# taz.de -- Rechtsextremer Verdachtsfall: Sicherheitsrisiko im Bendlerblock | |
> Der Geheimdienst MAD ist auf einen mutmaßlichen Rechtsextremisten im | |
> Verteidigungsministerium gestoßen. Er soll dort als Referent arbeiten. | |
Bild: Fassade des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin in der Abenddämmer… | |
BERLIN taz | In der Abteilung SE des Verteidigungsministeriums werden die | |
internationalen Einsätze der Bundeswehr vorbereitet und gesteuert. Auch die | |
Spezialkräfte und das militärische Nachrichtendienstwesen liegen in der | |
Zuständigkeit der Abteilung „Strategie und Einsatz“. Und ausgerechnet dort | |
soll ein mutmaßlicher Rechtsextremist als Referent arbeiten. Auf ihn ist | |
der Bundeswehrgeheimdienst MAD aufmerksam geworden, wie das Ministerium am | |
Mittwoch den zuständigen Fachpolitiker:innen im Bundestag mitteilte. | |
Nach taz-Informationen handelt es sich um einen zivilen Referenten, also | |
einen Beamten, nicht um einen Soldaten. Seinen Zugang zu vertraulichen | |
sicherheitsrelevanten Unterlagen bekam er nun gekappt. Über den Vorgang | |
hatte zuerst der Spiegel berichtet. Was genau die vom MAD ermittelten | |
„sicherheitserheblichen Erkenntnisse mit Bezug zum Rechtsextremismus“ | |
umfasst, ist bislang nicht bekannt. | |
Es ist nicht der erste rechtsextreme Verdachtsfall in dieser Abteilung des | |
Ministeriums. Seit vergangenem Herbst wird ein Regierungsdirektor | |
überprüft, der [1][Mitglied der vom Verfassungsschutz wegen | |
„rechtsextremistischer Bestrebungen“ beobachtetem Burschenschaft Hamburger | |
Burschenschaft Germania] ist oder war. | |
Auch das besonders stark von Rechtsextremismus-Vorfällen betroffene | |
Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr macht wieder mit Soldaten von | |
sich reden, die offenbar nicht auf dem Boden der freiheitlichen | |
demokratischen Grundordnung stehen. Und das zu einem für das KSK äußerst | |
ungelegenen Zeitpunkt. Gerade erst hat der Verband in in kleinem Rahmen in | |
Calw sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Und zuletzt waren die | |
Pressemeldungen über das KSK oft positiv ausgefallen, weil die | |
Spezialkräfte bei der Evakuierung von Ortskräften aus Afghanistan | |
mithalfen. | |
## Reichsflagge aufgehängt | |
Die Wehrdisziplinaranwaltschaft führt Vorermittlungen gegen zwei | |
KSK-Soldaten. Im Fokus steht zum einen ein Offizier, der vor sieben Jahren | |
in einer WhatsApp-Gruppe mit anderen Soldaten „eine geringe Anzahl an | |
Bildern mit rechtsextremistischem Hintergrund“ verschickt haben soll. Es | |
gebe keine Erkenntnisse, dass weitere Mitglieder der Gruppe extremistische | |
Bezüge hätten. Das beschlagnahmte Smartphone des Leutnants ist aber | |
offenbar noch nicht vollständig ausgewertet. | |
Auch gegen einen Oberstabsfeldwebel des KSK wird nun intern ermittelt. Er | |
soll nach taz-Informationen bei einer Fallschirmsprungausbildung in den USA | |
im Jahr 2015 neben der gültigen deutschen Flagge eine Reichsflagge | |
aufgehängt haben oder das zumindest nicht unterbunden und gemeldet haben. | |
Mindestens acht weitere Teilnehmer des Lehrgangs ließen sich davor | |
fotografieren. Gegen sie sollen nun auch disziplinarrechtliche Ermittlungen | |
aufgenommen werden – sofern sie identifiziert werden. | |
Im Verteidigungsministerium sieht man die beiden Verfahren, über die am | |
Wochenende bereits die Bild am Sonntag berichtet hatte, als Beleg dafür, | |
dass die [2][eingeleiteten Maßnahmen zur verbesserten Bekämpfung des | |
Rechtsextremismus] Wirkung zeigen. Beim KSK, einem vergleichsweise kleinen | |
Verband, gab es in den vergangenen Jahren mehr als 50 | |
Rechtsextremismus-Verdachtsfälle. Eine KSK-Komapanie wurde in der Folge | |
komplett aufgelöst, ihre Mitglieder sind aber teils immer noch in Calw | |
stationiert. Der Fall des Referenten im Verteidigungsministerium hat laut | |
dem Ministerium keinen Bezug zum KSK. | |
Bei rechtsextremen KSK-Soldaten blieb es nicht bei bloßen | |
Ideologiebekundungen. Ein Unteroffizier etwa wurde Anfang des Jahres [3][zu | |
einer Bewährungsstrafe verurteilt], weil er illegal Waffen bei sich zu | |
Hause lagerte und Munition und Sprengstoff, den er bei der Bundeswehr | |
geklaut hatte. | |
22 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Rechter-im-Verteidigungsministerium/!5719181 | |
[2] /Reformprozess-bei-Eliteeinheit-KSK/!5778258 | |
[3] /Urteil-im-Prozess-gegen-KSK-Soldaten/!5754620 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
## TAGS | |
Bundeswehr | |
Verteidigung | |
KSK | |
Rechtsextremismus | |
MAD | |
Kolumne Der rechte Rand | |
Bundeswehr | |
Rechtsextremismus | |
KSK | |
KSK | |
KSK | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Rechte Burschenschaftler im Staatsdienst: Die Regierung schaut lieber weg | |
Im Bundesverteidigungsministerium waren oder sind zwei Mitglieder einer | |
rechten Burschenschaft beschäftigt. Einzelfälle? Das weiß die Regierung | |
nicht. | |
Keine Angabe zu KSK-Disziplinarverfahren: Lambrecht lässt mauern | |
Das Verteidigungsministerium will nicht beantworten, wie viele | |
Disziplinarmaßnahmen in der Bundeswehr-Elitetruppe KSK laufen. Und wird | |
gerügt. | |
Geheimdienste vor Kontrollgremium: Nun doch Extremisten aufgespürt | |
Die deutschen Geheimdienste geben öffentlich zu: Es geht eine Gefahr von | |
Rechtsextremen in Sicherheitsbehörden aus. Aber was folgt daraus? | |
Rechtsextremismus beim KSK: Mit Reformen ist es nicht getan | |
Die Bundeswehr hält an ihrer Eliteeinheit fest. Doch kleinere Veränderungen | |
beim KSK werden dessen Problem mit Rechtsextremismus kaum beseitigen. | |
Spezialeinheit der Bundeswehr: KSK wird nicht aufgelöst | |
Reform geglückt, befindet Verteidigungsministerin Annegret | |
Kramp-Karrenbauer. Die Eliteeinheit bleibt trotz | |
Rechtsextremismus-Skandalen bestehen. | |
KSK und Rechtsextremismus: Große KSK-Übung mit Frank T. | |
Das Kommando Spezialkräfte arbeitete enger mit Ex-Nordkreuz-Mitglied Frank | |
T. zusammen als bisher bekannt. Das ergab eine Anfrage der Linksfraktion. |