| # taz.de -- Scholz beendet Parität im Bundeskabinett: 22 potenzielle Alternati… | |
| > Kanzler Olaf Scholz versprach einst Parität. Nun folgt auf | |
| > Ex-Verteidigungsministerin Lambrecht ein Mann – eine fatale Botschaft an | |
| > die Gleichberechtigung. | |
| Bild: Hier war Scholz' Versprechen noch nicht gebrochen: Ursprungskabinett der … | |
| Russland führt in der Ukraine einen völkerrechtswidrigen Krieg. Gerade | |
| jetzt, heißt es überall, brauche es im [1][Bundesverteidigungsministerium] | |
| eine kompetente Leitung. Gerade jetzt müsse es um Eignung gehen, um | |
| Qualifikation – und nicht um Quoten. Eine Argumentation, die so falsch wie | |
| typisch ist. Und die jetzt, nach der Ernennung von Boris Pistorius zum | |
| neuen Verteidigungsminister, so ganz offensichtlich gar nicht zieht. | |
| Sein Kabinett werde paritätisch besetzt sein, hatte Bundeskanzler Olaf | |
| Scholz im Wahlkampf noch versprochen und es als Fakt dargestellt. Jetzt | |
| folgt auf [2][Christine Lambrecht] ein Mann – und die Parität ist dahin. | |
| Ein Mann, der noch dazu keine nennenswerte militär- und | |
| verteidigungspolitische Expertise mitbringt. | |
| Dieser Text soll dem SPD-Politiker und bisherigen [3][Innenminister | |
| Niedersachsens,Boris Pistorius,] keineswegs seine Qualifikation fürs Amt | |
| absprechen. Ob er das Miserenministerium Verteidigung in den Griff bekommt, | |
| ob er sich auf internationalem Parkett bewegen kann, wird er zeigen müssen. | |
| Er hat Führungserfahrung, weiß, wie man einen großen Apparat lenkt. | |
| ## Wie verlief die Suche? | |
| Nur: Der einzige Kandidat mit diesen Fertigkeiten wäre er nicht gewesen. | |
| Die SPD hat auf Länderebene 22 Ministerinnen. Frauen, die Führungserfahrung | |
| haben und wissen, wie man große Apparate lenkt. Mehr noch: Alle vier | |
| Ministerpräsidentinnen dieses Landes sind SPD-Politikerinnen. Eine Anke | |
| Rehlinger oder eine Manuela Schwesig hätten einem Pistorius einiges voraus | |
| in Sachen Führungserfahrung. | |
| Okay, Schwesig brächte auch eine unschöne Affinität zu Russland mit. Doch | |
| ausgerechnet das gilt auch für Pistorius – ein Ausschlusskriterium für den | |
| Posten ist das also offensichtlich nicht. | |
| Drehen wir das Gedankenkarussel weiter: Sogar auf höchster Ebene hätte | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz fündig werden können: Svenja Schulze, derzeit | |
| Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kennt | |
| die Bundespolitik, hat in der letzten Legislaturperiode bereits das | |
| Umweltministerium geleitet. Mit ihrer Zuständigkeit für Entwicklungspolitik | |
| ist sie schon heute international unterwegs. | |
| Tagelang wurde vor dem tatsächlichen Rücktritt Christine Lambrechts | |
| öffentlich über ihre mögliche Nachfolge diskutiert. Der Name Boris | |
| Pistorius fiel dabei kein einziges Mal. Er ist also kein Kandidat, der sich | |
| aufdrängte, sondern einer, nach dem man auf die Suche gehen musste. | |
| Dass bei einer solchen Suche ernsthaft keine einzige gleichqualifizierte | |
| und für den Job aufgeschlossene Frau zu finden gewesen wäre, scheint wenig | |
| überzeugend. | |
| ## Das nicht erfüllte Versprechen | |
| Was zeichnet einen Menschen denn als kompetent aus für das Amt als | |
| Verteidigungsminister*in? Ministerien führen können? | |
| Da hätte es auch andere gegeben, siehe oben. Vor über 40 Jahren mal | |
| „gedient“ zu haben? Come on. Oder am Ende doch vor allem das Image? Ein | |
| echter Typ, ein Anpacker, ein ganzer Kerl? | |
| Wer noch einen Beweis dafür brauchte, das Führung in Deutschland noch immer | |
| männlich gedacht wird: Hier ist er. Das gilt umso mehr, wenn es um Themen | |
| wie Krieg, Verteidigung und Militär geht. | |
| Das Problem am neuen Minister ist nicht Boris Pistorius. Das Problem ist, | |
| dass Olaf Scholz Parität zur Chefsache gemacht hat – und dieses Versprechen | |
| jetzt sang- und klanglos unter den Tisch hat fallen lassen. | |
| Hängen bleibt ein Bild, das viel mehr Schaden anrichtet, als nur die nun | |
| nicht mehr gleichberechtigte Besetzung des Kabinetts. Dass nämlich | |
| Lambrecht den Job tatsächlich einzig und allein deshalb bekommen hat, weil | |
| sie eine Frau ist. Dass jetzt aber wirklich mal wieder jemand | |
| „Ordentliches“ ranmuss – und dass das am Ende des Tages offenbar nur ein | |
| Mann sein kann. | |
| 18 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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