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# taz.de -- Konkurrenz auf EU-Automarkt: China schickt Schiffe voller E-Autos
> Chinas Autobauer wollen ihre E-Fahrzeuge schnell nach Europa bringen –
> und stechen deshalb selbst in See. Droht Deutschland die Autoflut aus
> Fernost?
Bild: Ankunft aus China: die „BYD Explorer No.1“ in Bremerhaven
Peking dpa | Als die „BYD Explorer 1“ im Hafen der südchinesischen Stadt
Shenzhen den Anker lichtet, ist die Aufmerksamkeit in Deutschland groß. An
Bord des Frachters parken mehr als 5.000 Elektroautos von [1][BYD] – Chinas
E-Auto-Primus. Mittlerweile haben chinesische Autobauer die Seefahrt für
sich entdeckt. Die fast 200 Meter lange „BYD Explorer 1“ mit Platz für bis
zu 7.000 Autos ist der [2][erste sogenannte Roll-on-roll-off-Frachter], der
die Wagen der Chinesen in die Welt bringen soll. Binnen zwei Jahren soll
die Flotte auf acht Schiffe wachsen.
„Der Hauptgrund, jetzt so viele Autos von China nach Europa zu
transportieren, ist, die Transportkosten zu reduzieren und die
Industriekette so wirklich kontrollierbar und autonom zu machen“, sagt
Experte Cui Dongshu. Der Chef von Chinas Personenkraftwagen-Vereinigung
CPCA bemerkt, dass die Autobauer zuvor kaum Schiffe buchen konnten, um ihre
Autos in andere Märkte zu bringen. Eigene Frachter, auf die die Autos rauf-
und von denen sie im Zielhafen schnell runterfahren können
(roll-on/roll-off), machten die Zeitpläne kontrollierbar und ersparten den
Firmen Beschränkungen, die möglicherweise ein Transport durch andere
Anbieter aufkämen.
Neben BYD stach auch der [3][staatliche Autobauer Saic], der mit Volkswagen
ein Joint Venture betreibt, im Januar mit seinem ersten eigenen
Autofrachter „Saic Anji Sincerity“ in See. An Bord: 3.700 Autos mit Kurs
auch auf Deutschland. Zudem erwartet der Staatsbetrieb Chery in diesem Jahr
die Auslieferung seines ersten eigenen Frachters. Unter den aktuellen
Bedingungen benötige ein BYD-Schiff etwa 100 Tage für eine Rundreise,
rechnet Qian Renjie vom Duisburger CAR Center Automotive Research vor. Aufs
Jahr gesehen könnten die geplanten acht Frachter des Konzerns theoretisch
mit je drei Rundreisen bis zu 168.000 E-Autos nach Europa bringen.
2023 exportierte China laut staatlichen Medien 1,2 Millionen Autos – fast
78 Prozent mehr im Jahresvergleich. In Deutschland stieg nach Daten des
Kraftfahrtbundesamtes 2023 die Zahl der neu zugelassenen [4][Fahrzeuge mit
Herkunftsland China] im Vergleich zum Vorjahr um 47,6 Prozent. Zahlenmäßig
lagen chinesische Autos mit 33.699 Stück jedoch weit hinter der Konkurrenz
aus anderen Ländern. Auch unter den Top-Five-Importmarken fand sich keine
aus China.
## Konkurrenz aus China nicht unterschätzen
Die internationalen Ambitionen BYDs sind laut Qian aber deutlich. „Mit der
zunehmenden Transportkapazität und der Zusammenarbeit der lokalen
Autohäuser werden andere Autobauer den Druck aus China deutlich spüren,
nicht nur von BYD, sondern auch von Unternehmen wie Xiaomi, Nio und Xpeng“,
erklärt der Analyst. In Deutschland müssten Chinas Marken noch ihr
Billig-Image abschütteln. Jedoch rät Qian den heimischen Autobauern, die
chinesische Konkurrenz nicht zu ignorieren.
Mit Showrooms in großen deutschen Städten versuchen die Chinesen, ihre
Autos deshalb bekannter zu machen. Marktkenner beobachten, dass die Marken
eher darauf setzen, mit Ausstellungsräumen wie denen von Tesla um die
Aufmerksamkeit zukünftiger Käufer zu buhlen, statt sich in Industriegebiete
zurückzuziehen.
Dass die Schiffe meist Europa ansteuern, liegt aber auch an den Häfen. Denn
diese können laut Experte Cui anders als jene in Afrika oder Südamerika
Auto-Frachter annehmen. In Bremerhaven seien die Ro-Ro-Schiffe neu, bemerkt
die Sprecherin von BLG Logistics, Tina Allerheiligen. Die große Flut
chinesischer Autos sehe der Betreiber des Autoterminals in der
norddeutschen Stadt allerdings nicht. 2023 seien dort 1,7 Millionen Autos
umgeschlagen worden, davon 10.000 chinesische. Das Unternehmen bemerke
jedoch einen Wandel: Laut Allerheiligen werden mittlerweile mehr Autos
importiert als exportiert.
## Strafzölle der EU drohen
Kommt die Autoflut aus Fernost also noch? In den ersten beiden Monaten
dieses Jahres lieferte China rund 75.600 E-Autos in die EU – ein Rückgang
von rund einem Fünftel im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum, wie aus
Daten des chinesischen Zolls hervorging. Außerdem köchelt in Brüssel noch
die Anti-Subventions-Untersuchung der EU gegen in China produzierende
Hersteller von E-Autos. Mit vorläufigen Ergebnissen wird im Juli gerechnet.
Das Vorgehen spaltet die Branche in jene Firmen, die es befürworten, und
andere, die Gegenmaßnahmen zu ihrem Nachteil aus Peking befürchten. Möglich
sind Strafzölle der EU, die das Handelsverhältnis zwischen Europa und China
deutlich verschlechtern würden.
Länder wie die USA sperren chinesische Autos bereits aus ihrem Markt, indem
sie so hohe Zölle verlangen, dass sich für die Chinesen der Verkauf dort
nicht lohnt. Manche Beobachter rechnen damit, dass sich die USA damit
jedoch vom technologischen Fortschritt isolieren. Denn unter den E-Autos
gehören chinesische Marken derzeit nach Meinung mancher Experten zu den
fortschrittlichsten.
Aber nicht nur Chinesen verschiffen ihre E-Autos. Victor Gao von der
staatsnahen Pekinger Organisation Zentrum für China und Globalisierung
verweist auf den US-Autobauer Tesla, der von seinem Werk in Schanghai ins
Ausland exportiert. „Der chinesische Markt ist der beste und am besten
ausgestattete, um E-Autos herzustellen“, findet Gao. Ohnehin kämpfen
E-Auto-Firmen in China gerade erbittert, um auf dem Markt zu überleben. Die
Margen sind gering, viele sind nicht profitabel. „Derzeit gibt es mehr als
einhundert E-Auto-Hersteller, die in China produzieren, aber am Ende werden
vielleicht drei bis fünf überleben“, meint Gao.
2 Apr 2024
## LINKS
[1] /IAA-Mobility-Muenchen/!5959009
[2] https://www.byd.com/es-es/news-list/el-explorer-no-1-de-byd-comienza-su-his…
[3] https://www.saicmotor.com/english/latest_news/saic_motor/59340.shtml
[4] /EU-China-Gipfel/!5974226
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