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# taz.de -- Große Ferien in Hamburg: Zeltlager entfällt
> Wegen Corona ist nun auch noch das Angebot für Kinder im Sommer
> eingeschränkt. Die Schulbehörde plant „Lernferien“, die Linke will
> „wirkliche Ferien“.
Bild: Auch Kinder brauchen Erholung
Hamburg taz | Für die meisten Schüler findet bis zu den Sommerferien
[1][keine richtige Schule statt]. Doch auch die Ferienangebote fallen
dieses Jahr schmal aus. Zeltlager und Jugendreisen wurden zuhauf abgesagt.
Und der [2][„Hamburger Ferienpass“], ein Programmheft mit Angeboten für
Kinder in der Stadt, hat bislang nur ein Viertel des üblichen Umfangs.
Die Linke fordert, die Stadt solle behördenübergreifend ein Programm
auflegen und die Regeln lockern, damit Kinder „wirkliche Ferien“ bekommen.
Auch SPD und Grüne legen einen Antrag vor, in dem sie „coronabedingte
Sommerangebote“ fordern. Dabei denken sie aber an „Lernangebote zur
Wiederholung des Lernstoffs des letzten Halbjahres.“
Die Schulbehörde plant nun „Hamburger Lernferien 2020“ für Kinder in
„schwierigen sozialen Lagen“. Laut einem Brief des Landesschulrats sollen
die Kinder am Ende der Ferien zwei Wochen für 15 Unterrichtsstunden zur
Schule kommen und unter Aufsicht von Honorarkräften der Volkshochschule
Lernmaterial bearbeiten.
Üblicherweise bietet Hamburg [3][Ferien- und Erholungsreisen] für Kinder
an, die nicht mit ihren Eltern wegfahren. Über 90 Reisen enthielt der
Katalog des „Jugendinformationszentrums“ (JiZ). Doch in diesem Jahr könne
man wegen Corona keine Gewähr für die Gültigkeit der Angebote übernehmen,
heißt es auf der Homepage.
## Digitales Zeltlager als Ersatz
Der größte Anbieter, das Jugenderholungswerk, das sogar Urlaub in Puan
Klent auf Sylt ermöglicht, hat die meisten Reisen abgesagt. „Für unsere
Sommerreisen gelten die Regeln der offenen Kinder- und Jugendarbeit“, sagt
Geschäftsführer Carsten Wode. Das bedeute, dass Gruppen von maximal 15
Menschen zusammen sein dürfen, die durchgängig 1,5 Meter Abstand halten
müssen. „Das ist bei Fernreisen nicht möglich“, sagt Wode. Man wolle auch
nicht den ehrenamtlichen Betreuern zumuten, „Abstandswächter“ zu sein.
Nur für Kinder aus Wohngruppen der Jugendhilfe, die ohnehin in einem
Haushalt leben, seien Reisen möglich. „Die können über uns fahren“, sagt
Wode. Statt der üblichen 750 Kinder würden so eventuell noch 200 mit dem
Werk in den Urlaub fahren.
Abgesagt hat auch das Harburger Jugendrotkreuz seine Zeltreisen an die
Flensburger Solitüde. Stattdessen versuche man ein „digitales Zeltlager“
anzubieten, berichtet Organisator Jörg Neumann. Man werde den Kindern
Spielanleitungen geben oder vielleicht eine kleine Stadtreise organisieren.
„Wir haben unsere Sommerreise gerade abgesagt“, sagt auch Völker Vödisch
vom Abenteuerspielplatz Am Brunnenhof. Normalerweise wäre das Team mit 20
bis 25 Kindern für 13 Tage an einen mecklenburgischen See gefahren. Die
dortige Herberge lässt auch Jugendreisen bereits wieder zu. Doch in Hamburg
gelten noch strengere Regeln.
Der Abenteuerspielplatz will stattdessen nun kleine Ausflüge machen und,
wenn erlaubt, den selbstgebauten Pool füllen. „Wir hätten uns wirklich
gewünscht zu fahren“, sagt Vödisch. „Den Kindern tut es gut. Sie brauchen
die Möglichkeit, mal rauszukommen aus der Stadt.“ Auch kämen sie meist
„sehr gelöst wieder nach Hause, weil sie viel voneinander lernen“.
Das Problem: Die aktuelle Rechtsverordnung des Senats, die die 1,5 Meter
Abstand für die Jugendarbeit festlegt, gilt vorerst bis zum 30. Juni. Die
Linke fordert in ihrem Antrag, diese Kontaktbeschränkungen zum Ferienbeginn
am 25. Juni zurückzunehmen. Aus der Gesundheitsbehörde heißt es, man prüfe
laufend Lockerungen. Für eine Anpassung der Verordnung, die Ferienreisen
ermöglichte, könne man aber ein konkretes Datum „aktuell nicht nennen“.
Ein Trost: Die Schulbehörde will nun immerhin mit der Sozialbehörde
gemeinsam an einem Ausbau der Angebote für den „Ferienpass“ arbeiten und
diese am 15. Juni offiziell vorstellen. Der sonst als Broschüre gedruckte
Pass war am 2. Juni in abgespeckter Version nur online erschienen und
enthielt nicht einmal die Schwimmbäder.
Schon recht konkret sind die Pläne für die „Lernferien“, für die jede
Schule nun Kinder empfehlen soll. Die Teilnahme soll „grundsätzlich
freiwillig“ sein, die Anmeldung aber „verbindlich“. Das Thema wird am
Mittwoch in der Bürgerschaft debattiert. Die Linke lehne es ab, „allein auf
das schulische Lernen zu setzen“, sagt deren Schulpolitikerin Sabine
Boeddinghaus. „Das hat den Charakter von Nachsitzen in den Ferien.“
8 Jun 2020
## LINKS
[1] /Lockerungen-in-Schleswig-Holstein/!5686132/
[2] https://www.hamburg.de/ferienpass/
[3] https://www.hamburg.de/jiz/2095636/ferien-und-erholungsangebote/
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
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