# taz.de -- Arne Semsrott verurteilt: Das Ziel ist Karlsruhe | |
> Wegen der Veröffentlichung von Gerichtsbeschlüssen wurde ein Journalist | |
> verurteilt. Ihm kommt das recht, er möchte das entsprechende Gesetz eh in | |
> Karlsruhe kippen. | |
Bild: Hat gut lachen: Frag den Staat-Gründer Arne Semsrott während des Prozes… | |
[1][Arne Semsrot]t hat sich verurteilen lassen. Er hat [2][wissentlich | |
gegen das Gesetz verstoßen]. Weil er es in diesem Fall richtig fand. Und | |
weil er das Gesetz, gegen das er verstoßen hat, für unvereinbar mit der | |
[3][Pressefreiheit] hält. Sein Ziel ist Karlsruhe: Das | |
Bundesverfassungsgericht soll den Paragrafen 353d Nummer 3 kippen. | |
Der verbietet es, amtliche Dokumente aus laufenden Verfahren wortwörtlich | |
zu zitieren oder komplett zu veröffentlichen. Semsrott hatte sich im Falle | |
von [4][drei Gerichtsbeschlüssen] zu Klimaaktivist*innen der Letzten | |
Generation über das Verbot hinweggesetzt. | |
Dass der Journalist und Gründer der Transparenzplattform [5][Frag den | |
Staat] sich dem Verfahren gestellt hat, die Beschlüsse nicht wieder von der | |
Homepage genommen und die Einstellung des Verfahrens abgelehnt hat, ist ein | |
großer [6][Verdienst für die Pressefreiheit]. Mit dem Paragrafen zensiert | |
der Gesetzgeber Journalist*innen – ohne Nachweis, dass eine | |
Veröffentlichung amtlicher Dokumente tatsächlich Schaden anrichtet, wie | |
Ausführungen einer Professorin für Kommunikationswissenschaften vor Gericht | |
gezeigt haben. | |
## Studien können keinen Schaden nachweisen | |
Franziska Oehmer-Pedrazzi war als Sachverständige geladen. Sie verwies auf | |
eine sehr dünne Studienlage. Die wenigen Untersuchungen beruhten auf | |
Aussagen von Richtern, ob sie sich von Medienberichten in ihrer | |
Entscheidung beeinflussen ließen. Nur wenige sagten: ja. | |
Das wunderte weder Oehmer-Pedrazzi noch den Vorsitzenden Richter im | |
Verfahren gegen Semsrott – müssten Richter andernfalls doch zugeben, dass | |
sie weder so unabhängig noch unparteiisch entscheiden, wie es vorgesehen | |
ist. Eine große Aussagekraft haben die Untersuchungen also nicht. Dennoch | |
konnte sich das Gericht letztlich nicht zu einem Freispruch durchringen. | |
In dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten, ist das wohl bekannteste | |
Rechtsprinzip und sollte auch hier Anwendung finden. Der Gesetzgeber sollte | |
nicht prinzipiell daran zweifeln, dass Journalist*innen ihrer | |
Sorgfaltspflicht nachkommen, wie sie die Pressegesetze der Länder vorsehen. | |
Wer dagegen verstößt, kann auch ohne 353d Nummer 3 belangt werden. Eine | |
Vorzensur braucht es nicht. | |
20 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Arne-Semsrott-ueber-Widerstand-gegen-AfD/!6026376 | |
[2] /Urteil-gegen-Frag-den-Staat/!6043666 | |
[3] /Tag-der-Pressefreiheit-2024/!6004584 | |
[4] https://fragdenstaat.org/blog/2023/08/22/hier-sind-die-gerichtsbeschlusse-z… | |
[5] https://fragdenstaat.de/artikel/exklusiv/2024/10/sachsenwald/ | |
[6] /Ermittlungen-gegen-FragDenStaat/!5974078 | |
## AUTOREN | |
Johanna Treblin | |
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