# taz.de -- „Trostfrauen“-Mahnmal sorgt für Streit: Was Tokio gar nicht ge… | |
> Das Denkmal für koreanische „Trostfrauen“ in Moabit kann mindestens bis | |
> 2024 stehen bleiben. Der Bezirk will sie mit einem Wettbewerb | |
> verstetigen. | |
Bild: Immer wieder Anlass für Diskussionen: das „Trostfrauen“-Mahnmal in… | |
BERLIN taz | Das Mädchen aus Bronze in einem traditionellen koreanischen | |
Kleid sitzt auf einem Stuhl, die Hände zur Faust geballt. Auf ihrer | |
Schulter ist ein Vögelchen zu sehen. Der Stuhl neben der Figur ist leer. | |
Die Statue steht an der Kreuzung Birken-/Bremerstraße in Moabit und | |
erinnert an die zumeist [1][koreanischen „Trostfrauen“], die im Zweiten | |
Weltkrieg japanischen Soldaten als Zwangsprostituierte zu Diensten sein | |
mussten. | |
Seit der Berliner Korea Verband im Herbst 2020 die aus privaten Geldern | |
finanzierte Statue [2][mit behördlicher Genehmigung aufstellen] ließ, | |
verlangt die Regierung in Tokio ihre Entfernung. Und Tokio gibt nicht auf. | |
Die Statue stehen zu lassen, wäre „eine einseitige Entscheidung, die den | |
bisher von uns mit großem Engagement erläuterten Standpunkt Japans | |
unberücksichtigt ließe. Dies halten wir für inakzeptabel“, sagte der Leiter | |
der Öffentlichkeitsarbeit der japanischen Botschaft Yasuhiro Kitaura der | |
Deutsche Presse-Agentur. Und dass seine Regierung „unverändert die | |
umgehende Entfernung der Statue“ fordere. | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wurde auf seiner Fernostreise im April 2022 | |
von seinem japanischen Amtskollegen Fumio Kishida mit dieser Forderung | |
konfrontiert. Japanische Medien berichteten, Scholz hätte gesagt, dass das | |
keine Entscheidung der Bundesregierung, sondern des Bezirksamtes Mitte sei. | |
Auch bei der Berliner Senatskanzlei gingen Schreiben von japanischer Seite | |
mit der Forderung ein, die Statue zu entfernen und sich gegenüber dem | |
Bezirk Mitte für die japanische Position zu verwenden, zuletzt im November. | |
## Öffentlicher Kunstwettbewerb | |
Der Bezirk Mitte hingegen hat im November 2022 die Genehmigung für die | |
Trostfrauenstatue, auch Friedensstatue genannt, auf Antrag der | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bis Herbst 2024, also um weitere zwei | |
Jahre, verlängert. Die unbefristete Genehmigung eines Denkmals im | |
öffentlichen Raum ist nur möglich, wenn dieses Ergebnis eines öffentlichen | |
Kunstwettbewerbes war. Das ist bei der Trostfrauenstatue nicht der Fall. | |
Der Bezirk will das aber auf den Weg bringen. | |
Bezirkssprecherin Laura Sander spricht gegenüber der taz allerdings von | |
Finanzierungsproblemen. Da Land und Bund dafür bislang keine Unterstützung | |
zugesagt hätten, suche man eine Finanzierungsquelle für eine „kleinere, | |
bezirkliche Lösung“. | |
Es soll einen Kunstwettbewerb geben für eine „permanente Installation“ | |
einer Friedensstatue, die generell „allen Opfern sexualisierter Gewalt | |
gegenüber Frauen in kriegerischen Konflikten“ gedenken soll, und nicht nur | |
denen im Pazifischen Krieg. | |
Unabhängig davon will der Bezirk an der bisherigen Statue einen Text | |
anbringen, der sie nicht ausschließlich als Opfer koreanischer Frauen durch | |
japanische Militärs dastehen lässt, sondern allgemeiner als Opfer | |
sexualisierter Gewalt in Kriegen. Der Textinhalt ist aber zwischen Bezirk, | |
bezirklicher Kunstkommission und Senatskanzlei strittig. | |
## Korea Verband fordert den Erhalt | |
Offen ist zudem die Frage, ob in ein neu zu schaffendes Denkmal die | |
bisherige Statue einbezogen wird oder ob etwas völlig neues entstehen soll, | |
für das dann die bisherige Statue abgebaut werden müsste. Der Korea Verband | |
fordert den Erhalt der Friedensstatue am bisherigen Standort plus etwas | |
Neuem dazu, sagt seine Vorsitzende Nataly Han der taz. „Es verwirrt mich, | |
dass man in der deutschen Öffentlichkeit dem Leugnungsversuch Japans, das | |
ja im pazifischen Krieg Täter war, so viel Aufmerksamkeit widmet.“ | |
Sollte die bisherige Statue abgebaut werden, wäre es rechtlich möglich, | |
dass sie auf ein Privatgelände umzieht. Das kann das Grundstück einer Firma | |
oder einer Kirchengemeinde sein oder auch ein Krankenhausgelände. | |
Doch wer sich bereit erklärt, die Statue auf sein Grundstück zu stellen, | |
der muss mit Protest rechnen. Etwa drei bis vier Mails pro Woche erhalten | |
Bezirksverordnete aus Mitte, in denen das sofortige Verschwinden der Statue | |
gefordert wird, sagt Thilo Urchs, der für die Linken in der BVV von Mitte | |
sitzt. „Das sind keine wortgleichen Spams, aber ich habe schon den | |
Eindruck, dass das organisiert wird. Denn die Mails kommen von weit her. | |
Vor Ort in Moabit ist die Statue ja akzeptiert.“ | |
20 Jan 2023 | |
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[1] /Suedkorea-betrieb-Prostitutionscamps/!5880522 | |
[2] /Streit-um-Statue-beigelegt/!5729024 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
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