# taz.de -- Neue EU-Vizepräsidentin aus Spanien: Klima als Chefinnensache | |
> Teresa Ribera soll die Nummer Zwei in der EU werden. Dort soll sich die | |
> spanische Sozialistin um ihr Steckenpferd Klimapolitik kümmern. | |
Bild: Arbeitete bereits als Beraterin in Umwelt-, Klima- und Energiefragen: die… | |
MADRID taz | Teresa Ribera stieg als Quereinsteigerin in die Parteipolitik | |
ein. 2011 trat die Juristin der Sozialistischen Spanischen Arbeiterpartei | |
(PSOE) bei, nachdem diese die Wahlen verloren hatte. Zuvor diente sie der | |
abgewählten Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero als unabhängige | |
Staatssekretärin für den Klimawandel. Nun soll Ribera als Vizepräsidentin | |
der Kommission die Klimapolitik (und den Wettbewerb) in der EU | |
verantworten. | |
Die 55-Jährige stammt ursprünglich aus Bewegungen links der PSOE. In ihrer | |
Jugend gehörte sie zu der Bewegung, die 1986 bei der spanischen | |
Volksabstimmung gegen den Nato-Beitritt stimmte. Vor ihrem politischen | |
Engagement war die Tochter zweier Universitätsdozenten hohe Beamtin in der | |
Zentralverwaltung und lehrte Öffentliches Recht sowie Rechtsphilosophie an | |
einer Universität in Madrid. | |
Bekannt wurde sie damit, was wohl auch für Kommissionspräsidentin Ursula | |
von der Leyen – neben dem europäischen Gleichgewicht – den Ausschlag gab, | |
sie als Vizepräsidentin vorzuschlagen: Ribera arbeitete an verschiedenen | |
Stellen als Beraterin in Umwelt-, Klima- und Energiefragen. So etwa im | |
Weltwirtschaftsforums (WEF), bei der UNO oder in einem französischen Think | |
Tank, der unter anderem das Pariser Klimaabkommen mitgestaltete. | |
Die verheiratete Mutter dreier Töchter, die gerne liest, Rockmusik aus den | |
80ern hört, kocht und lange Wanderungen in den Bergen im Norden Madrids | |
unternimmt, gehört zu den wichtigsten Stützen von Premier Pedro Sánchez. | |
[1][Bei den vorgezogenen Neuwahlen im Juli 2023] – die PSOE hatte davor bei | |
Kommunalwahlen eine schwere Niederlage gegen die Rechte aus der | |
konservativen Partido Popular (PP) und der rechtsextremen VOX einstecken | |
müssen – spielte Ribera eine wichtige Rolle bei den | |
Wahlkampfveranstaltungen. Sánchez konnte weiterregieren. [2][Schließlich | |
kandidierte sie bei den Europawahlen als Spitzenkandidatin, um ihre Partei | |
vor einer Katastrophe an den Urnen zu bewahren.] Die Sozialisten erzielten | |
einen Achtungserfolg und unterlagen nur knapp der PP. | |
## Erfinderin der iberischen Ausnahme | |
Ribera stand Sánchez bereits treu an der Seite, als dieser 2014 die | |
Urwahlen zum Parteichef gewann, später dann zurücktrat, als er sich | |
weigerte, einer konservativen Minderheitsregierung ins Amt zu verhelfen, | |
und dann erneut von der Basis an die PSOE-Spitze gewählt wurde. Nach dem | |
erfolgreichen Misstrauensvotum gegen die PP-Regierung 2018 berief Sánchez | |
sie als Umweltministerin ins Kabinett. | |
Von ihr stammen wichtige Initiativen, wie der Ausstieg aus dem Kohleabbau | |
oder die Verpflichtung der Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern, eine | |
verkehrsberuhigte Niedrigemissionszone einzurichten. In der Energiekrise | |
infolge des Ukrainekriegs machte sich Ribera in Brüssel einen Namen. Sie | |
setzte durch, dass die Regelung für die Strompreisgestaltung in Europa | |
aufgeweicht wurde: Ribera handelte [3][die sogenannte iberische Ausnahme] | |
aus, die den Preis für Elektrizität, die mit Gas erzeugt wird, deckelt. | |
Während ein Großteil der Presse und der Politik Ribera zur Nummer 2 in der | |
Kommission gratuliert, wird die spanische PP aus der Disziplin der | |
Europäische Volkspartei, der Partei von der Leyens, ausscheren. Sie wird in | |
Straßburg gemeinsam mit VOX gegen Ribera stimmen. „Den Sanchismus in Europa | |
stoppen“, nennen die beiden Parteien, welche die Wahlniederlage vergangenes | |
Jahr immer noch nicht verdaut haben, dies. Sie beschimpfen die Regierung | |
seither als „nicht legitim“. | |
19 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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