# taz.de -- Geplante Krankenhausreform: Mehr Einblicke für Patient*innen | |
> Schon vor der Krankenhausreform soll es mehr Transparenz bei der Qualität | |
> von Kliniken geben. Die Deutsche Krebsgesellschaft begrüßt das. | |
Bild: Expert*innen rechnen damit, dass bis zu ein Drittel der Kliniken in Deuts… | |
BERLIN taz | In welche Klinik gehe ich am besten mit meinem Leiden? Schon | |
bald könnte die Öffentlichkeit leichteren Zugang zu umfangreichen Daten | |
über die Behandlungsqualität in Deutschlands Kliniken bekommen. Damit würde | |
ein Transparenzlevel erreicht, das es in Deutschland noch nicht gegeben | |
habe, heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Die Daten dafür seien | |
bereits vorhanden und spielen eine wesentlich Rolle in der [1][von | |
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)] geplanten großen | |
Krankenhausreform. | |
Seit mindestens zehn Jahren wird über den Reformbedarf der | |
Krankenhausvergütung debattiert. Im bestehenden System finanzieren sich | |
Krankenhäuser im Wesentlichen über Art und Anzahl der behandelten Fälle. | |
Dies hatte Fehlanreize gesetzt und zum einen große Unterschiede in der | |
Behandlungsqualität zur Folge. Eine Auswertung von Krankenhausdaten legt | |
etwa nahe, dass 10.000 Krebstote jährlich vermieden werden könnten, wenn | |
Patient*innen nur in zertifizierten Krebszentren behandelt würden. Zum | |
anderen rechnen Expert*innen damit, dass bis zu ein Drittel der Kliniken | |
insolvenzgefährdet ist. | |
Das Gesundheitsministerium plant nun [2][die größte Reform der | |
Krankenhausfinanzierung] seit der Einführung der Fallpauschalen vor 20 | |
Jahren. Dabei soll die Finanzierung unmittelbar an Qualitätskriterien | |
geknüpft werden. Nur wer die Kriterien für den jeweiligen Leistungsbereich | |
erfüllt, soll entsprechende Leistungen abrechnen können. | |
Eine Einteilung der Krankenhäuser nach Levels – also grob gesagt in Basis-, | |
Spezial- und Maximalversorger – soll verdeutlichen, dass komplexere | |
Behandlungen nur in Kliniken mit einem entsprechenden Leistungsspektrum | |
abgerechnet werden können. Grundlage [3][für die Reform] ist ein von einer | |
unabhängigen Expert*innenkommission im Auftrag des | |
Gesundheitsministeriums erarbeiteter Reformentwurf. Wie das nun konkret | |
umgesetzt wird, verhandelt der Bund mit den Ländern. Vor allem über die | |
Einteilung der Kliniken in Levels gab es in vergangenen Monaten Streit. | |
Einzelne – insbesondere CSU- und CDU-geführte – Länder sehen ihre | |
Planungskompetenz beschnitten. | |
## Bund-Länder-Runde am 1. Juni | |
Aus einer vertraulichen Runde zwischen Bund und Ländern am Dienstag waren | |
nun erste Zahlen durchgedrungen, die die Kliniken anhand von | |
Qualitätskriterien in Levels kategorisieren. Demnach erfüllen von 1.719 | |
Krankenhäusern nur 1.030 mindestens das Level, das für einen Basisversorger | |
nötig wäre. Insbesondere die Boulevardmedien stellten daraufhin als | |
Schreckensszenario die Schließung oder Umwandlung von hunderten Kliniken in | |
ambulante Zentren in Aussicht. [4][Expert*innen gehen wiederum davon | |
aus, dass es auch ohne Reform zu Schließungen] – durch unstrukturierte | |
Krankenhauspleiten – kommen wird. | |
Die im Zuge der Kategorisierung zusammengeführten Qualitätsdaten könnten | |
nun schon vor Inkrafttreten einer Reform Wirkung entfalten. Würden sie der | |
Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, könnten sich Patient*innen und | |
Angehörige vor einem Eingriff über die Behandlungsqualität von | |
Krankenhäusern informieren. Dies könnte eine Kanalisierung der | |
Patient*innenströme zur Folge haben, die einer frühestens ab 2025 | |
geltenden Reform vorweggreift. Die Deutsche Krebsgesellschaft begrüßte auf | |
taz-Anfrage jede weitere Transparenz in Sachen Behandlungsqualität. | |
In der nächsten Bund-Länder-Runde am 1. Juni will sich Lauterbach mit den | |
Ländern über weitere Eckpunkte der Reform verständigen, bis zum Sommer soll | |
ein entsprechendes Programm abgestimmt sein. | |
25 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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