# taz.de -- Wie viele bei den Demos gegen Rechts?: Zählen gegen Rechtsextremis… | |
> Wie viele Menschen sind auf den Demos? Die Veranstalter:innen | |
> schätzen die Zahlen höher, die Polizei niedriger. Wie kommt das? | |
Bild: Wie viele denn jetzt? 350.000 zählten die Veranstalter, 100.000 zählte … | |
BERLIN taz | „Wir sind 350.000 Menschen gegen rechts“, schallte es am | |
vergangenen Sonntag über den Platz vor dem Reichstag. Laut der Berliner | |
Polizei seien dagegen nur 100.000 Menschen auf der Kundgebung „Zusammen | |
gegen rechts“ gewesen. Warum stimmen die Zahlen nicht überein? Und wer hat | |
Recht? | |
„Es gibt nicht das eine richtige System, um [1][Demoteilnehmer] zu zählen“, | |
sagt Bewegungsforscher Dieter Rucht. Die Diskrepanz zwischen den Zahlen der | |
Polizei und denen der Veranstalter beschäftigt ihn seit mehr als 15 Jahren. | |
Bilder von oben, Videos oder Personen, die die Demo ablaufen und mitzählen | |
– all das kann helfen, [2][die Menschenmasse] einzuschätzen. Die | |
Pressestelle der Berliner Polizei gibt an, dass sie für die Demo vor dem | |
Bundestag Referenzkarten und Luftbilder nutze. | |
„Wir zählen oft tatsächlich alle Menschen mit Hilfe von Zählgeräten, doch | |
das war an diesem Tag nicht mehr möglich, wenn so viele Menschen | |
demonstrieren“, sagt ein Mitorganisator von Fridays for Future Berlin. | |
Stattdessen berechneten sie die Kapazitäten der Fläche vor dem | |
Reichstagsgebäude und den Seitenstraßen. Pro Quadratmeter gehen sie von 2,2 | |
Personen aus. | |
## Wie eng stehen die Menschen beieinander? | |
In München soll es noch voller gewesen sein, hier rechneten die | |
Organisator*innen mit 2,9 Personen pro Quadratmeter. Die Kundgebung | |
am Siegestor am vergangenen Samstag hat die Polizei aufgrund [3][des hohen | |
Andrangs] abgebrochen. Auch dort liegen die geschätzten Teilnehmerzahlen | |
zwischen 100.000 und 320.000. | |
„Vor der Bühne, wenn es zu Gedränge kommt, können auch mal bis zu drei | |
Personen auf einem Quadratmeter stehen, aber das ist schon eher der | |
Extremfall“, sagt Rucht. Nicht überall ist das Gedränge gleich groß, | |
besonders an den Rändern von Kundgebungen, sei meist mehr Platz. Für seine | |
Forschung nehme er den Mittelwert zwischen den Polizeizahlen und denen der | |
Veranstaltenden. | |
Auf beiden Seiten läge die „Fehlerquote“ laut Soziologe Sebastian Haunss | |
bei etwa 20 Prozent. Auf Kundgebungen, die an bekannten Orten stattfinden, | |
seien Vergleiche einfacher. Je mehr sich die Menschen in Seitenstraßen | |
verteilen, desto schwieriger werde die Übersicht. „Sowohl die Polizei als | |
auch die Veranstaltenden haben ein systematisches Interesse daran zu über- | |
oder unterschätzen“, sagt Haunss. | |
Der traditionelle Grund der Polizei, niedrigere Angaben zu machen, sei, | |
dass sie nicht zugeben wolle, mit zu wenigen Kräften vor Ort gewesen zu | |
sein. Bei linken Demos, bei denen die Polizei selbst als Partei auftritt, | |
nenne sie niedrigere Zahlen, um die Relevanz der Demo zu mindern. | |
Die Veranstaltenden nennen umgekehrt gern höhere Zahlen, um mehr | |
Aufmerksamkeit für ihre Forderungen zu erhalten. Sie müssen laut Rucht | |
besonders aufpassen, wenn sie Zahlen durchgeben. Denn sie dürften „ihre | |
Glaubhaftigkeit nicht verlieren. Wenn zur nächsten Demo plötzlich viel | |
weniger Person kommen, nützt es der Bewegung nichts“, sagt Rucht. | |
23 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anastasia Zejneli | |
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