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# taz.de -- Nach starkem Erdbeben in Japan: Ein Echo von Fukushima
> Wieder treffen ein Erdbeben und ein Tsunami ein japanisches Atomkraftwerk
> hart. Die Ereignisse schüren neue Sicherheitszweifel.
Bild: Das Kernkraftwerk Shika in Shikamachi, Präfektur Ishikawa, Japan, am 2. …
Tokio taz | Entgegen ersten Angaben hat das westjapanische AKW Shika einige
Schäden durch das [1][starke Erdbeben] und einen Tsunami am Neujahrstag
erlitten. Japans Atomaufsicht lässt die Auswirkungen nun prüfen und
forderte den Betreiber Hokuriku Electric (Hokuden) zu einer tieferen
Untersuchung auf.
Das Erdbeben mit der maximalen Stärke 7 auf der nationalen Skala hatte
Teile der Atomanlage mit zwei Reaktoren so stark belastet, dass die
Auslegungsgrenze überschritten wurde. Der Keller von Block 1 wurde mit 957
Galileo-Einheiten (Gal) erschüttert, gebaut wurde der Reaktor für maximal
918 Gal. Die Maßeinheit gibt die Beschleunigung an. Die Atomanlage steht
nur 70 Kilometer Luftlinie entfernt vom Epizentrum des Bebens. Beide Blöcke
der Atomanlage sind seit dem [2][Fukushima-Super-GAU] im März 2011 außer
Betrieb.
Die Katastrophe bewies erneut die Anfälligkeit von AKWs in Japan für
Erdbeben und weckte neue Zweifel an der [3][Wiederinbetriebnahme] der 250
Kilometer entfernten weltgrößten Atomanlage Kashiwazaki-Kariwa mit sieben
Reaktoren. Dort schwappte radioaktiv kontaminiertes Wasser aus zwei
Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente. Die Atomaufsicht hatte das
Betriebsverbot erst vor dem Jahreswechsel aufgehoben.
Nach Angaben der Atomaufsicht gab es im AKW Shika keine Probleme mit
Kühlbecken. Auch die Reaktorgebäude wurden nicht beschädigt. Aber das AKW
wurde von einem drei Meter hohen Tsunami getroffen, was Hokuden erst
verspätet berichtete. In Fukushima hatte ein 15 Meter hoher Tsunami die auf
Meereshöhe stehenden Notstromaggregate zerstört, in der Folge kam es zu
Kernschmelzen in drei Reaktoren.
## Elf Meter über dem Meeresspiegel
Die zwei Atommeiler in Shika liegen elf Meter über dem Meeresspiegel und
werden von einer vier Meter hohen Deichmauer geschützt. Dennoch beschädigte
der Tsunami offenbar die Stromtransformatoren in den Blöcken 1 und 2.
Auslaufendes Öl kappte mehrere Verbindungen zur externen Stromversorgung.
Auf dem Meer schwamm ein Teppich mit sechs Litern Öl aus dem Transformator
für Block 2. Der Chef der Atomaufsicht, Shinsuke Yamanaka, forderte Hokuden
auf, die Ursachen für den Ausfall der Transformatoren zu beheben, da
Nachbeben neue Schäden anrichten könnten. Der Betreiber konnte noch nicht
sagen, wann sie repariert werden, und stellte zunächst Ersatzgeräte auf.
Durch das Beben fielen auch bis zu 18 der 116 Posten für Strahlenmessungen
aus. Inzwischen wurden fünf Ersatzposten aufgestellt. Der Experte für
Strahlenschutz bei der Atomaufsicht, Nobuhiko Ban, kritisierte, dass die
Strahlungswerte nach dem Beben nicht in Echtzeit überwacht werden konnten.
Der Betreiber hätte Drohnen oder Flugzeuge einsetzen müssen.
## Auswertung könnte Jahre dauern
Hokuriku Electric wollte Shika Block 2 nach einer Sicherheitsnachrüstung
eigentlich wieder in Betrieb nehmen und stellte bereits einen
Prüfungsantrag dafür. Vor einem Jahr hatte die Atomaufsicht bestätigt, dass
sich keine Verwerfungslinien unter dem Kraftwerk befinden.
Aber das starke Beben stellte diese Einschätzung infrage. Die 45 Sekunden
langen Erdstöße, die über 200 Menschenleben forderten, gingen von einer 150
Kilometer langen Bodenfalte aus, die seismisch aktiv bleiben könnte. Sie
verläuft unter der Noto-Halbinsel von nordöstlicher in südwestlicher
Richtung auf das Atomkraftwerk zu. Die Küstenlinien nördlich des AKWs
verschoben sich teils um 200 Meter.
Atomaufsicht-Chef Yamanaka stellte daher klar, dass zunächst die
Erkenntnisse aus dem Beben ausgewertet werden müssten. Diese seismischen
Untersuchungen könnten Jahre dauern, betonte Yamanaka. Ein baldiger
Neustart des Blocks 2 scheint damit ausgeschlossen.
11 Jan 2024
## LINKS
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[3] /Japans-Atomkraft-Renaissance/!5918636
## AUTOREN
Martin Fritz
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