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# taz.de -- Jurist über Fluggastrechte: „Nicht verschaukeln lassen“
> Flightright fordert die Rechte von Fluggästen ein. Gründer Philipp
> Kadelbach über das Fliegen und Ticketrückerstattungen während Corona.
Bild: Obacht: Bitte halten Sie auch beim Schimpfen am Schalter Sicherheitsabsta…
taz: Herr Kadelbach, Sie sind Jurist und Gründer von Flightright. Wissen
Fluggäste über ihre Rechte Bescheid?
Philipp Kadelbach: Im Jahr 2010, als wir mit Flightright starteten, kannten
die wenigsten ihre Rechte. Dann haben wir daraus ein Geschäftsmodell
gemacht. Teil davon war, Fluggäste zu informieren, welche Rechte ihnen
zustehen.
Welche Rechte sind das?
Bei stornierten Flügen haben Fluggäste in jedem Fall das Recht auf
Ticketrückerstattung. Unabhängig davon, aus welchem Grund der Flug
storniert wurde, muss die Airline dem Verbraucher binnen sieben Tagen den
Flugpreis zurücküberweisen. Wenn keine höhere Gewalt vorliegt und ein Flug
storniert wird oder sich verspätet, entsteht zusätzlich ein Anspruch auf
Entschädigung. Die bekommt der Fluggast obendrauf. Manche denken, dass sie
bei einem Billigflug für 20 Euro nicht mehr als 20 Euro zurückbekommen. Ein
Irrglaube. Sie können mehrere hundert Euro Entschädigung erhalten.
Wie sieht es mit den Fluggastrechten während der Coronakrise aus?
Die Airlines haben am Anfang der Pandemie Flüge oft aus wirtschaftlichen
Gründen storniert, weil ihre Maschinen nur zu 10 Prozent ausgelastet waren.
Das hatte mit Corona zu tun, blieb aber ein wirtschaftlicher Grund. Die
Airlines haben behauptet, das sei höhere Gewalt. Darum haben sie
Entschädigungen oft verweigert.
Das war am Anfang der Krise – und dann?
Als immer mehr Länder Einreisebeschränkungen erlassen haben, gab es einen
harten Grund, wieso man nicht fliegen konnte. [1][Das hat sich am 15. Juni
geändert]: Jetzt fangen Fluggesellschaften wieder an, ihr Angebot
auszuweiten. Trotzdem könnten angebotene Flüge nicht ausgelastet sein – so
kann es kurzfristig wieder zu Stornierungen aus wirtschaftlichen Gründen
kommen. Dann kann es einen Anspruch auf Entschädigung geben. Aber hier
entstehen rechtliche Grauzonen. Solche Fälle bringen wir vor die höchsten
Gerichte.
Und wie funktioniert die Ticketrückerstattung?
Dafür haben wir das Tool „Ticket Refund“ entwickelt, mit dem Verbraucher
über uns den Kaufpreis von den Fluggesellschaften einfordern können. Vor
der Pandemie zahlten die Airlines den Ticketpreis stornierter Flüge von
sich aus zurück. Jetzt hält jeder an seinem Geld fest, obwohl es hier eine
klare Bestimmung der EU-Fluggastrechteverordnung gibt. Dennoch zahlen fast
alle Airlines derzeit keine Barerstattungen. In solchen Situationen sind
wir da, zeigen unseren Kunden, dass man sich nicht verschaukeln lassen
muss.
Und was ist mit den Geschäftsreisenden?
Die Leute haben durch [2][die Zoomisierung] erfahren, dass Videokonferenzen
funktionieren. Viele Unternehmen dampfen Geschäftsreisen ein. Das kann
Airlines belasten und Insolvenzen zur Folge haben.
Schlechte Aussichten für die Flugbranche?
Das Flugaufkommen wird sich erst 2022 stabilisieren. [3][Viele Leute werden
auch im kommenden Jahr wenig Lust darauf haben, in engen Flugzeugen zu
sitzen.]
Worauf sollte man achten, wenn man dieses Jahr fliegt?
Wer jetzt bucht, sollte sich mit dem Insolvenzrisiko einiger Airlines
auseinandersetzen. Denn kommt es zur Insolvenz, können selbst wir kein Geld
für Verbraucher einfordern.
21 Jun 2020
## LINKS
[1] /Reisen-in-Europa-trotz-Corona/!5689661
[2] /Die-Wahrheit/!5678749
[3] /Stellenabbau-bei-Lufthansa/!5688036
## AUTOREN
Klaudia Lagozinski
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