# taz.de -- Strafzölle gegen China: Herr Xi, so nicht! | |
> Grundsätzlich ist es richtig: Europa muss sich gegen die unfaire | |
> Subventionspraxis Chinas schützen, wenn die Autoindustrie überleben soll. | |
Bild: Riskant: EU droht mit Strafzöllen auf importierte Elektroautos aus Ferno… | |
Deutschland ohne Autoindustrie? Was wäre wohl los, wenn die 780.000 Jobs, | |
die die Branche hierzulande direkt sichert, in Gefahr wären? Moment. Sie | |
sind schon in Gefahr. Und das nicht erst, seit die EU-Kommission am | |
Mittwoch den Handelskonflikt mit China eröffnete. | |
Auch wenn viele jetzt von „Handelskrieg“ reden: Es wird noch lange nicht | |
geschossen. Europa steigt dennoch ganz schön brutal in den weltweiten Krach | |
um die Vorherrschaft in der Automobilindustrie ein. Die alte – und wohl | |
auch neue – EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen geht mit den | |
angedrohten Strafzöllen [1][auf importierte Elektroautos aus Fernost] in | |
eine ihrer bislang riskantesten globalen Fehden. Was passiert, wenn die | |
Chinesen im Gegenzug Europas Konzerne bluten lassen? Gerade die besonders | |
globalisierte deutsche Wirtschaft ist dabei verwundbar: VW, BMW oder | |
Mercedes erwirtschaften einen Großteil ihrer Umsätze in Fernost. | |
Die deutschen Hersteller brauchen den riesigen chinesischen Markt. Deshalb | |
ist die Skepsis der Bundesregierung verständlich – und das Vorgehen der | |
EU-Kommission sehr riskant. Immerhin: Die angekündigte Erhöhung der Zölle | |
auf Chinas E-Autos ist vergleichsweise moderat, die Botschaft Richtung | |
Chinas Machthaber aber dennoch klar: Hey, Herr Xi, Europa toleriert Ihre | |
unfairen Handelspraktiken nicht mehr länger! Die Reaktion aus Peking ist | |
zwar scharf, klingt aber kontrolliert. Auch Präsident Xi Jinping ist | |
nämlich nicht an einem langwierigen Krach mit einem seiner wichtigsten | |
Handelspartner interessiert. Chinas Wirtschaft geht es nämlich ähnlich wie | |
der Europas – auch nicht gut. | |
Die Reaktion der EU ist grundsätzlich richtig: Europa muss sich gegen die | |
[2][unfaire Subventionspraxis Chinas] schützen, wenn seine Autoindustrie | |
überleben soll. Mit 200 Milliarden Euro jährlich pampert Peking seine | |
Unternehmen. Nicht so der Westen. Hier ist das gerade für die Autoindustrie | |
verpönt – und wäre mit einem von der Schuldenbremse strangulierten | |
Bundeshaushalt auch nicht machbar. Es gibt sogar positive Auswirkungen von | |
Chinas Staatsknete: Sie sorgt für relativ günstige Solarpanels für hiesige | |
Häuslebauer. Aber: Die Subventionen haben auch die deutsche | |
Photovoltaikindustrie praktisch ausgelöscht. | |
## Strafzölle verschaffen hiesigen Unternehmen Atempause | |
Ein ähnliches Schicksal könnte Europas Autobauer ereilen. Die chinesische | |
Konkurrenz hat vor allem die Deutschen technologisch überholt, auch in der | |
Batterietechnologie. Ein Beispiel sind kleine E-Autos für den Massenmarkt: | |
Ausgerechnet Volkswagen kann sie erst 2027 liefern. Insofern verschaffen | |
die Strafzölle den hiesigen Autobauern eine kleine Atempause. | |
Fatal agieren in dieser Situation FDP und CDU: Wer das von der EU avisierte | |
Verbrenneraus in Europa 2035 infrage stellt, gefährdet, was | |
Unternehmerlobbys stets am vehementesten einfordern: Planungssicherheit. | |
Und außerdem, dass sich die Konzerne auf das fokussieren, was auf dem Markt | |
in China – dem größten weltweit – im vergangenen Jahr 6,3 Millionen Mal | |
verkauft wurde: E-Autos. | |
12 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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