| # taz.de -- Rechtsextreme Chatgruppe in Berlin: Beängstigend und befreiend zug… | |
| > Je mehr von dem rechtsextremen Dreck bekannt wird, desto besser. Die | |
| > Wahrheit ist zwar bitter, aber die Politik kann ihr nun nicht länger | |
| > ausweichen. | |
| Bild: Rechte Strukturen bei der Polizei: neuer „Einzelfall“ nun auch in Ber… | |
| Berlin taz | [1][Jetzt hat also auch Berlin seine rechtsextreme | |
| Chatgruppe]. Wie das ARD-Magazin Monitor am Donnerstag berichtet, schrieben | |
| sich 25 PolizistInnen einer Berliner Wache über drei Jahre lang Nachrichten | |
| mit teils krass rassistischer Hetze. Das ganze Feld rechtsextremer | |
| Klischees wurde offenbar bedient: der „große Bevölkerungsaustausch“ durch | |
| Flüchtlinge, ungebremster Hass auf Linke, primitivste Gewaltphantasien | |
| gegen „Ausländer“. Offen gesagt: [2][Nach NRW], [3][Hessen] und all den | |
| andere Polizeiskandalen der letzten Zeit kann dies niemanden verwundern. | |
| Die „Einzelfälle“ sind inzwischen so zahlreich, dass man schier den | |
| Überblick verlieren kann. | |
| Das ist auf der einen Seite zutiefst beängstigend: Der Alptraum, in dem | |
| sichtbar Andersdenkende und -aussehende schon immer lebten und in dem die | |
| Polizei nicht dein Freund ist sondern der (bewaffnete und mächtige) Feind, | |
| ist Wirklichkeit. Und zwar regelmäßig. Es gibt eben nicht nur einen | |
| Polizisten oder zwei, so dass man berechtigter Weise von Ausnahmen sprechen | |
| könnte, wie es Politik und Polizeiführungen und -gewerkschaften immer tun. | |
| Der Fehler steckt „im System“, das zeigt auch dieser Fall. Selbst wer nicht | |
| so denkt wie seine rechtsextremistischen KollegInnen, hält die Klappe. | |
| Nicht einmal der Chef der Truppe, der offenbar auch davon wusste, hat dem | |
| Treiben ein Ende gemacht. | |
| Auf der anderen Seite sind solche Enthüllungen aber auch ermutigend: Es | |
| waren schließlich zwei Berliner PolizistInnen, denen die Sache so stank, | |
| dass sie die Chatprotokolle „geleakt“ und Monitor bereitwillig Auskunft | |
| geben über den rassistischen Alltag auf ihrer Wache gegeben haben. Es gibt | |
| sie also (immerhin), die demokratisch gesinnten Ordnungshüter – auch wenn | |
| sie aus Angst vor dem Korpsgeist ihrer KollegInnen anonym bleiben wollten. | |
| Und auch wenn Polizeiskandale sonst meist nicht von internen Whistleblowern | |
| aufgedeckt werden sondern im Zuge von Ermittlungen: Es gibt Grund zur | |
| Hoffnung. Denn je mehr von dem Dreck ans Licht kommt, desto größer wird | |
| offenbar die Bereitschaft von Menschen darüber zu sprechen – seien sie | |
| Opfer von rassistischer Polizeigewalt oder eben Zeugen. | |
| ## Jeder Skandal ermutigt Betroffene und Zeugen zu reden | |
| So ist es jedenfalls in der allgemeinen Debatte über (Alltags-)Rassismus | |
| und Diskriminierung in der Gesellschaft: Die öffentliche Aufmerksamkeit für | |
| das Thema in den letzten Monaten ermutigt immer mehr BPoC (Black and People | |
| of Colour) von ihren Erfahrungen zu berichten und sich nicht mehr alles | |
| gefallen zu lassen. Und sie ermutigt Angehörige der weißen | |
| Mehrheitsgesellschaft sich mit den eigenen Rassismen und Vorurteilen | |
| kritisch auseinander zu setzen. | |
| Und mit jeder neuen Enthüllung über rassistische Strukturen in der Polizei | |
| rückt unweigerlich der Augenblick näher, wo auch Politik und | |
| Polizeiführungen nicht mehr mit Ausflüchten kommen können. Die Wahrheit ist | |
| hässlich. Aber wir alle – auch die bürgerliche Mitte, die ihre | |
| Ordnungshüter bislang so sehr verteidigt – müssen ihr endlich ins Gesicht | |
| schauen. | |
| 1 Oct 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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