# taz.de -- Neue EU-Kommission: Kompromiss auf Brüsseler Art | |
> Ursula von der Leyen stellt sich ein männlich-konservatives Team | |
> zusammen. Der Kampf gegen die Erderwärmung dürfte auf der Strecke | |
> bleiben. | |
Bild: Das Berlaymont-Gebäude in Brüssel, Sitz der Europäischen Kommission | |
Von einem Fehlstart Ursula von der Leyens bei der Besetzung ihres neuen | |
Teams für die EU-Kommission zu sprechen, ist nahezu euphemistisch. Das | |
Gerangel um die Kommissarsposten in den vergangenen Wochen zeigt | |
eindrücklich die Spaltung des europäischen Projekts und dessen interne | |
Machtverschiebungen. Der überraschende Rücktritt eines schimpfenden | |
[1][Thierry Breton], der in letzter Sekunde quasi als Teammitglied von der | |
Leyens hinschmiss, war mehr als peinlich für die Kommissionspräsidentin. | |
Hinzu kommen Verzögerungen, etwa in Slowenien. Und auch bei der Frauenquote | |
kommt die CDU-Politikerin nun nach Ächzen und Würgen auf immerhin 40 | |
Prozent. In Sachen Gleichstellung, Gleichberechtigung und | |
Fortschrittlichkeit [2][hätten es durchaus mehr Frauen in Spitzenpositionen | |
werden können]. An fähigem weiblichem Spitzenpersonal innerhalb der | |
Europäischen Union mangelt es im Jahr 2024 nun wirklich nicht. | |
Nun also präsentiert von der Leyen [3][die offenbar machbarste | |
Kompromisslösung auf Brüsseler Art]. Zu Recht sorgt die Nominierung des | |
Italieners Raffaele Fitto als Exekutiv-Vizepräsident für Empörung – | |
insbesondere bei Grünen, Sozialdemokraten und Liberalen. Es riecht förmlich | |
nach kruder Gefälligkeit an Giorgia Meloni und ihrer postfaschistischen | |
Partei Fratelli d’Italia. | |
Hatte doch von der Leyen vor der Europawahl im Juni mehrfach beteuert, die | |
Brandmauer gegen rechts zu halten und auf Vertrauen bei den Mitbewerbern | |
gesetzt. Nun könnte also doch ein Postfaschist auf einem entscheidenden | |
Machtposten installiert werden. Von der Leyen spielt offenbar auf Risiko – | |
und versucht den gefährlichen Machtpoker. Rom jubelte prompt. | |
Die EU steht vor gewaltigen Herausforderungen: Migration, Rechtsruck, | |
Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Unterstützung für die Ukraine – und | |
natürlich der Kampf gegen die Klimakrise. Für letzteres setzt von der Leyen | |
nur schwache Signale. Leider. Die nächste Legislatur der EU-Kommission | |
dürfte in dieser Zusammensetzung also deutlich weniger fortschrittlich | |
werden. | |
17 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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