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# taz.de -- Sorge über Rezession: Die Krise von unten betrachtet
> Linke sollten nicht in das Gejammer der Unternehmen über rückläufiges
> Wachstum einstimmen. Für sie sind andere Zahlen wichtig.
Bild: Wolfsburg, 16. Dezember, Protest von VW-Mitarbeitenden: Selbst Volkswagen…
Vielerorts, [1][auch in unserer Zeitung], ist aktuell die Rede von einer
Wirtschaftskrise. Ist das angebracht? Klar, die Autoindustrie hat alles
verschlafen, ein Hightech-Standort ist dieses Land nicht und keiner will
mehr deutschen Stahl. Das deutsche Wirtschaftsmodell ist eine Katastrophe.
Doch Linke sollten nicht in das Gejammer einstimmen, mit dem
Unternehmensvorstände jetzt Entlassungen rechtfertigen oder Subventionen
erheischen wollen.
Erstens ist [2][die Lage komplexer]. Noch belegen nicht alle Zahlen eine
„Krise“ im klassischen Sinne. So hat beispielsweise der DAX zuletzt sechs
Rekorde in Folge erreicht und ist auf einen [3][neuen Höchststand]
geklettert. Es herrscht Fachkräftemangel und keine Massenarbeitslosigkeit.
Sogar Löhne werden dank Tarifkämpfen teils erhöht, etwa [4][in der Metall-
und Elektroindustrie]. Und für 2025 wird derzeit ein Wachstum von 0,2
Prozent vorhergesagt.
Die Gewinne der Unternehmen steigen also weiter, nur eben nicht so stark
wie bisher. Selbst Volkswagen, wo gerade so getan wird, als gehe die Welt
unter – und Beschäftigte mit dieser Begründung auf 10 Prozent ihres Lohnes
verzichten sollen! – erwartet dieses Jahr noch 18 Milliarden Euro Gewinn.
Zur Erinnerung: Gewinn ist Geld, von dem diejenigen, die es erwirtschaften,
also die hart Arbeitenden, nichts kriegen. An dieser Stelle kommt meist das
Totschlagargument „Aber die Arbeitsplätze …!“ Freilich ist es schlimm, w…
Unternehmen Leute entlassen, aber das tun diese durchaus auch in
Blütezeiten.
Zweitens ist Wachstum kein Garant für das Wohlergehen der Menschen. Die
Mehrheit hat nichts davon, erst recht nicht, wenn die Preise enorm steigen
so wie in letzter Zeit. Einer der Posten, [5][der die Deutschen, unabhängig
von jedem Unternehmensgewinnen, in die Krise reißt, sind explodierende
Mieten.] Ein anderes Beispiel für schwindelerregende Wachstumseinbrüche
lässt sich bei den Renten von Frauen beobachten, die Kinder großziehen. Zu
wenig wachsen auch Bürgergeld und [6][Bafög, wie jüngst ein Gerichte
urteilte]. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Leider spielen diese Kennzahlen in vielen aktuellen Beiträgen keine Rolle.
Ob wir in einer Krise stecken, sollten wir ausgehend von unserer eigenen
wirtschaftlichen Position bewerten – nicht aus Sicht der Unternehmen. Dann
käme vielleicht heraus, dass die wahre Krise schon vor Jahren begonnen hat.
16 Dec 2024
## LINKS
[1] /Lage-der-deutschen-Wirtschaft/!6042784
[2] /Deutschlands-schwache-Konjunktur/!5989152
[3] /Boersen-Rekordhoch/!6050058
[4] /Tarifeinigung/!6045623
[5] /Studie-Paritaetischer-Wohlfahrtsverband/!6051376
[6] /Gericht-urteilt-ueber-Bafoegsaetze/!6022923
## AUTOREN
Lotte Laloire
## TAGS
Wirtschaftskrise
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Mieten
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Soziale Gerechtigkeit
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