| # taz.de -- US-Präsident in der Defensive: Sie lehrt Trump das Fürchten | |
| > Für Trump läuft es derzeit schlecht. Er hat den Shutdown verspielt – und | |
| > wird von Nancy Pelosi, der Sprecherin des Repräsentantenhauses, | |
| > vorgeführt. | |
| Bild: Starke Frau im Repräsentantenhaus: Nancy Pelosi | |
| New York taz | Donald Trump verachtet Verlierer. Politische Gegner und | |
| kritische Journalisten beschimpft er als „Loser“. Aber am Dienstag, dem | |
| Tag, an dem ein US-Präsident gewöhnlich vor die beiden Kammern des | |
| US-Kongresses tritt und feierlich erklärt: „Der Zustand der Union ist gut“, | |
| muss er selbst gleich mehrere Niederlagen verdauen. Eine davon: Er wird | |
| nicht reden dürfen, weil eine Frau ihm das untersagt hat. | |
| Am schwersten aber wiegt für den 72-jährigen Donald Trump das vorläufige | |
| Ende und [1][Scheitern seines „Shutdown“]. Der 35-tägige Lohnentzug für | |
| mehr als 800.000 Bundesbeschäftigte, mit dem Trump 5,7 Milliarden Dollar | |
| zur Befestigung der Grenze zu Mexiko erpressen wollte, war nicht nur extrem | |
| unpopulär, sondern er brachte auch keinen einzigen Cent für Trumps Mauer. | |
| Am selben Tag, als er seinen Shutdown abbrechen musste, wurde Trump auch | |
| ein Stück einsamer. Im Morgengrauen holten FBI-Agenten in Florida einen | |
| Mann aus dem Bett, der mehr als 30 Jahre lang sein Verbündeter und Beißhund | |
| war und der ihn schon in den 1990er Jahren ermuntert hat, für das Weiße | |
| Haus zu kandidieren. | |
| Der jetzt wegen Lügen, Justizbehinderung und Zeugenbeeinflussung | |
| [2][angeklagte Roger Stone] ist der sechste Mann aus dem inneren Kreis des | |
| US-Präsidenten, dem schwere Straftaten vorgeworfen werden. Fünf von ihnen | |
| haben Geständnisse abgelegt und die Seite gewechselt. Seit sie mit | |
| Sonderermittler Robert Mueller kooperieren, der nach geheimen Absprachen | |
| mit Russland forscht, sind sie Trumps gefährlichste Gegner geworden. | |
| ## Warum Trump den shutdown verlor | |
| Doch die größte psychologische Schmach erlitt Trump durch eine Frau – eine, | |
| die er oft verhöhnt hat: die [3][Demokratin Nancy Pelosi]. Die neue Chefin | |
| des Repräsentantenhauses lud den Präsidenten aus, seine Rede zur Lage der | |
| Union im Kongress zu halten, solange der Shutdown währte. | |
| Zudem hat sie es geschafft, alle Flügel der Demokratischen Partei hinter | |
| sich zu bringen. Eine geschlossene demokratische Fraktion; die Bilder von | |
| Bundesbediensteten, die in Armenküchen für Essen anstehen, wachsendes Chaos | |
| im Luftverkehr und die Drohung der Flugbegleiter mit einem Generalstreik – | |
| das war genug, um den Präsidenten am Freitag zum Rückzug zu zwingen. | |
| „Zwei zu null für Pelosi“, sagten niedergeschlagene Trump-Mitarbeiter | |
| anschließend unter dem Siegel der Anonymität zu | |
| Weißes-Haus-Korrespondenten. Schon während des Shutdown hatte Trump | |
| Unterstützung bei moderaten Republikanern eingebüßt. Sein Einknicken | |
| kostete ihn zusätzlich Sympathien beim harten Kern seiner Gefolgschaft. | |
| ## Ärger an der rechten Basis | |
| „Trump ist das größte Weichei“, tweetete Ann Coulter, die ihm bis dahin | |
| verlässlich die Bälle vom radikal rechten Rand zugespielt hatte. „Natürlich | |
| sind wir verärgert“, sagte Phil Valentine, rechter Radio-Talker in | |
| Tennessee. Aber er fügte hinzu, er sei überzeugt, dass Trump noch einen Weg | |
| zu seiner Mauer finden werde: „Er wird den nationalen Notstand ausrufen. | |
| Dann wird es Klagen geben. Und dann wird das Oberste Gericht zu seinen | |
| Gunsten entscheiden.“ | |
| Seit Donald Trump [4][vor zwei Jahren] ins Weiße Haus eingezogen ist, haben | |
