# taz.de -- Erdbeben in Japan: Abruptes Ende für Neujahrsfeiern | |
> Eine Bebenserie und Tsunamiwellen an Japans Westküste rufen Erinnerungen | |
> an die Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 wach. | |
Bild: Ein teilweise zerstörtes Haus in Wajima in der westjapanischen Küstenpr… | |
TOKIO taz | Ein langes und heftiges Erdbeben hat die festliche Stimmung des | |
Neujahrstages in Japan beendet. Erschütterungen der Stärke 7,6 auf der | |
Richterskala verursachten schwere Schäden in der westjapanischen | |
Küstenprovinz Ishikawa und lösten Tsunamiwellen aus, die beim Auftreffen | |
auf die Küste bis zu 1,40 Meter hoch waren. | |
Eine Sprecherin im öffentlich-rechtlichen TV-Sender NHK rief mit sich | |
überschlagender Stimme alle Anwohner auf, sofort höher gelegene Gebiete | |
aufzusuchen. Auch Nordkorea und Russland warnten vor den Flutwellen aus | |
Japan. Es war der erste große Alarm dieser Art [1][seit der Beben- und | |
Tsunamikatastrophe vom März 2011, die im AKW Fukushima einen Super-GAU | |
auslöste]. | |
In den sechs Atomkraftwerken mit 22 Reaktoren an der Westküste kam es nach | |
offiziellen Angaben zu keinen Unregelmäßigkeiten. Die nächstgelegenen zwei | |
Reaktoren im AKW Shika, rund 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt, sind | |
[2][seit der Atomkatastrophe vor fast 13 Jahren] abgeschaltet. Die | |
Superschnellzüge auf der nächstgelegenen Shinkansen-Strecke wurden | |
vorübergehend gestoppt. Die Regierung richtete einen Krisenstab ein. | |
Das heftigste Beben ereignete sich um 16.10 Uhr Ortszeit in geringer Tiefe | |
nahe der Noto-Halbinsel und erreichte die höchste Stufe 7 auf der | |
japanischen Bebenskala, die die zerstörerischen Auswirkungen auf Boden, | |
Häuser und Menschen beschreibt. | |
## Lebendig begraben | |
Laut der Zentralregierung wurden sechs Menschen in Wajima lebendig | |
begraben. Fotos und Videos auf Twitter zeigten eingeklemmte Menschen | |
zwischen den Trümmern ihrer Häuser. Außerdem brach in der Stadt nach dem | |
Beben ein Großbrand aus. | |
Es wurden mehrere Verletzte gemeldet, darunter zwei Frauen, die in | |
Krankenhäuser gebracht wurden, nachdem sie gestürzt oder von herabfallenden | |
Gegenständen getroffen worden waren. Etwa 1.000 Anwohner wurden auf einen | |
Stützpunkt der Selbstverteidigungskräfte der Luftwaffe in Wajima evakuiert | |
und erhielten dort Decken, Wasser und Lebensmittel. Nach Angaben der | |
Behörde für Brand- und Katastrophenschutz wurden insgesamt mehr als 51.000 | |
Menschen in fünf Präfekturen dazu aufgefordert, sich evakuieren zu lassen. | |
Die Behörden konnten sich bis spät in den Abend hinein nur schwer einen | |
Überblick verschaffen. Kurz nach dem Beben brach die Dunkelheit herein, in | |
mindestens 33.500 Haushalten fiel der Strom aus, der Mobilfunk | |
funktionierte teils nicht, Wasserleitungen zerbrachen. Zahlreiche Gemeinden | |
meldeten eingestürzte Wohn- und Bürohäuser. | |
Neujahr ist der höchste Feiertag in Japan, daher waren die Krankenhäuser | |
mit Personal dünn besetzt. Viele Ärzte konnten ihre Arbeitsplätze zudem | |
nicht erreichen. Der Asphalt vieler Straßen ist aufgebrochen, Bodenspalten | |
und umgekippte Strommasten blockierten jede Durchfahrt. | |
## Behörde warnt | |
Ständige Nachbeben zwangen die Anwohner dazu, sich trotz nächtlicher | |
Minustemperaturen im Freien aufzuhalten. Die Meteorologische Behörde warnte | |
vor möglicherweise noch stärkeren Erdstößen in den kommenden zwei bis drei | |
Tagen. | |
Es war das schwerste Erdbeben in der Region seit Beginn der Messungen 1885. | |
Die Situation auf der Noto-Halbinsel ist insofern ungewöhnlich, als dass | |
die Erschütterungen dort nicht direkt durch die Entladung von tektonischen | |
Spannungen zwischen Platten, sondern durch im Untergrund aufsteigendes | |
Wasser verursacht werden. | |
1 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Martin Fritz | |
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