| # taz.de -- Kommentar Lagarde als EZB-Chefin: Absage ans deutsche Sparbrötchen | |
| > Die EU will Kontinutität in der Geldpolitik. Die Entscheidung für | |
| > Christine Lagarde ist auch eine gegen Bundesbankchef Jens Weidmann. | |
| Bild: Die Zinsen bleiben niedrig, mon cher – Christine Lagarde und Jens Weidm… | |
| Christine Lagarde [1][als neue EZB-Chefin] ist ein Glücksfall, denn sie | |
| wird die Geldpolitik ihres Vorgängers Mario Draghi nahtlos fortsetzen. Auch | |
| Lagarde wird die Zinsen niedrig halten, bis sich die Wirtschaft in der | |
| gesamten Eurozone stabilisiert hat. | |
| Die Entscheidung für Lagarde ist auch eine Absage an Bundesbankchef Jens | |
| Weidmann, der lange Zeit [2][als möglicher EZB-Präsident] gehandelt worden | |
| war – jedenfalls in Deutschland. Außerhalb der Bundesrepublik hat Weidmann | |
| kaum Fans, weil er ständig quengelte, dass die Zinsen wieder steigen | |
| müssten, obwohl die Krise in den anderen Ländern noch nicht überwunden war. | |
| Diese deutsche Egozentrik hat die Europäer enorm verärgert, zumal Weidmann | |
| gern den Moralapostel gab, nach dem Motto: An den deutschen | |
| Exportüberschüssen soll ganz Europa genesen. | |
| Weidmann ist derart unbeliebt, dass es kein Zufall sein dürfte, dass die | |
| Europäer einen absolut sicheren Weg wählten, um ihn zu verhindern – und | |
| Ursula von der Leyen als Chefin der EU-Kommission vorschlugen. Weidmann ist | |
| damit automatisch aus dem Rennen, denn zwei mit Deutschen besetzte | |
| Spitzenposten sind undenkbar. | |
| Anders als Weidmann bringt Lagarde den Weitblick mit, um die Eurozone zu | |
| steuern. Als langjährige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) | |
| hatte sie intensiv mit der Eurokrise zu tun und warnte schon früh, dass | |
| Griechenland seine enorme Schuldenlast nicht tragen könne und substanzielle | |
| Hilfe braucht. Lagarde ist zwar mit Ex-Finanzminister Schäuble befreundet, | |
| aber [3][seine Krisenpolitik hat sie abgelehnt]: Sie hält nichts davon, | |
| durch übertriebene Sparpolitik das Wachstum abzuwürgen. | |
| Lagarde wird also dort weitermachen, wo Draghi aufgehört hat – und die | |
| deutsche Politik des Öfteren mit ungebetenen Ratschlägen versehen. Auch von | |
| Lagarde wird Berlin hören, dass die Eurozone ein Konjunkturpaket braucht, | |
| was implizit meint: Deutschland sollte sich von seiner „Schwarzen Null“ | |
| verabschieden. | |
| 4 Jul 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Ringen-um-naechsten-EU-Kommissionschef/!5603954 | |
| [2] /Wechsel-an-Zentralbank-Spitze/!5482911 | |
| [3] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5227959 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
| ## TAGS | |
| EZB | |
| EU-Finanzpolitik | |
| EU | |
| Christine Lagarde | |
| Jens Weidmann | |
| Mario Draghi | |
| Mario Draghi | |
| EZB | |
| IWF | |
| EZB | |
| Lesestück Meinung und Analyse | |
| EU-Parlamentspräsident | |
| Margrethe Vestager | |
| US-Notenbank | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Ende der Ära Draghi: Marios großes Experiment | |
| Mit Mario Draghi geht an der Spitze der EZB ein Mann, der mit seiner | |
| Nullzinspolitik wie kein anderer die europäische Finanzpolitik geprägt hat. | |
| EZB erhöht Strafzinsen: Zentralbank verschärft Krisenmodus | |
| Die Europäische Zentralbank legt bei Strafzinsen zu und setzt erneut auf | |
| Milliarden-Anleihenkäufe. Präsident Trump sieht einen „Schaden für | |
| US-Exporte“. | |
| EZB-Chefin Lagarde im EU-Parlament: Vage Aussagen zu grüner Geldpolitik | |
| Die designierte Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, | |
| kündigt an, den Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi fortzusetzen. | |
| Designierte IWF-Chefin: Alles, aber keine Technokratin | |
| Die EU will die Bulgarin Kristalina Georgiewa als neue Chefin des | |
| Internationalen Währungsfonds. Wer ist die ehemalige EU-Kommissarin? | |
| Verhandlungen über Staatsanleihen: Die Geister, die ich rief | |
| Das Bundesverfassungsgericht verhandelt mal wieder über die Europäische | |
| Zentralbank. Es geht um die Kontrolle einer mächtigen Institution. | |
| Kommentar Frauen in EU-Spitzenposten: Das neue Normal | |
| Von der Leyen, Lagarde, Vestager – dass diese drei Politikerinnen | |
| EU-Topjobs kriegen könnten, überrascht nicht. Sie verkörpern etwas Rares: | |
| Format. | |
| Ringen um nächsten EU-Kommissionschef: Skandale qualifizieren für Topjob | |
| Die Regierungschefs einigen sich endlich auf KandidatInnen für die zu | |
| besetzenden EU-Posten. Ursula von der Leyen soll Kommissionschefin werden. | |
| Jobbörse in der Europäischen Union: Postengeschacher im Hinterzimmer | |
| Noch ist unklar, wer die Topposten ergattert. Nun sollen sechs | |
| Regierungschefs den Weg weisen und eine Arbeitsgruppe im Parlament. | |
| Klimaschutz und Weltwirtschaft: Die Notenbanken wachen auf | |
| Notenbanken sind für die Stabilität des Finanzsystems zuständig. | |
| Währungshüter fordern nun mehr Klimaschutz. Sonst könnte es teuer werden. |