| sich die USA verändert. Der Mann gilt als der inkompetenteste, eitelste, | |
| psychisch instabilste, verlogenste und zu Verhandlungen und Kompromissen | |
| untauglichste US-Präsident seit Menschengedenken. Sein von kaum jemandem – | |
| vermutlich nicht einmal von ihm selbst – erwarteter Wahlsieg hat das Land | |
| in eine nicht enden wollende Serie von Krisen und Dramen gestürzt. Dabei | |
| kam sowohl das Hässlichste als auch das Beste, das die USA zu bieten haben, | |
| an die Oberfläche. | |
| Trump hat rückwärtsgewandten, hasserfüllten und chauvinistischen Kräften, | |
| die zuvor im Kleinen wirkten, den Rücken gestärkt und ihnen die große Bühne | |
| geöffnet. Er hat sich mit einem Kabinett von Schäbigen und Korrupten | |
| umgeben und seinen Kindern und Schwiegertöchtern und -söhnen politische | |
| Führungspositionen in Washington zugeschoben. | |
| Er hat die zaghaften sozial-, arbeits-, umwelt- und klimapolitischen | |
| Reformen seiner Vorgänger zunichte gemacht. Er hat die religiösen und | |
| ethnischen Minderheiten im Land verunsichert, die Gräben zwischen Arm und | |
| Reich vergrößert und die Spaltungen in der Gesellschaft vertieft. Er hat | |
| auch die internationalen Partner der USA vor den Kopf gestoßen, in | |
| langjähriger Kleinarbeit ausgehandelte [5][diplomatische Verträge | |
| aufgekündigt] sowie Schurken, denen zuvor niemand die Hand reichen wollte, | |
| [6][mit Gipfeltreffen geehrt]. | |
| ## Immer neue Anlässe zur Empörung | |
| Aber zugleich hat er jene aufgeweckt, die bis zu seiner Ankunft glauben | |
| wollten, in einer Demokratie zu leben, der keine Gefahren von innen | |
| drohten. Trump bot immer neue Anlässe zu Empörung und Angst. Schon nach | |
| wenigen Tagen im Amt wollte er Muslimen die Einreise verbieten. Er benutzte | |
| rassistische Stereotype gegenüber schwarzen Sportlern („niedriger IQ“). Er | |
| stellte Nazi-Schläger, [7][die in Charlottesville wüteten], mit ihren | |
| Opfern gleich („Es gibt nette Leute auf vielen Seiten“). Und er stachelte | |
| seine Basis zu handgreiflichen Aktionen gegen Protestierende an („Ich | |
| bezahle die Anwaltskosten“). | |
| Das Ergebnis: Seit Donald Trump Präsident ist, sind in den USA viele | |
| Menschen, die das nie zuvor getan hatten, politisch aktiv geworden. Sie | |
| haben demonstrieren gelernt, Petitionen verfasst, auf Wahllisten | |
| kandidiert, sind in Wahlkämpfen aktiv geworden und haben Widerstand | |
| geleistet. Und sie haben damit begonnen, die unter dem Einfluss der beiden | |
| Clintons in eine vages Zentrum verschobene und zahnlos gewordene | |
| Demokratische Partei zu bewegen. | |
| Jedes Schulkind in den Vereinigten Staaten lernt, wie herausragend das | |
| eigene Land ist. Doch Trumps Amtsführung wirft mächtige Schatten auf den | |
| „amerikanischen Exzeptionalismus“ und stellt die Frage, wie stabil die | |
| Institutionen tatsächlich sind. | |
| Das System der parlamentarischen Checks-and-Balances schwächelte seit | |
| seinem Amtsantritt, weil beide Kammern des Kongresses in der Hand der | |
| Republikaner waren, wo Trump-Kritiker keine Chance hatten. Unter Trump ist | |
| die Partei rückgratlos geworden. Das Oberste Gericht wurde durch Trumps | |
| Personalpolitik zu einer Echokammer. Und die Medien gerieten in das | |
| Schussfeld des Präsidenten, der zwar keine Kamera und kein Mikrofon | |
| auslässt, aber zugleich gegen „Fake News“ und Journalisten als „Feinde d… | |
| Volkes“ hetzt. | |
| ## 8.158 Lügen in zwei Jahren | |
| Der 45. Präsident der USA ist nicht der erste, der im Amt lügt. Das haben | |
| viele vor ihm getan. Sie logen über Kriege, Bombardements und | |
| Waffengeschäfte, über Einbrüche bei der Opposition und über private | |
