| # taz.de -- Schulstart in Bremen: Schulen bereiten Chaos vor | |
| > Ab Montag soll die Mehrheit der Bremer Schüler*innen wieder zur Schule | |
| > gehen – Schulleitungen brüten über Abstands- und Hygieneregelungen. | |
| Bild: In Bremen können Lehrer*innen Mundschutz tragen, müssen es aber nicht | |
| BREMEN taz | Ab Montag soll die Mehrheit der Bremer Schüler*innen | |
| [1][wieder die Schule besuchen], nur die Jahrgangsstufen fünf bis acht | |
| kommen erst eine Woche später zurück. Doch wie genau das alles | |
| funktionieren soll, wie Abstände gewahrt werden sollen, darüber rätselten | |
| am Freitag noch die meisten Schulleitungen. | |
| Am Donnerstag hatte die Bildungsbehörde [2][eine „Konkretisierung des | |
| Konzepts für Schulen“] an die Schulen verschickt, zwei Tage nachdem das | |
| Konzept vorgestellt worden war. Darin steht unter anderem, dass die | |
| Schüler*innen mindestens acht Stunden in der Woche in der Schule | |
| unterrichtet werden sollen, in Halbgruppen mit höchstens 15 Kindern und | |
| Jugendlichen. Zudem müssen zwischen den Stühlen Abstände von 1,50 Metern | |
| eingehalten werden – was bedeutet, dass viele Klassen gedrittelt werden | |
| müssen, weil die Räume zu klein sind. | |
| Zudem müssen sich die Schulen überlegen, wie sie die Schüler*innen so ins | |
| Gebäude und wieder hinaus bekommen, dass sie sich möglichst wenig begegnen | |
| – was schwierig ist, wenn den ganzen Tag bis in den Nachmittag Gruppen | |
| kommen und gehen. Und sie müssen sich überlegen, wie sie dafür sorgen, dass | |
| die Schüler*innen sich die Hände waschen und desinfizieren können – was | |
| eine besondere Herausforderung ist, wenn es in den Klassenzimmern keine | |
| Waschbecken gibt. | |
| Wie wichtig diese Maßnahmen sind, zeigt das Beispiel der Oberschule an der | |
| Koblenzer Straße in Tenever. Dort hat das Gesundheitsamt laut | |
| Bildungsbehörde 17 Schüler*innen sowie vier Lehrkräfte in Quarantäne | |
| geschickt, weil sie engen Kontakt zu einer positiv getesteten Person | |
| hatten. | |
| ## Nur zwei Drittel des Personals | |
| Das größte Problem könnte die Personalnot werden, weil Lehrer*innen aus | |
| Angst vor Ansteckung zu Hause bleiben. Bisher seien die meisten, auch | |
| Angehörige der Risikogruppen, in die Schule gegangen, sagt Elke Suhr, | |
| Landesvorstandssprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. | |
| „Auch die über 60-Jährigen, weil bisher ja nur wenige Schüler*innen an den | |
| Schulen waren und viele gesagt haben, sie wollen jetzt ihre Abschlussklasse | |
| bis zum Ende begleiten.“ | |
| Suhr geht davon aus, dass viele Kolleg*innen sich nächste Woche ansehen | |
| werden, wie gut es an ihren Schulen gelingt, [3][die Abstands- und | |
| Hygieneregeln] zu wahren und sich erst dann vom Präsenzunterricht befreien | |
| lassen. „Das hängt auch davon ab, wie gut die Schüler und Schülerinnen sich | |
| daran halten.“ | |
| Die Bildungsbehörde geht davon aus, dass im Durchschnitt nur 65 bis 70 | |
| Prozent der Lehrkräfte für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen | |
| werden, „an einigen Schulen mehr, an anderen noch weniger“, so eine | |
| Sprecherin. Bis Dienstag müssen die Schulleitungen dies gemeldet haben. | |
| ## Keine Mundschutzpflicht | |
| Dabei liegt es letztendlich im Ermessen der Lehrkräfte, ob sie sich einer | |
| Risikogruppe zurechnen oder nicht. Eine ärztliche Bescheinigung brauchen | |
| sie nicht unbedingt, [4][heißt es in einem Schreiben der Bildungsbehörde | |
| von Ende April.] Die Entscheidung sollen die Schulleitungen treffen. | |
| Eine Mundschutzpflicht gibt es in Bremer Schulen nicht, es ist aber | |
| möglich, dass Schulleitungen vorschreiben, dass alle eine Maske bis zum | |
| Betreten des Klassenzimmers tragen. | |
| Überhaupt ist davon auszugehen, dass die Schulen sehr unterschiedliche | |
| Regelungen finden werden – was den Zentralelternbeirat (ZEB) verdrießt. | |
| „Wir sind im Großen und Ganzen sehr zufrieden, dass die Schule wieder | |
| beginnt“, sagt ZEB-Sprecher Martin Stoevesandt. „Wir hätten uns aber | |
| klarere Vorgaben gewünscht, wann die Klassen in welchen Blöcken | |
| unterrichtet werden.“ Ein Vater habe sich bei ihm beschwert, weil eines | |
| seiner Kinder am Vormittag Unterricht haben wird und ein anderes am | |
| Nachmittag. | |
| „Es ist sinnvoll, dass die Schulen selbst entscheiden“, sagt hingegen | |
| Frauke Toppe vom Personalrat Schulen, weil die Bedingungen so | |
| unterschiedlich seien. Toppe kritisiert vor allem die Geschwindigkeit, mit | |
| der der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden soll: „Die Politik stand | |
| ziemlich unter Druck, schnell die Schulen wieder zu öffnen“, sagt sie. | |
| Besser wäre es gewesen, sich mehr Zeit zu lassen. „Ich kann die Eltern | |
| verstehen, die wollten, dass es wieder losgeht“, sagt sie, „viele werden ja | |
| selbst unter Druck gesetzt von ihren Arbeitgebern.“ Aber sie hätten auch | |
| nichts davon, wenn die Schulen nach kurzer Zeit wieder schließen müssten, | |
| weil sich zu viele infizierten. | |
| 16 May 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Corona-Lockerungen-in-Bremen/!5681810&s=alina+g%C3%B6tz/ | |
| [2] https://www.bildung.bremen.de/sixcms/media.php/13/Anlage%201%20Konkretisier… | |
| [3] https://www.senatspressestelle.bremen.de/detail.php?gsid=bremen146.c.333980… | |
| [4] https://www.bildung.bremen.de/sixcms/media.php/13/Information%20zu%20Risiko… | |
| ## AUTOREN | |
| Eiken Bruhn | |
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