# taz.de -- Sponsoring beim Deutschen Fußball-Bund: Der Trikotagenwettstreit | |
> Der DFB sucht ab 2018 einen neuen Ausrüster. Mit Adidas hat er ein enges | |
> Geflecht geknüpft. Kommen nun auch andere zum Zuge? | |
Bild: Ein Adidas-Leibchen aus dem Jahr 2006, als 2018 noch in weiter Ferne war … | |
Mit der Transparenz ist das so eine Sache. Seitdem der designierte | |
DFB-Präsident Reinhard Grindel in einem Frankfurter Hotel vor zwei Wochen | |
nebenbei mitgeteilt hat, dass an diesem Freitag der Kampf der | |
Sportartikel-Giganten Adidas und Nike in der Verbandszentrale ganz | |
offiziell in die erste Runde geht, sind Firmensprecher und | |
Verbandsvertreter bemüht, den Ball flach zu halten. Keinesfalls kämen bei | |
den Präsentationen Zahlen auf den Tisch, und mitnichten würden die | |
Präsidiumsvertreter darüber abstimmen, wer ab 2018 den Zuschlag erhält, den | |
vierfachen Weltmeister ausrüsten zu dürfen. | |
Bislang zahlt der heimische Partner Adidas 25 Millionen Euro jährlich, | |
während England (33 Millionen) und Frankreich (45 Millionen) bei Nike | |
deutlich bessergestellt sind. Und ausgerechnet Adidas garantiert dem | |
englischen Rekordmeister Manchester United die Fabelsumme von 1 Milliarde | |
Euro für zehn Jahre. Mindestens die Hälfte davon sollte auch das | |
Weltmeisterland mit seinen vielen Nationalmannschaften wert sein, heißt es | |
in verbandsinternen Hochrechnungen. Wer aber bietet mit? Ein Anbieter wie | |
Puma kann die geforderten Summen kaum abrufen, ob ein Emporkömmling wie | |
Under Armour sie aufbringt, erscheint ungewiss. | |
„Wir brauchen einen offenen Wettbewerb auf allen Ebenen“, betont | |
Schatzmeister Grindel, der das Tauziehen ums teure Textil nutzen will, | |
künftig offener mit den Geschäftsgeflechten im Hause umzugehen. Aus gutem | |
Grund. Es hatten sich in der Vergangenheit Verfilzungen gebildet durch die | |
Nähe des DFB zu Adidas. | |
Hatte nicht auch der letzte Adidas-Deal ein Geschmäckle? Nach einer | |
DFB-Präsidiumssitzung im August 2007 hatte der alte Partner wieder den | |
Zuschlag erhalten, obwohl Nike mit 500 Millionen Euro für zehn Jahre das | |
deutlich bessere Angebot unterbreitet hatte. Der Vorwurf: Der DFB habe sich | |
deutlich unter Preis verkauft. Adidas konnte sich indirekt darauf berufen, | |
der Vertrag sei vorab längst verlängert worden. | |
In der Deutschland-Zentrale von Nike, unweit der DFB-Zentrale in der | |
Otto-Fleck-Schneise gelegen, sind die Verantwortlichen bis heute verärgert | |
über das undurchsichtige Geschacher. Und so ist gar nicht einmal sicher, ob | |
Nike nun wirklich als Vehikel dient, den Preis hochzutreiben. Neben England | |
und Frankreich tragen auch die Nationalteams von Brasilien, Portugal oder | |
Holland die Bekleidung mit dem Swoosh – Deutschland zu kapern, wäre fein, | |
aber nicht existenziell. Wie sehr indes dem DFB an konkurrierenden | |
Anbietern gelegen ist, zeigt eine Dienstreise der Marketingabteilung um | |
Direktor Denni Strich, die jüngst an den Nike-Firmensitz nach Beaverton im | |
US-Staat Oregon führte. | |
Der amerikanische Umsatzriese wird nur in den Poker einsteigen, wenn das | |
inhaltlich und finanziell beste Angebot gewinnt. Ob es zum Angebot kommt, | |
werde erst noch entschieden, heißt es bei Nike. Adidas lässt über | |
