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# taz.de -- Umfrage zu EU-Plänen: Kein Bock auf grüne AKW
> Die EU erwägt, Investments in Atomkraftwerke als nachhaltig einzustufen.
> Nicht mal jede:r Fünfte würde da laut einer Umfrage mitgehen.
Bild: Sieht fast nachhaltig aus, ist es aber nicht, finden viele Deutsche
Berlin taz | Sollte die EU-Kommission tatsächlich Investments in Atomkraft
als grüne Geldanlage klassifizieren, gefährdet sie die Glaubwürdigkeit
nachhaltiger Finanzprodukte und damit diesen Markt. Davor warnt die
Nichtregierungsorganisation „[1][Bürgerbewegung Finanzwende]“.
Mehr als vier Fünftel der Bürger:innen in Deutschland würden eine
Geldanlage nicht als nachhaltig anerkennen, wenn das Kapital auch in
Atomanlagen fließt. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Umfrage im
Auftrag von Finanzwende Recherche hervor, die der taz vorliegt.
Der Hintergrund: In Kürze will die EU-Kommission eine Vorordnung zu grünen
Finanzanlagen vorlegen, die sogenannte Taxonomie. „Die Verordnung wird die
Grundlage für Nachhaltigkeitssiegel für Finanzanlagen sein“, sagt Magdalena
Senn, Expertin von Bürgerbewegung Finanzwende.
Die an die Kommission angeschlossene Forschungsstelle Joint Research Center
hat sich [2][dafür ausgesprochen, Atomkraft aus Klimaschutzgründen als
nachhaltig zu bewerten]. Damit würden [3][Investments in AKW] genauso
eingestuft wie Windräder. EU-Länder wie Frankreich mit seinen vielen
Atomkraftwerken unterstützen das Vorhaben.
## Schulze gegen AKW in Taxonomie
Eine von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) angeführte Gruppe von
fünf Ländern ist dagegen, AKW in die Taxonomie aufzunehmen. Sie
argumentiert mit der Gefährlichkeit der Atomkraft und dem ungelösten
Müllproblem.
„Wir befürchten, dass die Einbeziehung der Kernenergie in die Taxonomie
ihre Integrität, Glaubwürdigkeit und damit ihren Nutzen dauerhaft schädigen
würde“, heißt es [4][in einem Brief an die EU-Kommission], den Umwelt- und
Energieminister:innen aus Deutschland, Österreich, Dänemark, Spanien
und Luxemburg an die Kommission geschrieben haben.
Allerdings: Rückenwind von der deutschen Bundesregierung erhält die Gruppe
nicht. „Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesfinanzministerium
haben sich bislang zur Frage der Atomkraft innerhalb der EU-Taxonomie
zurückgehalten“, kritisiert Senn.
## Definition für alle Mitgliedsländer
Von den Befragten erklärten allerdings 82 Prozent, dass sie eine
Geldanlage, bei der Kapital auch in Atomanlagen fließt, nicht als
nachhaltig begreifen würden. Bei den Teilnehmenden mit einem
Haushaltseinkommen bis 4.000 Euro netto waren es 84 Prozent, bei denen mit
einem höheren Einkommen 78 Prozent. „Das zeigt, dass die Klassifikation von
Atomkraft als nachhaltig in Deutschland nicht funktioniert“, sagt Senn. Die
EU-Kommission müsse eine Definition vorschlagen, die in allen
Mitgliedsländern angenommen wird.
„Ansonsten bekommen wir keinen einheitlichen Standard, sondern haben wie
bisher viele verschiedene Label“, erklärt sie. Ohne eine einheitliche
Klassifikation von Nachhaltigkeit bekomme der Markt für grüne Investments
aber nicht den Schub, den er angesichts der Klimakrise brauche.
Die Organisation „.ausgestrahlt“ hatte [5][vor Kurzem eine Umfrage mit
einem ähnlichen Ergebnis] veröffentlicht. Danach hielten 67 Prozent der
Befragten als nachhaltig gelabelte Finanzanlagen mit Atomanteil nicht für
glaubwürdig.
22 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.finanzwende.de/
[2] /Gutachten-zu-nachhaltigen-Geldanlagen/!5758426
[3] /Neue-Einstufung-fuer-Finanzanlagen/!5780474
[4] /Neue-Einstufung-fuer-Finanzanlagen/!5780474
[5] https://www.ausgestrahlt.de/presse/uebersicht/reprasentative-umfrage-einbez…
## AUTOREN
Anja Krüger
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