| # taz.de -- Berateraffäre Verteidigungsministerium: Wir. Dienen. McKinsey | |
| > Die ersten ZeugInnen sagen im Untersuchungsausschuss zur | |
| > BeraterInnenaffäre aus. Das erhöht den Druck auf die | |
| > Verteidigungsministerin. | |
| Bild: Es mangelt an Leyability: Material, Verfassungstreue, Haushaltsdisziplin … | |
| Berlin taz | Die BeamtInnen des Bundesrechnungshofs arbeiten eigentlich | |
| verschwiegen. Die Behörde, die aufdecken soll, wo der Staat Geld | |
| verschwendet, informiert die Öffentlichkeit nur über ausgewählte Fälle. | |
| Unterlagen rückt sie prinzipiell nicht raus. Und den Wortlaut des | |
| Prüfberichts, mit dem sie vor einem halben Jahr den größten Skandal in der | |
| Amtszeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auslöste, | |
| hält sie bis heute unter Verschluss. | |
| Am Donnerstag müssen die PrüferInnen aber reden: Im Bundestag [1][beginnt | |
| der Untersuchungsausschuss zur BeraterInnenaffäre] mit der Beweisaufnahme. | |
| Für die erste Sitzung haben die Abgeordneten zwei ZeugInnen aus dem | |
| Rechnungshof vorgeladen. Erstmals müssen sie öffentlich erzählen, was ihre | |
| Behörde in den letzten Jahren über krumme Consultinggeschäfte im | |
| Verteidigungsministerium herausgefunden hat. | |
| Es geht um Aufträge an externe Beratungsunternehmen wie McKinsey, KPMG und | |
| Accenture, die das Ministerium in den letzten Jahren massenhaft vergeben | |
| hat. Hunderte Millionen Euro gingen dafür drauf, die genaue Summe ist | |
| bislang nicht klar. Der Rechnungshof wirft dem Ministerium vor, dabei gegen | |
| diverse Regeln verstoßen zu haben: Es habe oft nicht geprüft, ob eigene | |
| MitarbeiterInnen bestimmte Aufgaben nicht genauso gut erledigen können wie | |
| gut bezahlte BeraterInnen. Auf Kosten-Nutzen-Analysen habe man häufig | |
| verzichtet. Und die eigentlich vorgeschriebenen Ausschreibungsverfahren, | |
| bei denen am Ende das beste Angebot gewinnt, habe das Ministerium gern | |
| umgegangen. Stattdessen habe es Aufträge lieber freihändig verteilt. | |
| Das Ministerium hat bereits Fehler eingeräumt und Besserung versprochen. | |
| Der Opposition im Bundestag reicht das aber nicht aus: Sie will im | |
| U-Ausschuss die Details der Affäre aufklären. „Im Fokus steht unter anderem | |
| die Frage, wie es zu den Regelverstößen kommen konnte“, sagt der | |
| Linken-Abgeordnete Matthias Höhn. Die harmloseste Antwort wäre | |
| „Schludrigkeit“, die brisanteste wäre „Vorsatz“. | |
| ## Probleme im Beschaffungswesen | |
| [2][Von einem „Buddysystem“ sprechen Abgeordnete der Opposition:] Unter | |
| anderem sind ein zuständiger General im Verteidigungsministerium und ein | |
| zuständiger Mitarbeiter der Unternehmensberatung Accenture gute Freunde. | |
| „Es wird auch darum gehen, wie weit man sich gekannt hat und inwieweit man | |
| sich deshalb Aufträge zukommen ließ, die hätten ausgeschrieben werden | |
| müssen“, sagt FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann. | |
| Heikel ist die Affäre auch für die Spitze des Hauses: Ministerin von der | |
| Leyen konnte bisher alle Probleme im Verteidigungsministerium aussitzen. Im | |
| Zweifel verwies sie stets darauf, Missstände von ihren Vorgängern geerbt zu | |
| haben. Bei der BeraterInnenaffäre kommt sie damit aber nicht davon: Von der | |
| Leyen selbst hatte nach der Übernahme des Ministeriums | |
| Unternehmensberatungen ins Haus geholt, um Probleme im Beschaffungswesen zu | |
| lösen. | |
| Sie machte Katrin Suder, eine ehemalige McKinsey-Mitarbeiterin, für vier | |
| Jahre zur Staatssekretärin. Schon ein halbes Jahr nach Amtsantritt vergab | |
| sie einen ersten Auftrag an ein Beratungskonsortium um KPMG. Die Chefin hat | |
| den Kurs des Ministeriums also selbst vorgegeben. Im Winter hat der | |
| Verteidigungsausschuss sie deshalb schon zweimal zu der Affäre befragt. | |
| ## Von der Leyen kommt am Ende | |
| Zufrieden war die Opposition mit den Antworten nicht – [3][deshalb gibt es | |
| jetzt den U-Ausschuss.] Dieser tagt erstens öffentlich, wodurch | |
| Aufmerksamkeit und Druck für die Beteiligten steigen. Zweitens kann er | |
| ZeugInnen zur Aussage zwingen. So wird zum Ende der Beweisaufnahme in | |
| einigen Monaten neben von der Leyen auch Ex-Staatssekretärin Suder | |
| erscheinen, die sich einer Aussage im Verteidigungsausschuss noch | |
| verweigerte. Zunächst werden die Abgeordneten aber kleinere Fische | |
| vernehmen, darunter Abteilungsleiter aus dem Ministerium und Mitarbeiter | |
| der Beratungsunternehmen. | |
| Am Ende könnte es auch darum gehen, in welchem Umfang die Regierung | |
| überhaupt externe Beratung einkaufen sollte. Auch andere Ministerien | |
| greifen regelmäßig auf Sachverstand von außen zurück. Die Opposition lehnt | |
| es nicht kategorisch ab, bei schwierigen Themen private ExpertInnen zu | |
| bezahlen, kritisiert aber außer Regelverstößen wie im | |
| Verteidigungsministerium Ausmaß und Ursachen. „Oft sagen öffentliche | |
| Auftraggeber: Wir haben so viele unbesetzte Stellen – wir müssen Aufgaben | |
| ausgliedern“, so der Linke-Politiker Höhn. „Will man das lösen, muss man | |
| die strukturelle Unterbesetzung der öffentlichen Hand abstellen.“ | |
| Und die Abgeordneten der Koalition? Sie versichern, im Ausschuss | |
| konstruktiv mitarbeiten zu wollen – und lenken den Fokus weg von der | |
| Ministerin und hin zu von der Leyens ursprünglichen Ziel, das | |
| Beschaffungswesen zu reformieren. „Es ist gut, dass wir die | |
| Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von externen Beratungsleistungen | |
| untersuchen“, sagt Henning Otte, der für die CDU im Ausschuss sitzt. | |
| „Insbesondere dann, wenn es uns unter dem Strich hilft, die Beschaffung der | |
| Bundeswehr effizienter zu gestalten. Unser zentrales Ziel ist es, dass das | |
| Material für die Soldaten schneller zuläuft.“ | |
| 21 Mar 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
| Tobias Schulze | |
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