# taz.de -- Affäre des Verteidigungsministeriums: Berater beraten Berater | |
> Zeugen in Untersuchungsausschüssen dürfen Sitzungen nicht verfolgen. In | |
> der Berateraffäre schickt ein Unternehmen deshalb einen Beobachter vor. | |
Bild: Untersuchungsausschuss im Bundestag. Zeugen dürfen hier nicht als Zuscha… | |
Berlin taz | Seit mehr als zwei Monaten versucht ein Untersuchungsausschuss | |
im Bundestag, [1][die Berateraffäre des Verteidigungsministeriums | |
aufzuklären]. Ein Gast sitzt nach Recherchen von taz und Stern regelmäßig | |
auf der Besuchertribüne: Der Politikberater Michael Donnermeyer beobachtet | |
im Auftrag der IT-Beraterfirma Accenture kontinuierlich die Sitzungen. | |
Das ist brisant, weil Accenture im Mittelpunkt der bisherigen | |
Aufklärungsbemühungen des Ausschusses steht – und der Accenture-Manager | |
Timo Noetzel am 27. Juni als Zeuge vor den Untersuchungsausschuss geladen | |
ist. Er könnte von Donnermeyer Informationen über den Sitzungsverlauf | |
erhalten. | |
Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner sieht das kritisch. „Es hat eine | |
besondere Qualität, wenn Zeugen Beobachter für den Ausschuss engagieren und | |
darauf dann eine Strategie für die Befragung aufbauen“, sagte er der taz. | |
„Eine derartige Vorbereitung unterstreicht, dass es in diesem Ausschuss um | |
einiges geht. Die Projekte und Vorgänge, mit denen wir uns befassen, sind | |
keine Lappalien gewesen.“ | |
Der um Neutralität bemühte Vorsitzende des Untersuchungsausschusses | |
Wolfgang Hellmich (SPD) erklärt dagegen, dass er keine rechtlichen Probleme | |
bei der Beobachtung des Geschehens durch Herrn Donnermeyer im Auftrag von | |
Accenture sieht. Auch Dennis Rohde (SPD) sieht dies im Grunde so. „Jedoch | |
hält es uns nicht davon ab umso härtere Fragen zu stellen, die noch keine | |
Rolle im Ausschuss spielten“, so der Sozialdemokrat. Donnermeyer selbst | |
wollte sich auf Anfrage nicht äußern. | |
## Zeuge schnell ausgeschlossen | |
Gleich in einer der ersten Sitzungen des Ausschusses war ein anderer | |
Berater von den Sitzungsbesuchen ausgeschlossen worden, da er persönlich | |
als Zeuge benannt ist. Um die Wahrhaftigkeit der Aussagen nicht zu trüben, | |
ist es verboten, dass Zeugen vor ihrer Vernehmung am Ausschuss teilnehmen. | |
Dies gilt jedoch nicht für Unternehmen, die Gegenstand von Untersuchungen | |
sind – auch nicht, wenn hochrangige Mitarbeiter geladen sind. | |
Accenture spielt bei den Untersuchungen eine zentrale Rolle, weil der | |
Manager Noetzel über einen längeren Zeitraum persönliche Beziehungen in die | |
Führung der Bundeswehr unterhielt. Der damaligen Staatssekretärin Katrin | |
Suder war offenbar daran gelegen, Accenture Aufträge in Millionenhöhe | |
zukommen zu lassen. | |
So genannte Kennverhältnisse zwischen Beratern und der Führung im | |
Verteidigungsministerium sind ein wichtiger Untersuchungsgegenstand. Die | |
Abgeordneten interessiert besonders, ob es bei der Vergabe von | |
Berateraufträgen eine Rolle spielte, dass sich einige Berater und die | |
Staatssekretärin bereits von vorherigen beruflichen Stationen kannten. Auch | |
das Verhältnis zwischen dem Manager Timo Noetzel und einem General soll | |
geprüft werden, um etwaige unzulässige Vergaben aufzuklären. | |
Auch Michael Donnermeyer, der den Ausschuss jetzt im Auftrag von Accenture | |
beobachtet, kennt Timo Noetzel schon länger. Beide arbeiteten 2013 im | |
Wahlkampfteam von SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück. Donnermeyer ist | |
heute Mitglied im “Senior Team“ der Strategieberatungsfirma Concilius, | |
welche ihren Hauptsitz in München hat und mit persönlichen | |
Vertrauensverhältnissen zu politischen Entscheidungsträgern wirbt. | |
24 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Patrick Pehl | |
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