Firmensprecher Oliver Brüggen verlauten, dass „wir unsere jahrzehntelange | |
und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem DFB fortsetzen wollen“. Das | |
Unternehmen sei ein verlässlicher Partner „in guten und schlechten Zeiten“, | |
wie Adidas-Boss Herbert Hainer beteuert. Während Adidas den DFB-Vertretern | |
wohl altbewährte Konzepte vorlegt und sich bereits Gedanken zur Einbindung | |
innerhalb der neuen DFB-Akademie macht, wird Nike einen Ideenaustausch | |
anregen. | |
17 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Frank Hellmann | |
## TAGS | |
Fußball | |
Sponsoring | |
Deutscher Fußballbund (DFB) | |
Adidas | |
Nike | |
Schwerpunkt Fußball-EM 2024 | |
FC St. Pauli | |
NBA | |
Textil-Bündnis | |
DFB-Präsident | |
Reinhard Grindel | |
RTL | |
Fußball | |
Bundeswehr | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
DFB-Wechsel von Adidas zu Nike: Habeck, der Standortpopulist | |
Der Wirtschaftsminister hat den Ausrüsterwechsel kritisiert, er wünscht | |
„mehr Standortpatriotismus“. Doch Habeck ist beim Joggen selbst kein | |
Patriot. | |
Der FC St. Pauli und die Geschlechterwelt: Boys in brown, girls in pink | |
Im Hamburger Millerntor-Stadion steht fett: „Football has no gender“. Das | |
hat der FC St. Pauli bei seiner neuen Merchandising-Linie offenbar ganz | |
vergessen. | |
US-Basketballstar Stephen Curry: Treffsicher gegen Trump | |
Der NBA-Spieler distanziert sich von Sportartikelhersteller Under Armour. | |
Der Chef des Unternehmens bezeichnete den US-Präsidenten als | |
„Bereicherung“. | |
Arbeitsverhältnisse in der Textilbranche: Chinesische Bedingungen in Italien | |
Renate Künast sagt, die Bundesregierung tue nicht genug für internationale | |
TextilarbeiterInnen. Sie arbeiten unter rechtswidrigen Bedingungen. | |
Kolumne Press-Schlag: Ein deutscher Fußballpräsident | |
Na, der passt ja ganz wunderbar! Der neue DFB-Chef Reinhard Grindel steht | |
in bester Neuberger- und Mayer-Vorfelder-Tradition. | |
Reinhard Grindel über seinen Wechsel: „Ich gebe mich so, wie ich bin“ | |
Eine Montage von Zitaten des neuen DFB-Chefs Reinhard Grindel über Doping, | |
Kindheitsträume und die Zeit als CDU-Politiker. | |
Doku-Drama bei RTL: These boots are made for fighting | |
In „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“ entstehen aus | |
einem Bruderzwist zwei Weltfirmen. Die NS-Zeit wird dabei nicht ausgespart. | |
Vermarktung der Fußball-WM in Kanada: Sponsoren, Hype und Sexyness | |
Frauenfußball findet in einer Nische abseits des großen | |
Vermarktungsbusiness statt. Die deutschen Spielerinnen fühlen sich ganz | |
wohl dabei. | |
Bundeswehr als Sportsponsor: Vermintes Gebiet | |
Die Bundeswehr dringt auf der Suche nach Nachwuchs auch in den Amateursport | |
ein. Beim Rostocker FC stößt dieses Engagement indes auf Widerstand. | |
Fußball-Sponsor Wiesenhof: Gackern gegen Werder Bremen | |
Es hagelt Proteste gegen den Geflügelfabrikanten „Wiesenhof“ als möglichen | |
Sponsor von Werder Bremen. Dabei hatte der Verein schon früher fragwürdige | |
Geldgeber. | |
Sponsoring in der Bundesliga: Atom bringt Kohle | |
In der Fußball-Bundesliga werben Firmen, die mit AKW-Strom Geld verdienen. | |
Vielen Fans ist das wurscht. Kritik an den Sponsoren wird in den Kurven | |
fast nie geübt |