| Geschäfte und Affären. Doch Trump tut es offensichtlicher und ungenierter | |
| als jeder seiner Amtsvorgänger. | |
| Die Faktenchecker der Washington Post haben herausgefunden, dass er in | |
| seinen ersten zwei Jahren im Amt insgesamt 8.158 „falsche oder irreleitende | |
| Angaben“ gemacht hat. Dabei ist der Trend steigend. In seinem ersten Jahr | |
| log der Präsident im Durchschnitt 5,9 Mal pro Tag, im zweiten Jahr | |
| steigerte er seine Frequenz auf 16,5 Lügen pro Tag. Trump lügt zu jeder | |
| Tages- und Nachtzeit, in jeder Textform (Tweet, Gespräch, Rede) und über | |
| Themen, die von Immigration über Drogen bis hin zu Kriminalstatistiken | |
| reichen. Manche Lügen wiederholt er so häufig, dass sie zu einem Teil des | |
| politischen Alltags geworden sind. So hat er 127 Mal wahrheitswidrig | |
| gesagt, dass seine Steuersenkung die größte der US-Geschichte sei. | |
| Die Trump-Getreuen sind die ersten Opfer seiner Unwahrheiten. Denn ihnen | |
| hatte er im Wahlkampf versprochen, dass er „sehr, sehr schnell“ Obamas | |
| Gesundheitsreform abschaffen sowie eine „schöne große Mauer“ bauen werde, | |
| für die er Mexiko zahlen lassen würde. | |
| Seine Regierung hat in Rekordzeit radikal marktliberale Schritte getan: Sie | |
| höhlte das Arbeitsrecht und den Verbraucherschutz aus, kippte Regeln zum | |
| Schutz von Wasser, Boden und Luft, erteilte Bohrgenehmigungen in | |
| Naturschutzgebieten und vor den Küsten und senkte die Steuern, was vor | |
| allem Großverdiener und Unternehmen begünstigt. | |
| ## Nicht eingelöste Wahlversprechen | |
| Aber seine populistischen Versprechen an die Basis hat Trump trotz | |
| republikanischer Mehrheiten nicht einlösen können. Stattdessen benutzt er | |
| „Obamacare“ und die „Wall“ als ideologischen Kitt, um seine Getreuen bei | |
| Stimmung zu halten. Wenn sie bei seinen Meetings „Build the Wall“ | |
| skandieren, bewegt er seine Hände wie ein Dirigent. | |
| Die „Austrockung des Sumpfes“, also die Zerstörung eines angeblich von | |
| Lobbyisten gesteuerten politischen Systems, war ein weiterer populistischer | |
| Schlachtruf im Wahlkampf, den Trump, einmal im Amt, Lügen straft. Seine | |
| Bildungsministerin ist eine langjährige Lobbyistin für Privatschulen, sein | |
| aktueller Chef der Umweltbehörde kommt aus der Kohlelobby, sein erster | |
| Außenminister führte zuvor einen Mineralölkonzern, und von Trumps eigenem | |
| Hotel an der Pennsylvania Avenue, dem Ort, an dem der Präsident | |
| internationale Gäste bewirtet, fließt das Geld direkt in die Kassen des | |
| Trump-Konzerns. | |
| Als Immobilienspekulant hat Donald Trump sechs Pleiten organisiert und | |
| Geschäftspartner und Beschäftigte, Mieter und Studenten über den Tisch | |
| gezogen. Als Präsident hat er diese Geschäftsgewohnheiten zur neuen Norm in | |
| Washington gemacht. Unter ihm gibt es nicht einmal mehr den Anschein einer | |
| Trennung zwischen privaten und öffentlichen Interessen. Er hat die | |
| Schleusen für Lobbyisten und Vetternwirtschaft weit geöffnet. | |
| ## Heiße Stühle im Weißen Haus | |
| Statt Kompetenz verlangt er 100-prozentige Gefolgschaft. Das | |
| Personalkarussell in Washington dreht sich komplett um ihn. Präsident Trump | |
| holt und feuert seine Regierungsmitarbeiter in atemberaubendem Rhythmus, | |
| einer Realityshow gleich. Wer für ihn arbeitet, sitzt auf einem | |
| Schleudersitz. Einer seiner Sprecher musste nach sechs Tagen gehen, sein | |
| erster Chef für die Nationale Sicherheit nach 25, sein Chefstratege nach | |
| 211 Tagen. Trump hat zwei Berater für die Nationale Sicherheit, zwei | |
| Stabschefs, einen Außenminister, einen Verteidigungsminister, einen | |
