# taz.de -- Flutkatastrophe in Westdeutschland: Das Ende des Wohlfühlwahlkampfs | |
> Die Union wollte mit netten Post-Krisen-Botschaften die Bundestagswahl | |
> gewinnen. Diese Illusion ist mit dem Unwetter zerstört. | |
Bild: Armin Laschet in Altena am 15.7.2021 | |
Die Unwetterkatastrophe im deutschen Westen ist traumatisch. [1][Dutzende | |
Menschen sind ertrunken] oder von ihren Häusern verschüttet worden. Zwar | |
gab es schon diverse Flutkatastrophen an Flüssen, aber bisher waren die | |
Schäden vor allem materiell. Diesmal endeten die Regenfälle [2][tödlich.] | |
Durch den Klimawandel werden Naturkatastrophen häufiger, sodass das | |
tragische Unwetter auch den Bundestagswahlkampf prägen dürfte. Armin | |
Laschet hat dies verstanden. Der CDU-Vorsitzende sagte seinen Besuch bei | |
der CSU-Klausur in Seeon ab und reiste stattdessen nach Altena und Hagen, | |
um sich vor Ort zu informieren. Auch SPD-Finanzminister Olaf Scholz | |
kündigte an, noch am Donnerstag in das Katastrophengebiet zu kommen. | |
Es mag zynisch klingen: Für Kanzlerkandidaten ist es wahltaktisch zwingend, | |
die Flutgebiete aufzusuchen. Der einstige CSU-Chef Edmund Stoiber ist ein | |
warnendes Beispiel, wie desaströs es sein kann, nicht rechtzeitig die | |
Gummistiefel anzuziehen. Beim Hochwasser an Elbe und Mulde im Sommer 2002 | |
reiste SPD-Kanzler Schröder medienwirksam durchs Krisengebiet, während | |
Stoiber zunächst nur aus der Ferne sein Beileid bekundete. Das kostete | |
entscheidende Stimmen. Ganz knapp zog Schröder damals erneut ins Kanzleramt | |
ein. | |
Allerdings ist Laschet mit Krisen überfordert, wie sein Presseauftritt in | |
Hagen zeigte. Es dauerte fünf lange Minuten, bevor er die Toten erwähnte – | |
und er beschränkte sich allein auf die Opfer in seinem eigenen Land | |
Nordrhein-Westfalen. An die Toten und Vermissten in Rheinland-Pfalz wurde | |
mit keinem Wort gedacht. | |
Dieser [3][befremdliche Auftritt e]rinnerte an die Coronazeiten, als | |
Laschet ebenfalls ziemlich flatterhaft wirkte und unfähig war, das | |
Wesentliche auf den Punkt zu bringen. Der negative Höhepunkt war damals | |
erreicht, als er die Masseninfektionen in der Fleischfabrik Tönnies mit | |
den Worten abtat, dass die betroffenen Beschäftigten ja „Rumänen und | |
Bulgaren“ seien. | |
Eigentlich hatte die Union gehofft, dass sie bis zum 26. September einen | |
Wohlfühlwahlkampf führen könnte. Nach dem Motto: Corona war gestern, die | |
Krisen sind vorbei. Diese Illusion ist mit dem Unwetter erst mal zerstört. | |
Prompt tat Laschet in Hagen, was er immer tut. Er log sich die Welt schön. | |
Diesmal behauptete er, Nordrhein-Westfalen leiste „den größten Beitrag“ z… | |
Klimaschutz. Das ist falsch. Stattdessen verhindert das Kabinett Laschet, | |
dass weitere Windkraftanlagen aufgebaut werden können. Diese | |
Anti-Klimaschutz-Politik ist zynisch. Und Laschet ist als Krisenmanager mal | |
wieder überfordert. | |
15 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-hochwasser-101.html | |
[2] https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232792277/unwetter-hochwasser-… | |
[3] https://www.zeit.de/news/2021-07/15/laschet-keine-frage-mit-der-man-bilder-… | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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