| # taz.de -- EZB-Chefin Lagarde im EU-Parlament: Vage Aussagen zu grüner Geldpo… | |
| > Die designierte Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, | |
| > kündigt an, den Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi fortzusetzen. | |
| Bild: Bring sie einen neuen Blick auf die EU-Geldpolitik? Christine Lagarde bei… | |
| Brüssel taz | Die Geldpolitik der Eurozone soll moderner, bürgernäher und | |
| grüner werden. Das hat die designierte neue Präsidentin der Europäischen | |
| Zentralbank (EZB), [1][Christine Lagarde], am Mittwoch bei einer Anhörung | |
| im Europaparlament in Brüssel angekündigt. Die erste Frau an der Spitze der | |
| EZB will im November die Nachfolge des Italieners Mario Draghi übernehmen – | |
| und wirbt nun für ihren Kurs. | |
| Grundsätzlich wolle sie der lockeren Linie Draghis treu bleiben, sagte | |
| Lagarde, die zuletzt den Internationalen Währungsfonds in Washington | |
| geleitet hatte. Die Wirtschaft in der Euro-Zone sei mit einigen Risiken | |
| konfrontiert, erklärte die 63-jährige Französin. Neben dem | |
| amerikanisch-chinesischen Handelskrieg nannte sie auch die Gefahr einer | |
| Rezession etwa in Deutschland. | |
| Die Inflation im Währungsraum sei dauerhaft zu niedrig und liege unter der | |
| Zielmarke von zwei Prozent. „Ich stimme daher mit der Ansicht des EZB-Rats | |
| überein, dass eine hochgradig konjunkturstützende Geldpolitik für eine | |
| längere Zeit gerechtfertigt ist.“ | |
| Mit Nullzinsen und [2][massiven Anleihekäufen hatte die EZB in den letzten | |
| Jahren geholfen], die Folgen der Finanz- und Eurokrise zu überwinden. Die | |
| lockere Geldpolitik trug jedoch auch dazu bei, den Ertrag von Sparguthaben | |
| zu drücken und – vor allem in Deutschland – Unmut gegen den Euro und die | |
| EZB zu schüren. Sie werde nicht nur auf die Märkte, sondern auch auf die | |
| Bürger hören, versprach Lagarde. | |
| Die Geldpolitik könne jedoch nicht allein handeln, warnte Lagarde. Sie | |
| brauche Unterstützung durch die Fiskalpolitik und Flankenschutz durch | |
| Strukturreformen. Einige Länder hätten großen „fiskalpolitischen | |
| Spielraum“, um Breitbandnetze zu bauen und Investitionen zu fördern. | |
| Deutschland nannte sie nicht, aber Bundesfinanzminister Olaf Scholz darf | |
| sich durchaus angesprochen fühlen. | |
| Vergleichsweise vage blieben die Aussagen zu einer „grünen“ Geldpolitik. | |
| Lagarde bekannte sich zwar ausdrücklich dazu, die Klimakrise und die | |
| Umweltrisiken auch geldpolitisch in Rechnung zu stellen. Wie dies konkret | |
| aussehen soll, blieb jedoch offen. Lagarde wollte sich auch auf mehrfache | |
| Nachfrage nicht festlegen, sondern sagte lediglich eine Prüfung möglicher | |
| Instrumente zu. | |
| Der grüne Europapolitiker Sven Giegold zeigte sich enttäuscht. Die EZB | |
| könne mit ihrer Geldpolitik die Bedingungen für Investitionen in eine grüne | |
| Transformation der Wirtschaft verbessern, sagte er. Bisher sei Lagarde | |
| jedoch klare Antworten schuldig geblieben. Auch zur Bekämpfung der | |
| Geldwäsche habe sie zu wenig gesagt. | |
| Kritik kam auch von Konservativen und Linken. Der CSU-Finanzexperte Markus | |
| Ferber forderte eine Rückkehr zur traditionellen, auf Preisstabilität | |
| ausgerichteten Geldpolitik. Der Linken-Politiker Martin Schirdewan mahnt | |
| dagegen einen Neustart an. Die EZB müsse sich auf Vollbeschäftigung, | |
| Umweltschutz und nachhaltiges Wachstum ausrichten und der | |
| Austeritätspolitik der letzten Jahre eine Absage erteilen. | |
| 4 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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