| Justizminister, einen Innenminister und einen Gesundheitsminister | |
| verschlissen. Der Rücktritt seiner zweiten Heimatsicherheitsministerin ist | |
| nur noch eine Frage der Zeit. | |
| Die meisten mussten gehen, weil sie es gewagt hatten, den Chef zu | |
| kritisieren. Einige waren ins Visier des Sonderermittlers geraten. Und ein | |
| paar hatten es mit persönlichen Bereicherungen – Flüge in Privatjets, eine | |
| Wohnung zur Gefälligkeitsmiete von einem Lobbyisten und eine Bürotür für | |
| 139.000 Dollar – so weit getrieben, dass sie selbst für Trump nicht mehr | |
| tragbar waren. | |
| Aber der harte Kern der Basis hält dem Präsidenten trotz allem die Treue. | |
| Die Investigativjournalistin Barbara Koeppel hat eine Gruppe von | |
| Trump-Wählern aus der weißen Mittelschicht vor den Präsidentschaftswahlen | |
| im Herbst 2016 und dann erneut vor den Midterms im Herbst 2018 befragt und | |
| eine unveränderte Gefolgschaft gefunden. | |
| Diese US-Amerikaner betrachten das Wirtschaftswachstum und den Rückgang der | |
| Arbeitslosigkeit als Trumps Verdienst, sie loben seine | |
| Personalentscheidungen für das Oberste Gericht, sie glauben, dass sein | |
| scharfer Ton auf der internationalen Bühne den USA Respekt verschafft, und | |
| sie rechtfertigen die Trennungen von Kindern von ihren Eltern an der Grenze | |
| zu Mexiko. Kritik äußern sie, wenn überhaupt, allenfalls an der Wortwahl | |
| und der Frequenz seiner Tweets. | |
| ## Viele Verlierer bleiben Trump treu | |
| Donald Trump hatte schon vor seiner Wahl deutlich gemacht, dass für ihn | |
| andere Regeln gelten sollten. „Ich kann jemanden auf der 5th Avenue | |
| erschießen und werde keine Wähler verlieren“, prahlte er in seiner | |
| Kampagne. Viele seiner Anhänger gehören zu der Kategorie Mensch, die Trump | |
| verachtet. Sie sind Verlierer der Deindustrialisierung, der seit | |
| Jahrzehnten stagnierenden Löhne und der Umstellung auf neue Technologien. | |
| Trump hat sie zu seiner Bodentruppe gemacht. Er hat nationalistische | |
| Slogans geschneidert – „Amerika First“, „Make America Great Again“ un… | |
| „vergessenen Männer und Frauen Amerikas“ – die ihnen wie Maßanzüge pas… | |
| Und er hat ihre Ängste und Ressentiments zu Tugenden erklärt. Trump gab | |
| diesen Menschen das Gefühl, Helden zu sein. | |
| Bei den Midterm-Wahlen im vergangenen November haben sie die Reihen erneut | |
| um ihn geschlossen. Die Republikaner im Kongress sind bei den Wahlen | |
| schwächer geworden. Sie haben ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren | |
| und ihre Position im Senat nur knapp ausgebaut. | |
| Aber landesweit erhielt die Partei erneut 46 Prozent der Stimmen – | |
| denselben Prozentsatz, mit dem Trump zwei Jahre zuvor Präsident wurde –, | |
| obwohl er zwei Prozent oder drei Millionen Stimmen weniger als seine | |
| Gegnerin Hillary Clinton bekam. Am besten schnitten bei den Midterms jene | |
| Republikaner ab, die Trumps persönliche Unterstützung hatten und für die er | |
| Wahlkampf machte. Binnen zwei Jahren sind die Republikaner zu Trumps Partei | |
| geworden. | |
| Zu Beginn der zweiten Halbzeit seines ersten Mandats als Präsident ist | |
| Donald Trump mit einer neuen Realität konfrontiert: Er hat es plötzlich mit | |
| einer Opposition zu tun. Diese kommt weiterhin von der Straße, wo auf den | |
| ersten Womens March im Januar mit mehr als fünf Millionen Teilnehmern immer | |
| neue Proteste folgten. | |
| ## Die doppelte Bedrohung: der Kongress und Ermittler Mueller | |
| Und sie kommt neuerdings auch aus dem Kongress, wo eine neue Generation von | |
| Abgeordneten eingezogen ist, die die demokratische Führung nach links | |
