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# taz.de -- EU will Atomkraft auf grün trimmen: Fehlende Akzeptanz ist egal
> Verbraucher akzeptieren keine Siegel, bei denen Atomkraft als grün gilt.
> Das stört die EU bei ihren Plänen für ein Nachhaltigkeitslabel nicht.
Bild: Eher grau als grün: Atomkraftwerke
Berlin taz | Die EU-Kommission kümmert es offenbar nicht, dass sie den
Erfolg ihres geplanten Labels für grüne Geldanlagen gefährden könnte, indem
sie Investitionen in Atomkraft als „nachhaltig“ deklariert. So lässt sich
die Antwort der Kommission auf ein Schreiben der
Nichtregierungsorganisation Finanzwende Recherche verstehen. Darin hatten
die Finanzexpert:innen auf eine Umfrage hingewiesen, nach der mehr als
80 Prozent der in Deutschland lebenden Verbraucher:innen [1][eine
Geldanlage nicht als nachhaltig anerkennen, wenn Kapital auch in
Atomanlagen fließt].
„Die Kommission lässt sich auf unseren Punkt gar nicht erst ein“, sagt
Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei Finanzwende
Recherche. „Offenbar hat sie keine guten Argumente dagegen.“ Stattdessen
bezieht sich die Brüsseler Behörde in ihrer Antwort an Finanzwende auf das
Ergebnis einer [2][umstrittenen Studie der Forschungsstelle Joint Research
Center]. Diese kommt zu dem Schluss, dass Atomkraft aus Klimaschutzgründen
als nachhaltig zu bewerten ist.
Der Hintergrund: Die EU arbeitet an einer Verordnung, mit der eine Art
Nachhaltigkeitssiegel für Finanzanlagen geschaffen werden soll, die
sogenannte Taxonomie. Unter der Führung Frankreichs wollen zwölf Staaten,
dass dabei auch Atomanlagen als nachhaltig gelten. Die deutsche
Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat sich mit Vertreter:innen von
fünf weiteren Ländern dagegen ausgesprochen – ebenfalls mit dem Argument
der Glaubwürdigkeit. Die Gruppe verweist darauf, wie gefährlich die
Produktion von Atomkraft ist und dass das Problem nicht gelöst ist, was mit
dem strahlenden Müll geschehen soll.
## Steckt ein klimaschädlicher Deal dahinter?
Vor kurzem hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, dass eine
Einstufung der [3][Atomkraft als nachhaltiges Investment] angesichts der
Mehrheitsverhältnisse in der EU kaum noch zu verhindern sei. Die NGO
Finanzwende fürchtet, dass dahinter ein Deal steckt: Frankreich setzt sich
mit seinem Anliegen durch, dafür wird der Wunsch aus Deutschland erfüllt,
auch [4][Investments in Erdgas als grüne Geldanlage] zu bewerten – also die
Finanzierung eines klimaschädlichen fossilen Energieträgers.
„Nach unseren Informationen haben sich Vertreter der Bundesregierung in
Brüssel für die Einstufung von fossilem Erdgas als nachhaltig eingesetzt“,
sagt Senn. Sollte die EU-Kommission tatsächlich Geldanlagen mit Atomanteil
als nachhaltig einstufen, werde das neue Siegel hinter bestehende
Branchenstandards zurückfallen, etwa denen des Forum Nachhaltige Geldanlage
(FNG) und sogar denen des Labels [5][Greenfin] des französischen Staates.
23 Nov 2021
## LINKS
[1] /Umfrage-zu-EU-Plaenen/!5794716
[2] https://ec.europa.eu/info/sites/default/files/business_economy_euro/banking…
[3] /EU-Kommission-und-Kernkraft/!5812631
[4] /Nachhaltigkeits-Standard-der-EU/!5807443
[5] https://www.ecologie.gouv.fr/label-greenfin
## AUTOREN
Anja Krüger
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Nachhaltigkeit
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