| # taz.de -- Deutschlands neue Sicherheitsstrategie: Ratlos statt vorbereitet | |
| > Die Bundesregierung rüstet sich für den Ernstfall, militärisch und beim | |
| > Zivilschutz. Als Bürger:in weiß man am Ende aber nicht, was das soll. | |
| Bild: Der Regierungsbunker in NRW mit Schutzanzügen | |
| Wer etwas älter ist und die Zeiten des Kalten Kriegs miterlebt hat, weiß, | |
| was Zivilverteidigung bedeutet. Jedenfalls in der Theorie. So wurden | |
| [1][DDR-Schüler:innen damit traktiert, dass sie sich im Falle eines | |
| Atomschlags auf der Straße in den Rinnstein legen sollten.] Damit würden | |
| sie ihr Leben retten. Jugendliche im Westen haben dagegen Filme gezeigt | |
| bekommen, in denen sich Kinder jenseits der Mauer unter der Schulbank | |
| verkrochen. Tenor: Schaut mal, wie doof die im Osten sind. | |
| Ja, das war saudoof. Das wussten auch die jungen Menschen in der DDR. | |
| Lernen mussten sie es trotzdem, das war Staatsdoktrin. [2][Jetzt steht der | |
| Krieg wieder vor der Tür], zumindest theoretisch, diesmal sind die | |
| Deutschen geeint betroffen – auch beim Zivilschutz. Daher rüstet die | |
| Bundesregierung nicht nur militärisch auf, sondern auch mit [3][Ratschlägen | |
| fürs Volk,] was im Kriegsfall zu tun sei. Klingt hilfreich, schließlich | |
| müssen die Menschen vorbereitet sein. | |
| Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dabei eine gehörige | |
| Portion Panikmache mitschwingt. Oder wie sind Hinweise zu Bunkern zu | |
| verstehen, die im „Sachstandsbericht zur Entwicklung eines modernen | |
| Schutzraumkonzepts“ auftauchen? So soll man, kommt es zu einem Anschlag, | |
| nicht nach einem zentralen Bunker suchen, sondern in einen nahen Keller | |
| fliehen: in den eines Hauses, eines Einkaufscenters, in die U-Bahn, in eine | |
| Tiefgarage. Das klingt tatsächlich sinnvoll. | |
| Gleichzeitig mildert der Bericht, über den die Innenministerkonferenz im | |
| Juni beraten will, seine eigenen Ratschläge wieder ab. Denn, so vermuten | |
| die Expert:innen, es seien „keine flächendeckenden Bombardements zu | |
| erwarten“. [4][Anders als im Zweiten Weltkrieg] würden also keine ganzen | |
| Städte großflächig zerstört. | |
| Um dann aber doch wieder zu betonen, dass eigene Kellerräume schon jetzt | |
| mal umgerüstet und Kellerfenster abgedichtet werden sollten. Am Ende | |
| bleiben die Menschen eher ratlos und ängstlich zurück, als dass sie wissen, | |
| was sie jetzt schon tun können. Und tatsächlich tun sollten. | |
| 10 Jun 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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