| drängt. Manche neu gewählte Abgeordnete – darunter die demokratische | |
| Sozialistin Alexandria Ocasio-Cortez und die palästinensische Amerikanerin | |
| Rashida Tlaib – wären ohne die Radikalisierung unter Trump möglicherweise | |
| nie gewählt worden. | |
| Und da ist Mueller. Der Sonderermittler, Republikaner und ehemalige | |
| FBI-Chef ist ein Hoffnungsträger dieser Ära in den USA geworden. Trump hat | |
| mehrfach versucht, den unbequemen Ermittler zu feuern und die peinlichen | |
| Russlandermittlungen zu beenden. Aber das blieb eines der Dinge, die er | |
| nicht gegen die Spitze der Republikaner durchsetzen konnte. In Erinnerung | |
| an den Fall von US-Präsident Richard Nixon befürchteten sie, dass sich die | |
| Entlassung des Sonderermittlers und der Abbruch seiner Arbeit wie ein | |
| Bumerang gegen sie auswirken würde. | |
| In Washington, wo fast jede Behörde undichte Stellen hat, gelingt Mueller | |
| das Kunststück, seine Arbeit unter Ausschluss jedweder Öffentlichkeit | |
| abzuwickeln. Die erfährt nur etwas davon, wenn er wieder einmal Verdächtige | |
| festnimmt, vernimmt oder anklagt. Letzteres ist bislang neben sechs | |
| Trump-Beratern 28 weiteren Personen, darunter 26 russischen Staatsbürgern, | |
| passiert. Dass er der Russen je persönlich habhaft wird, ist | |
| unwahrscheinlich. | |
| Aber da die meisten seiner US-amerikanischen Angeklagten mit ihm | |
| kooperieren, um ihr eigenes Strafmaß zu verringern, liegt ein weites Feld | |
| möglicher Ermittlungen – oder „Hexenjagden“, wie Trump es nennt – vor … | |
| Immer wieder macht das Gerücht die Runde, dass eine der nächsten Anklagen | |
| sich gegen Trumps ältesten Sohn richten könnte. Donald Trump Junior hat im | |
| Präsidentschaftswahlkampf ein Treffen mit einer Gruppe aus Moskau im New | |
| Yorker Trump Tower organisiert, bei dem von russischer Seite belastendes | |
| Material über Hillary Clinton vorgelegt werden sollte. Und er hat | |
| anschließend wahrheitswidrig behauptet, es sei bei dem Treffen um | |
| Adoptionen russischer Kinder gegangen. | |
| Bislang haben Muellers Ermittlungen zu Anklagen wegen Meineid, | |
| Justizbehinderung und finanziellem Betrug geführt. Aber die warnenden | |
| Stimmen über Trumps russische Immobilienpläne – darunter den geplanten Bau | |
| eines mehr als 100-stöckigen Trump Tower in Moskau – werden lauter. Sollte | |
| es Mueller gelingen, Trump nachzuweisen, dass er persönliche | |
| Geschäftsinteressen und geheime Kontakte mit Russland hatte, ist der | |
| US-Kongress am Zug. | |
| Der Kongress müsste auch entscheiden, ob das Material belastend genug ist, | |
| um ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten anzustrengen. Oder ob | |
| es möglicherweise sinnvoller wäre, auf dieses Verfahren mit ungewissem | |
| Ausgang zu verzichten und einen angeschlagenen Donald Trump, der bei den | |
| nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 keine Chance mehr hätte, im | |
| Amt zu halten. | |
| ## Pelosi hat es in der Hand | |
| Eine zentrale Person bei der Entscheidung wäre wieder Nancy Pelosi. Als | |
| langjährige Sprecherin des Repräsentantenhauses war sie in ihrer eigenen | |
| Partei unumstritten. Für die neuen Linken ist die 78-jährige Pelosi | |
| allerdings eine Repräsentantin der alten Demokratischen Partei, der | |
| gescheiterten zentristischen Präsidentschaftskandidatur von 2016 und ihrer | |
| milliardenschweren Finanziers von der Wall Street. | |
| Aber seit sie Anfang Januar zum zweiten Mal Sprecherin wurde, ist Pelosi zu | |
| der Frau dieses Moments geworden. | |
| 28 Jan 2019 | |
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