pressegespräch. Er würde | |
das „auch alles gerne nicht so machen“. Die Versorgungsnotlage führe dazu, | |
dass auch auf solche Alternativen zurückgegriffen werden müsse. Schließlich | |
wolle der Senat nicht in die Lage kommen, Menschen kein Obdach gewähren zu | |
können. | |
„[3][Turnhallen als Übergang sind okay, aber nur als Übergang]“, findet | |
Manfred Ossenbeck vom [4][Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen]. „Zelte | |
im Winter, das ist grauenhaft.“ Ossenbeck räumt ein, dass die Stadt sich | |
bemühe. „Ob sie alle Möglichkeiten ausschöpft, das kann ich nicht sagen“, | |
schränkt er ein. Die Stadt müsse stärker auf Büroflächen zugreifen und | |
diese langfristig zu Unterkünften ausbauen. | |
[5][Das sieht Carola Ensslen von der Linksfraktion ähnlich]: Hamburg habe | |
noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Der Senat sei einfach „nicht | |
bereit, eine Regelung aus dem Jahr 2015 wieder aufleben zu lassen, wonach | |
er Gewerbeflächen für die Unterbringung von Geflüchteten beschlagnahmen | |
konnte“. | |
19 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Unterbringung-Gefluechteter-in-Hamburg/!5867872 | |
[2] /Maroder-Zustand-der-Unterkunft/!5869516 | |
[3] /Ukrainische-Gefluechtete-in-Berlin/!5878031 | |
[4] http://bhfi.de/ | |
[5] https://www.linksfraktion-hamburg.de/dr-carola-ensslen/ | |
## AUTOREN | |
Emma Philipp | |
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