# taz.de -- Schulunterricht von zu Hause: Hausaufgaben bis zum Impfstoff | |
> Auch im nächsten Schuljahr gibt es keinen normalen Schulbetrieb, sagt | |
> Bildungsministerin Karliczek – und stellt 500 Millionen Euro für Laptops | |
> bereit. | |
Bild: Irgendwann soll es allen SchülerInnen ermöglicht werden, am digitalen L… | |
BERLIN taz/dpa | Montag: Mathe und Deutsch, Dienstag: Videokonferenz, | |
Mittwoch bis Freitag: Selbstlernen zu Hause – so sieht derzeit der | |
Stundenplan für viele SchülerInnen aus. Die Schulen öffnen zwar wieder, | |
aber nur unter strengen Hygieneauflagen und für wenige SchülerInnen auf | |
einmal. Und das wird wohl noch monatelang so bleiben. | |
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, CDU, hat erneut bekräftigt, dass | |
die derzeitige Ausnahmesituation in den Schulen in der Corona-Epidemie zur | |
Regel werden wird. „Solange kein Impfstoff entwickelt ist, werden wir nicht | |
zum gewohnten Schulalltag zurückkehren können“, sagte Karliczek in einem | |
Pressestatement am Freitag. | |
Die aus Rheinland-Pfalz zugeschaltete Bildungsministerin und amtierende | |
Präsidentin der Kultusministerkonferenz Stefanie Hubig, SPD, bestätigte, | |
dass man überlege, wie die derzeitige Mischung aus Präsenz- und | |
Online-Unterricht nach den Sommerferien fortgesetzt werden könne. | |
Bund und Länder haben sich daher darauf geeinigt, dass die Schulen nun in | |
großem Stil Klassensätze an Laptops, Tablets und Computer anschaffen | |
sollen, um künftig allen SchülerInnen zu ermöglichen am digitalen Lernen | |
teilzunehmen. Die 500 Millionen Euro Soforthilfe für digitale Bildung, die | |
der Koalitionsausschuss im April beschlossen hatte, sollen, so Karliczek, | |
vollständig in Geräte gehen. Eine entsprechende Zusatzvereinbarung zum | |
Digitalpakt Schule soll in den kommenden Tagen unterzeichnet werden. | |
Legt man dabei pro Gerät einen Preis von 350 Euro zugrunde, wären das fast | |
1,5 Millionen Computer, welche jetzt auf öffentliche Kosten angeschafft | |
werden. Diese sollen Eigentum der Schulen bleiben und an bedürftige | |
SchülerInnen leihweise ausgegeben werden. | |
## Bummeltempo beim Digitalpakt | |
Die zwischen Bund und Ländern getroffene Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt | |
ist eine Kehrtwende, die den Ernst der Lage unterstreicht. Denn der erst im | |
Vorjahr unterzeichnete, fünf Milliarden Euro schwere Pakt zur | |
Digitalisierung der Schulen war ausdrücklich nicht dazu gedacht, dass die | |
Schulen Hardware einkaufen. Das Geld sollten sie vor allem in | |
Lernplattformen, Breitband und Schulclouds investieren. Zuvor mussten die | |
Schulen jedoch ordentliche Medienkonzepte ausarbeiten und genehmigen | |
lassen. | |
Das dauerte. Als die Schulen Mitte März schlossen, war nach einer | |
[1][Umfrage der taz] nur ein Bruchteil dieses Geldes ausgegeben. In einigen | |
Ländern, etwa in Nordrhein-Westfalen, hatten die Schulen noch nicht einmal | |
Medienkonzepte vorgelegt. Ob die SchülerInnen neben ihren Handys auch noch | |
andere Endgeräte besitzen, interessierte viele Ministerien damals ebenfalls | |
noch nicht. Hartz-IV-Empfänger, die Anträge für den Kauf eines Computers | |
zwecks Homeschooling stellten, [2][erhielten ebenfalls eine Ablehnung]. | |
Die Länder erhalten das Geld für die Computer nun nach dem Königsteiner | |
Schlüssel, also anteilig nach Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft. Sie | |
sollen zusammen mit den Kommunen die Kriterien erarbeiten, nach denen die | |
Geräte verteilt werden, und legen außerdem einen Eigenbetrag von mindestens | |
10 Prozent obendrauf. | |
Hubig sagte, dass die Länder laut Vereinbarung auch die Freiheit hätten, in | |
Lernsoftware zu investieren, kündigte aber an, die gesamten 24 Millionen | |
Euro für Rheinland-Pfalz in Computer zu stecken. In Baden-Württemberg will | |
