# taz.de -- Tests von Banken und Geldanlagen: Grünes Geld ist möglich | |
> Erspartes nachhaltig anzulegen, ist gar nicht so einfach. Zwei | |
> Untersuchungen zeigen nun: Es geht, aber Verbraucher:innen wird es | |
> schwer gemacht. | |
Bild: Nicht jede Geldanlage, die von außen grün ist, ist es auch innen | |
Berlin taz | Wer Geld nachhaltig anlegen will, muss genau hinschauen – und | |
bereit sein, etwas mehr dafür zu zahlen. Bei einer [1][aktuellen | |
Untersuchung der Stiftung Warentest] bekamen von 117 untersuchten Banken | |
und Sparkassen 12 die Einstufung als „nachhaltig“. Als „streng nachhaltig… | |
wurden nur 3 bewertet. | |
Am nachhaltigsten schnitten demnach die GLS Bank, die KD-Bank und die | |
Umweltbank ab. „Diese Banken sind streng nachhaltig, weil sie etwa Kredite | |
ausschließlich für soziale und ökologische Projekte vergeben und | |
transparent darüber berichten“, sagt Testleiter Bostjan Krisper. Bei | |
lediglich „nachhaltigen“ Instituten sind die Kriterien etwas weniger | |
streng: Laut Krisper schließen diese Finanzierungen und Anlagen etwa für | |
Kohle, Atomkraft, Waffen und Tabak aus. | |
Doch wer bei der eigenen Bank Wert auf Nachhaltigkeit legt, muss es sich | |
leisten können: Bei der GLS-Bank und der KD-Bank zahlen Kund:innen für | |
das Girokonto demzufolge im Jahr zwischen 40 und 121 Euro. Die Umweltbank | |
bietet kein Girokonto an. Etwas günstiger wird es bei einigen der | |
Institute, die die Stiftung Warentest als „nachhaltig“ bewertet: Bei der | |
Sparda-Bank Hamburg werden laut Test pro Jahr 15 Euro fällig, zumindest, | |
wenn auf dem Konto ein regelmäßiges Gehalt eingeht. | |
Die Stiftung Warentest empfiehlt als Alternative, sich auch bei klassischen | |
Banken umzusehen – mitunter hätten auch diese nachhaltige Angebote im | |
Portfolio. Bei der ING sei das etwa das Girokonto Future, das, bei einem | |
monatlichen Geldeingang von mindestens 1.000 Euro, einen Euro im Monat | |
kostet. Und bei der Sparkasse Hannover fließe Geld des Sparkassenbriefs N+ | |
in ökologische oder soziale Vorhaben, etwa nachhaltige Landwirtschaft. | |
## Mehr Nachhaltigkeit drauf als drin | |
Geht es nicht nur um ein Giro- oder Tagesgeld-Konto, sondern um eine | |
längerfristige Geldanlage setzen viele Anleger:innen auf Fonds. Für | |
Nachhaltigkeit stehen sollen dabei ESG-Fonds. Das Kürzel steht für | |
Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute | |
Unternehmensführung). Doch die NGOs urgewald und Facing Finance | |
kritisieren: Viele dieser ESG-Fonds seien alles andere als nachhaltig. | |
Mehr als 14.000 dieser Fonds analysierten die beiden Organisationen. | |
[2][Das Ergebnis der am Mittwoch veröffentlichten Recherche]: Deutlich mehr | |
als ein Drittel investiere in Firmen, die fossile Expansionsprojekte | |
vorantrieben oder keinen glaubhaften und Paris-konformen Ausstiegsplan aus | |
der Kohle vorgelegt hätten. Dabei gehe es um eine Investitionssumme von | |
mehr als 123 Milliarden Euro. Alleine auf die sechs größten Öl- und | |
Gaskonzerne entfielen Investitionen in Höhe von 23,5 Milliarden Euro. | |
„Wer so massiv gegen den Nachhaltigkeitsgedanken verstößt, hat insbesondere | |
in ESG-Fonds nichts verloren“, kritisiert Julia Dubslaff, Finanzanalystin | |
bei urgewald. Frederike Potts von Facing Finance weist darauf hin, dass | |
gerade Kleinanleger:innen kaum durchblicken könnten – und ihnen so gar | |
nicht klar sei, wenn ihr Geld in die fossile Wirtschaft fließe. | |
Neue Leitlinien der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde | |
schaffen in Teilen Abhilfe. So müssen Fonds, die zum Beispiel den Begriff | |
Sustainability (Nachhaltigkeit) im Namen tragen, ab Mai die meisten ihrer | |
fossilen Anlagen verkaufen oder ihren Namen ändern. Das soll Greenwashing | |
einschränken. Doch für andere Begriffe gelten diese Vorschriften nicht. | |
„Vollkommen unverständlich ist, warum Fonds mit dem Begriff ‚Transition‘… | |
Geldanlagen in Unternehmen festhalten dürfen, die mit fossilen | |
Expansionsprojekten die Transformation unserer Energiesysteme ausbremsen“, | |
kritisiert Finanzexpertin Potts. Sie fordert, hier nachzubessern: „Wenn | |
diese Lücken nicht geschlossen werden, ist es eine vertane Chance für den | |
Verbraucherschutz in Europa.“ | |
20 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.test.de/Nachhaltige-Banken-Vergleich-4590882-0/ | |
[2] https://www.urgewald.org/medien/finanzrecherche-deckt-massives-greenwashing… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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