| # taz.de -- Schulöffnungen in Hamburg: Lehrergewerkschaft auf Abstand | |
| > Hamburgs Grundschulen sollen nach den Ferien wieder öffnen, die | |
| > weiterführenden Schulen wahrscheinlich auch. Die GEW nennt das | |
| > „leichtfertig“. | |
| Bild: Noch ist hier ganz viel Platz: Schulklasse in Corona-Zeiten | |
| Hamburg taz | Noch vier Schultage, dann beginnen die Sommerferien. | |
| Schulsenator Ties Rabe (SPD) gab zuvor bekannt, wie es nach den von | |
| Schließung bestimmten Monaten im neuen Schuljahr weitergeht: Grundschulen | |
| würden „mit Sicherheit“ öffnen und weiterführende Schulen „mit großer | |
| Wahrscheinlichkeit“. Die Hamburger GEW nennt dies „wünschenswert, aber | |
| leichtfertig“. Die Elterngruppe „Familien in der Krise“ demonstriert indes | |
| heute auf dem Gänsemarkt für die sofortige Öffnung aller Kitas und Schulen. | |
| Rabe tauschte sich vergangen Freitag mit anderen Ministern und | |
| Wissenschaftlern aus und stellte danach für die Klassen eins bis sechs den | |
| Schulbesuch in Aussicht. Die fünf Mediziner verwiesen darauf, dass in | |
| Abwägung des geringen Risikos durch das Coronavirus und der Risiken für den | |
| Bildungserfolg der Kinder eine Öffnung das Beste sei. | |
| Rabe will nun, dass die jüngeren Kinder, die zuletzt nur stundenweise | |
| kamen, wieder [1][alle Unterrichtsstunden in der Schule erhalten]. Um das | |
| Infektionsrisiko zu senken, sollten in den Schulen möglichst feste Gruppen | |
| gebildet und der Kontakt zu anderen Gruppen reduziert werden. Nach diesem | |
| Modell verfährt [2][Schleswig-Holstein bereits seit dem 8. Juni]. | |
| Für die Klassen sieben bis zehn spricht laut Rabe ebenfalls viel dafür, zum | |
| Regelunterricht zurückzukehren. Hier werde die Behörde aber „als | |
| Alternative eine zweite Planung mit einer Mischung aus Fern- und | |
| Präsenzunterricht vorbereiten“. Wie alle Länder führt auch Hamburg eine | |
| Attestpflicht für Lehrkräfte ein, die sich zur Risikogruppe zählen und | |
| deshalb nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden können. Für die | |
| Beschäftigten gebe es zudem kostenlose Tests und Visiere. | |
| ## Gericht: Personalrat sollte mitbestimmen | |
| Die GEW-Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze kritisierte die Pläne. Gegen die | |
| Attestpflicht habe sie nichts, aber es sei „falsch“, zum jetzigen Zeitpunkt | |
| Maßnahmen zur Virus-Eindämmug zurückzunehmen. Denn immer noch müsse auch | |
| für in Schulen Beschäftigte die vom Bund festgelegte Abstandregel von 1,5 | |
| Metern gelten. Solange das Risiko bestehe, dass Kinder Erwachsene | |
| ansteckten, müsse deshalb die Präsenzzeit eingeschränkt bleiben und | |
| Unterricht in kleinen Gruppen stattfinden. | |
| Gefragt, was denn die Kinder in der übrigen Zeit machen sollten, sagte | |
| Bensinger-Stolze, sie habe dafür keine Lösung. „Wir sind da in einem | |
| Spannungsfeld, das ist mir klar.“ Die GEW kritisiert, dass die Schulbehörde | |
| sich weigere, den Gesamtpersonalrat bei den Coronamaßnahmen mitbestimmen zu | |
| lassen. Dieser zog deshalb vors Verwaltungsgericht und bekam im | |
| Eilverfahren recht. | |
| Laut Schulbehördensprecher Peter Albrecht ging es dem Gesamtpersonalrat | |
| unter anderem um eine Maskenpflicht für alle Schulbeschäftigten. Doch die | |
| könnte seine Behörde schon mangels Zuständigkeit für das | |
| Infektionsschutzgesetz nicht erlassen, so Albrecht. Die Schulbehörde habe | |
| deshalb gegen den Beschluss Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht | |
| eingelegt. | |
| Gar keine Beteiligung der Eltern beklagt indes Anna-Maria Kuricová von | |
| „Familien in der Krise“. Die Pläne des Schulsenators seien „Zauder-Polit… | |
| und Hamburg „Schlusslicht in Deutschland“. Kuricová ist Mutter und baut in | |
| Hamburg einen Ableger der bundesweiten Initiative auf. Auch Rabes neuste | |
| Ankündigung sei viel zu vage, sagt sie. „Wenn es heißt ‚wahrscheinlich‘, | |
| ist es für uns nicht möglich zu planen.“ | |
| ## Kita-Öffnung zu kurz für eine Arbeitswoche | |
| Auch die Kitas sind in Hamburg seit Donnerstag zwar wieder für jedes Kind | |
| zugänglich, aber nur 20 Stunden die Woche. „Das sind drei Tage. Das reicht | |
| nicht für eine Arbeitswoche.“ Laut einer Umfrage fühlten sich 90 Prozent | |
| der Eltern nicht informiert. Die Mutter fordert einen „runden Tisch im | |
| Rathaus“ mit Eltern, Lehrern, Schulleitern und Experten. Nötig sei auch ein | |
| „kindgerechter“ Plan für eine zweite Welle, denn der Verlust noch eines | |
| halben Schul- oder Kita-Jahres sei „keine Option“. | |
| „Die Öffnung der Schulen in Verbindung mit Test ist richtig“, sagt indes | |
| auch die Linken-Schulpolitikerin Sabine Boeddinghaus. Nötig sei aber, die | |
| Schulen an der Konzeption zu beteiligen und „nicht als Behörde | |
| durchzuregieren“. | |
| 19 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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