# taz.de -- Rassistische Chat-Gruppe bei Berliner Polizei: WDR um Amtshilfe geb… | |
> Auch Berliner Polizisten sollen sich in einem Chat rassistisch geäußert | |
> haben, berichtet das ARD-Magazin „Monitor“. Linke und Grüne nicht | |
> überrascht. | |
Bild: Noch ist sind die Beteiligten der Chatgruppe nicht bekannt | |
BERLIN taz | Nun auch Berlin. [1][Wirklich überrascht hat die Nachricht | |
nicht]. Nach Hessen und NRW soll es auch in den Reihen der Haupstadtpolizei | |
in einer Chatgruppe rassistische Äußerungen gegeben haben. Enthüllt hat das | |
eigenen Angaben zufolge das ARD-Magzin „Monitor“. Der Beitrag sollte am | |
Donnerstagabend ausgestrahlt werden. | |
Die Polizeiführung reagierte auf die Vorabinformation mit der Mitteilung, | |
man habe unmittelbar ein Strafverfahren eingeleitet. Am Montag wird sich | |
der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses in einer Sondersitzung mit dem | |
Fall befassen. | |
Laut „Monitor“ geben die Chats einen Einblick in mehr als drei Jahre Alltag | |
auf einer Berliner Polizeiwache. Über 25 Beamte einer Dienstgruppe sollen | |
sich ausgetauscht haben. Insbesondere 7 Beamte hätten sich immer wieder | |
rassistisch geäußert, häufig in Form vermeintlicher Witze, teilte | |
„Monitor“ mit. | |
Der Chat sei den Reportern von Polizisten zugespielt worden, einer sei | |
selbst jahrelang in der Chatgruppe gewesen. Weil sie dienstliche | |
Konsequenzen fürchten, wollten die Informanten aber anonym bleiben. Von | |
einem verbreiteten Rassismus unter den Kollegen sei die Rede. Ein | |
Vorgesetzter der Gruppe sei über rassistische Äußerungen im Chat informiert | |
gewesen. Die einzige Reaktion sei gewesen, die Beamten in einer E-Mail | |
aufzufordern, keine strafrechtlich relevanten Inhalte zu teilen. | |
## Mit Ratten gleichgesetzt | |
In den Chats sollen Muslime mit Affen verglichen und als „fanatische | |
Primatenkultur“ bezeichnet, Flüchtlinge mit Vergewaltigern oder Ratten | |
gleichgesetzt worden sein. Auch von einem „Gesinnungstest“ für die Aufnahme | |
bei der Polizei sei gewitzelt worden: „Erschießen Sie sechs illegale | |
Einwanderer.“ | |
Bis Donnerstagmittag hatten die Ermittlungsbehörden noch keine | |
Erkenntnisse, um welche Dienstgruppe es sich handelt. Es gebe bisher | |
Null-Ansatz auf mögliche Beteiligte, verlautete aus Polizeikreisen. | |
Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen, bestätigte das | |
gegenüber der taz. Sowohl Innensenator Andreas Geisel (SPD) als auch | |
Polizeipräsidentin Barbara Slowik hätten das übereinstimmend bekundet. Lux | |
kündigte an, über seinen Twitter-Account einen Aufruf an die Einsatzkräfte | |
zu starten, sich mit sachdienlichen Hinweisen an die Behördenleitung zu | |
wenden. Die Gewerkschaft der Polizei erklärte, man erwarte von allen | |
demokratisch denkenden Kolleginnen und Kollegen, dass sie entschlossen | |
gegen jegliche extremistische Tendenzen vorgehen. | |
Lux spricht von einem weiteren Tief für die Berliner Polizei. Die | |
Äußerungen in den Chats seien zutiefst menschenverachtend und dazu angetan, | |
das Vertrauen in die Behörde noch mehr zu erschüttern. Der Vorfall zeige, | |
dass die Polizei ein strukturelles Problem habe, sagt Niklas Schrader, | |
innenpolitischer Sprecher der Linken. Weder Lux noch Schrader hat die | |
Nachricht allerdings überrascht. Nach 23 rechtsextremistischen | |
Verdachtsfällen bei der Polizei „war damit zu rechnen“, so Lux. Die | |
Schutzmechanismen hätten versagt, stellt Schrader fest. Schlimmer noch. | |
„Das Klima ist so, dass es drei Jahre dauert, bis sich jemand traut, sich | |
zu melden.“ | |
Auch der Chefsprecher der Polizei Berlin, Thilo Cablitz, sagt, er habe so | |
etwas befürchtet. Denn: „Es gibt Rassistinnen und Rassisten in der | |
Polizei.“ Für die überwiegende Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen, die | |
nach den Werten der Demokratie handele, sei das unerträglich. Der | |
Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Man sei auf den WDR | |
zugegangen um nähere Anhaltspunkte zu bekommen, so Cablitz. | |
1 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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