# taz.de -- Zukunft des 49-Euro-Tickets: Deutschlandticket nur kurz sicher | |
> Bund und Länder konnten sich auf keine langfristige Finanzierung der | |
> Fahrkarte einigen. Laut Verbänden geht das auf Kosten der Kunden. | |
Bild: Noch sind Regionalzüge wie dieser am Berliner Hauptbahnhof für 49 Euro … | |
BERLIN taz | Bund und Länder wollen das Deutschlandticket 2024 erhalten. | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsident:innen der | |
Länder haben sich am Montag in Berlin dafür ausgesprochen, das Ticket | |
fortzuführen und weitere Schritte für die Finanzierung im nächsten Jahr | |
einzuleiten. | |
„Das ist eine gute Entscheidung“, sagte der Chef der | |
Verkehrsministerkonferenz, Oliver Krischer (Grüne), auf Anfrage der taz. | |
„Aber eine langfristige Finanzierung des erfolgreichsten Tickets in der | |
ÖPNV-Geschichte ist leider nicht erreicht worden.“ Der Beschluss der | |
Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vom späten Montagabend lässt also | |
annehmen, dass die bundesweit gültige ÖPNV-Fahrkarte im Laufe des Jahres | |
2024 teurer wird. | |
Scholz und die Landeschef:innen wollen das 49-Euro-Ticket zunächst mit | |
einem Rest des Budgets aus dem Jahr 2023 am Leben halten. Dafür ist eine | |
Gesetzesänderung nötig, die nun in die Wege geleitet werden soll. Die | |
Verkehrsminister:innen der Länder sollen den Auftrag erhalten, ein | |
Konzept zur Weiterführung des Tickets ab 2024 vorzulegen – rechtzeitig vor | |
dem einjährigen Jubiläum des Tickets am 1. Mai 2024. | |
Laut MPK-Beschluss sollen Bund und Länder die weitere Finanzierung und | |
einen Mechanismus zur Fortschreibung des Ticketpreises aushandeln, „der | |
auch eine Erhöhung beinhalten kann“. Erweiterungen des Deutschlandtickets, | |
etwa durch ein bundesweit gültiges Semesterticket oder ein günstigeres | |
Sozialticket, kamen nicht zur Sprache. | |
## Zusatzzahlungen von Bund und Ländern ausgeschlossen | |
Seit Monaten schwelt der Streit darum, wie die durch das Ticket zusätzlich | |
anfallenden Kosten 2024 gedeckt werden können. Die Grundkosten von 3 | |
Milliarden teilen sich Bund und Länder. Der Verband der Verkehrsunternehmen | |
(VDV) rechnet für das nächste Jahr mit Mehrkosten von rund 1,1 Milliarden | |
Euro. 700 Millionen würden laut VDV durch das Restgeld aus diesem Jahr | |
gedeckt. Übrig blieben 400 Millionen Euro. Die | |
[1][Landesverkehrsminister:innen hatten sich im Vorfeld der MPK | |
dazu bereit erklärt], 200 Millionen zu übernehmen – und forderten, dass die | |
anderen 200 Millionen aus Bundestöpfen gezahlt werden. | |
Nun wollen Bund und Länder die Zusatzkosten, die das Ticket 2024 | |
verursachen wird, genau berechnen. Eine Einigung darüber, wie sie gedeckt | |
werden sollen, wenn das Restbudget aus 2023 nicht ausreicht, blieb im | |
Detail aus. Dass die Länder zumindest einen Teil der Kosten tragen, wie es | |
zuvor von den Verkehrsminister:innen hieß, scheint nun ebenfalls | |
nicht mehr sicher. Olaf Scholz und die Ministerpräsident:innen sehen | |
vor, mit dem angepeilten Konzept der Verkehrsminister:innen „eine | |
weitere Nachschusspflicht durch Bund und Länder“ 2024 auszuschließen. | |
„Das Gezerre um die Finanzierung des Deutschlandtickets geht in die nächste | |
Runde“, kommentierte Ramona Pop, Vorständin des [2][Verbraucherzentrale | |
Bundesverbands (vzbv)]. „Bund und Länder haben es versäumt, | |
Verbraucher:innen Planungssicherheit zu geben.“ Kund:innen müssten | |
mit Preiserhöhungen rechnen, das mache das Deutschlandticket weder | |
attraktiver noch verlässlicher. „49 Euro sind [3][für viele Menschen | |
bereits die Schmerzgrenze]“, so Pop. „Statt die Kosten auf die | |
Verbraucher:innen abzuwälzen, sollten Bund und Länder ihre Mittel | |
erhöhen und für einen besseren und bezahlbaren Nahverkehr sorgen.“ | |
7 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Nanja Boenisch | |
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