| # taz.de -- Japans Opposition wittert Chance: Premier Kishidas Tage sind gezäh… | |
| > Für Japans LDP werden Tokios Gouverneurswahl und Nachwahlen zum | |
| > Lackmustest. Kishida droht die Gunst der eigenen Partei zu verlieren. | |
| Bild: Yuriko Koike unterwegs im Wahlkampf für die Gouverneurswahlen in Tokio a… | |
| Tokio taz | In Japan wächst der Druck auf Premierminister Fumio Kishida, im | |
| September keine weitere Amtszeit als Vorsitzender der regierenden | |
| Liberaldemokratischen Partei (LDP) mehr anzustreben. Traditionsgemäß müsste | |
| Kishida dann nach drei Amtsjahren auch als Regierungschef abtreten. | |
| Der 66-Jährige hat eine erneute Kandidatur um den Parteivorsitz bisher nur | |
| angedeutet. Er wolle sich um vorrangig um politische Fragen kümmern, die | |
| keinen Aufschub dulden, formulierte Kishida. | |
| Altgediente Parteigrößen fürchten, dass die LDP mit ihm an der Spitze die | |
| nächste Parlamentswahl, die bis Oktober 2025 stattfinden muss, verliert. | |
| Kishidas Vorgänger als Regierungschef, [1][Yoshihide Suga], sägte offen am | |
| Stuhl des Parteichefs: Die LDP müsse „ihre Marke erneuern“, um Vertrauen | |
| zurückzugewinnen. Kishida hätte die Verantwortung für den jüngsten | |
| Spendenskandal übernehmen müssen. „Wann wird er es tun? Wann wird er | |
| darüber sprechen?“ fragte Suga. | |
| ## LDP-Abgeordnete kassierten verdeckte Provisionen | |
| LDP-Abgeordnete hatten verdeckte Provisionen ([2][„Kick-backs“]) von | |
| umgerechnet insgesamt 3,3 Millionen Euro aus dem Kartenverkauf für | |
| Spendenpartys erhalten und so schwarze Kassen gefüllt. Auch Kishidas eigene | |
| LDP-Fraktion praktizierte das. Darauf zwang der Premier die | |
| LDP-Parlamentarier, ihre internen Fraktionen aufzulösen und das | |
| Parteienfinanzierungssgesetz zu ändern. | |
| Doch konnte Kishida nicht als Saubermann überzeugen. Die liberale Zeitung | |
| Mainichi kritisierte Schlupflöcher: „Die Revision ist eine bloße Notlösung, | |
| die den Namen politische Reform nicht verdient und die Menschen in Japan | |
| nur verhöhnt.“ | |
| Laut Umfrage der Zeitung Nikkei steht nur noch jeder vierte Wähler hinter | |
| Kishida. Der zieht auch seine Partei mit runter. Bei einer Wahl würde die | |
| LDP laut Umfrage der Zeitung Asahi nur noch 24 Prozent bekommen, die größte | |
| Oppositionspartei CDP schon 19. | |
| ## Zwei Politikerinnen kämpfen um die Macht in Tokio | |
| Der Test sind die Gouverneurswahl und die Nachwahlen von neun Abgeordneten | |
| in Tokio am kommenden Sonntag. Die LDP-nahe Gouverneurin [3][Yuriko Koike], | |
| Japans mächtigste Politikerin, kämpft um eine dritte Amtszeit. Wegen ihrer | |
| frauen- und familienfreundlichen Politik würde die 71-Jährige unter | |
| normalen Umständen klar gewinnen. Aber überraschend kandidiert auch Renho | |
| Saito, die bekannteste Oppositionspolitikerin. Im Wahlkampf erhielt Renho, | |
| die nur ihren Vornamen benutzt, großen Zulauf. | |
| Die 56-jährige versprach tiefgreifende Reformen für Tokio und Mietzuschüsse | |
| für kinderreiche Haushalte. Alle Regierungsprojekte sollen auf den | |
| Prüfstand. Renho will auch ein umstrittenes Bauprojekt in einer beliebten | |
| Grünanlage stoppen. Koike dementierte nicht, dass sie Spenden von den daran | |
| beteiligten Firmen bekam. Ihr Vorsprung in Umfragen schrumpfte. | |
| Japans Opposition wittert jetzt nach Jahren der Bedeutungslosigkeit | |
| Morgenluft. Bei Nachwahlen im Frühjahr konnte Renhos Konstitutionelle | |
| Demokratische Partei (CDP) der LDP drei Mandate abnehmen. | |
| Sollte Renho jetzt Koike stürzen und die LDP, bisher die führende Kraft im | |
| Stadtparlament vor Koikes Partei „Tokioter Bürger zuerst“, bei den | |
| Nachwahlen schlecht abschneiden, dürften die Rufe nach einem vorzeitigen | |
| Abgang Kishidas noch lauter werden. | |
| 4 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Fritz | |
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