# taz.de -- Annäherung zwischen Südkorea und Japan: Politisch verordnete Freu… | |
> Südkorea und Japan wollen enger zusammenarbeiten. Doch die Gräben | |
> zwischen den Ländern sind tief und die Politik tut wenig, um sie zu | |
> schließen. | |
Bild: Japans Premierminister Fumio Kishida vor dem Abflug in die USA am 17. Aug… | |
Endlich, so möchte man ausrufen, rücken die demokratischen Staaten in | |
Ostasien näher zusammen! Die Initiative von Joe Biden, die Regierungschefs | |
aus Seoul und Tokio zum trilateralen Gipfeltreffen nach Camp David zu | |
laden, ist für den politischen Westen eine erfreuliche Entwicklung. | |
Vor allem ist sie längst überfällig: Sowohl Südkoreas Präsident Yoon Suk | |
Yeol als auch Japans Premier Fumio Kishida ist längst klar, dass die | |
langfristig größte Herausforderung für die Region in Peking sitzt. Bislang | |
stand dieser Einsicht jedoch stets der historische Zwist zwischen den | |
Nachbarländern im Weg, der eine Annäherung unmöglich machte. | |
Trotz der Euphorie über den Schulterschluss zwischen den zwei US-Alliierten | |
lässt sich kaum übersehen, dass die [1][politisch verordnete Freundschaft | |
auf einer fragwürdigen und auch brüchigen Grundlage] beruht. Sie wurde | |
schließlich überhaupt erst möglich, nachdem Präsident Yoon einen | |
kontroversen Deal über die Kompensation ehemaliger koreanischer | |
Zwangsarbeiter unterzeichnet hatte. Dieser hatte praktisch alle Forderungen | |
der heimischen Zivilgesellschaften ignoriert. | |
Denn in Korea sind die Verbrechen der einstigen Kolonialmacht Japan noch | |
sehr präsent: Das Kaiserreich hatte in der ersten Hälfte des 20. | |
Jahrhunderts die Bevölkerung auf der koreanischen Halbinsel brutal | |
unterdrückt. Davon zeugen unter anderem die abertausenden, euphemistisch | |
als „Trostfrauen“ bezeichneten Zwangsprostituierten, die während des | |
Zweiten Weltkriegs für die japanische Armee rekrutiert wurden. | |
## Kishida goss weiter Öl ins Feuer | |
Vor allem die südkoreanische Linke wirft ihrer Regierung vor, mit der | |
Einigung das Leid der Opfer zu verhöhnen. Und die japanische Führung wird | |
dafür kritisiert, dass sie ihre Gräuel niemals wirklich aufgearbeitet hat. | |
Erst vor wenigen Tagen hatte Fumio Kishida weiter Öl ins Feuer gegossen: | |
Zum [2][Jahrestag der Niederlage der Japaner im Zweiten Weltkrieg] richtete | |
der Premier über Twitter sein Gedenken an den drei Millionen Landsleuten | |
aus, die während des Kriegs ihr Leben ließen. Mit keinem Wort erwähnte er | |
die Todesopfer in den Ländern, die Japan überfallen hatte. | |
Insofern darf nicht verwundern, dass die Annäherung zwischen den zwei | |
Staaten in Südkorea überaus umstritten ist – und jederzeit in die Brüche | |
gehen könnte, sollte bei den nächsten Wahlen ein linker Politiker in den | |
Seouler Präsidentensitz ziehen. | |
18 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
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