die grün-schwarz Regierung, die Bundesmittel sogar verdoppeln. „Wir wissen, | |
dass der Bedarf groß ist. Keine Schülerin und kein Schüler soll durch diese | |
Situation benachteiligt werden“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann, | |
CDU. | |
Bei den Müttern und Vätern der Kinder zeigt sich die Bundesregierung | |
weniger großzügig. Sie plant trotz wachsender Kritik keine Verbesserungen | |
für Eltern, die wegen des eingeschränkten Betriebs in Kitas und Schulen | |
nicht arbeiten gehen können und auf Lohnersatzleistungen angewiesen sind. | |
„Angesichts der verstärkt öffnenden Schulen und Kindergärten wird es nach | |
heutigem Stand keine Verlängerung der Regelung geben“, so eine Sprecherin | |
des Bundesarbeitsministeriums auf Anfrage der Neuen Osnabrücker Zeitung. | |
15 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Lernen-zu-Hause/!5669207 | |
[2] /Armut-in-der-Coronakrise/!5677821 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
## TAGS | |
Digitalpakt | |
Schule und Corona | |
Bildung | |
Digitales Lernen | |
Verbraucherschutz | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schule | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Bildung in Bremen | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Digitales Lernen im Kinderzimmer: Vom Sofa in die Abofalle | |
Der Staat will digitales Lernen fördern. Unternehmen freuen sich über den | |
direkten Draht ins Kinderzimmer und nutzen das zuweilen aus. | |
Digitalstrategie für Schulen: Schulen krisenfest machen | |
Jeder Tag der Schulschließung verschärft die soziale Schieflage. Es wird | |
Zeit für eine digitale Grundausstattung der Schulen. | |
Karliczek über Schule in Corona-Zeiten: „Eltern können viel bewirken“ | |
Unzufrieden mit Schule in Corona-Zeiten? Eltern sollen vor Ort für die | |
Rechte ihrer Kinder kämpfen, empfiehlt Bildungsministerin Anja Karliczek, | |
CDU. | |
Schulbetrieb in der Pandemie: Corona zeigt die Schwachstellen | |
Wie funktioniert Schule während einer Pandemie? Vor allem Flexibilität sei | |
wichtig, damit Schüler nicht abgehängt werden, sagt eine | |
Expertenkommission. | |
Schulleiterin über Schulstart in Bremen: „Personell ist es eng“ | |
Schulleiterin Claudia Dreyer erklärt, was es heißt, Unterricht während der | |
Pandemie zu planen und was sie vom Ausdruck Coronaferien hält. | |
Soziologe über Schule und Corona: „Es geht auch um Lebenschancen“ | |
Die Pandemie verschärft die Probleme von Kindern aus sozial benachteiligten | |
Familien, sagt Aladin El-Mafaalani. Dabei gäbe es praktische Lösungen. | |
Schule in Berlin während Corona: Auf Lücke gelernt | |
Sommerschulen und andere Hilfen sollen benachteiligte Kinder durch die | |
Corona-Schulzeit geleiten. Langfristig fehle die Vision, sagen Kritiker. | |
Schulstart in Bremen: Schulen bereiten Chaos vor | |
Ab Montag soll die Mehrheit der Bremer Schüler*innen wieder zur Schule | |
gehen – Schulleitungen brüten über Abstands- und Hygieneregelungen. | |
Verfassungsrechtler über Corona-Demos: „Die Demokratie besser schützen“ | |
Hans-Jürgen Papier bemängelt die Rechtsgrundlagen für die Einschränkung der | |
Grundrechte. Der Protest der Corona-Skeptiker sei dennoch total überzogen. | |
Berlins Bildungssenatorin im Interview: „Ich kann es keinem recht machen“ | |
Wie sieht Schule in Corona-Zeiten aus? SPD-Senatorin Scheeres über | |
Konzepte, digitales Lernen, Noten und Unterricht in den Sommerferien. | |
Homeschooling während Corona: Schulen auf Reset | |
Seit sieben Wochen sind die Schulen geschlossen. Wie gehen Familien und | |
LehrerInnen mit der Situation um? Ein digital-analoger Überblick. | |
Armut in der Coronakrise: Kein Laptop für Adil | |
Kinder aus Hartz-IV-Familien haben in Zeiten geschlossener Schulen | |
Schwierigkeiten, am Homeschooling teilzunehmen. So wie Adil. |