Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mahnmal gegen sexualisierte Gewalt: Das Politische bitte nur im Pri…
> Im Streit um die Friedensstatue in Moabit lehnt der Korea-Verband einen
> Umzug weiter ab. Der Bezirk würde das Mahnmal gern auf Privatgelände
> stellen.
Bild: Protestaktion an der Friedensstatue zum Tag des Gedenkens an die sogenann…
BERLIN taz | Wo ist ein angemessener Platz, um Gewalt an Frauen zum Thema
zu machen? Über diese Frage gibt es Streit in Mitte. Konkret geht es um die
Friedensstatue, eine bronzefarbene Frauenfigur, die auf einem Stuhl sitzt,
neben ihr steht ein leerer Stuhl. Die Statue hatte der Korea-Verband im
September 2020 auf dem Unionplatz in Moabit aufgestellt.
Der Verband will damit über sexualisierte Gewalt an Frauen aufklären und
[1][an die sogenannten „Trostfrauen“ erinnern], an koreanische,
chinesische, taiwanesische und andere Frauen aus Ländern, die Japan im
Zweiten Weltkrieg besetzt hat. Solche Frauen waren vor 1945 in japanischen
Kriegsbordellen zur Prostitution gezwungen und sexuell versklavt worden.
Japans Regierung will dieses Kapitel der eigenen Geschichte vergessen
machen und hatte [2][mehrfach auf höchster Ebene versucht, einen Abbau der
Statue] zu erwirken.
Seit fast genau fünf Jahren kämpft der Korea-Verband nun dafür, dass das
Mahnmal bleiben darf. Den aktuellen Vorschlag des Bezirks, die Statue um
100 Meter zu verlegen, hat der Verband nun schriftlich abgelehnt. Denn der
Platz, den der Bezirk der Friedensstatue zuweisen will, bedeutet
gleichzeitig, dass sie den öffentlichen Raum verlassen muss: Der Bezirk
schlägt vor, die Statue auf dem privaten Gelände einer
Wohnungsbaugenossenschaft aufzustellen.
„Das würde unsere Arbeit erheblich einschränken“, sagt Nataly Jung-Hwa Han
vom Korea-Verband. Jede Demonstration an der Statue müssten sie dann mit
der Genossenschaft abstimmen. „Wir sehen nicht ein, warum wir auf ein
privates Grundstück gehen sollen“, kritisiert sie. Sie wirft dem Bezirk
vor, sich seiner Verantwortung zu entziehen. Das Thema sexualisierte Gewalt
sei ein Thema der Gesellschaft, und als solches sollte es „auch öffentlich
diskutiert werden“. Ihr Verband bietet auch Bildungsarbeit zu den
Hintergründen von sexualisierter Gewalt an.
## Ein umstrittenes Kunstwerk?
Mittes grüne Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger schreibt, es sei
nicht leicht, einen alternativen Standort zu finden, auch „angesichts der
Umstrittenheit des Kunstwerks“. Beim Bezirk bedauert man daher, dass der
Verband den vorgeschlagenen Standort ablehnt. Der neue Ort sei mit dem
jetzigen Standort vergleichbar. „Auch die künstlerische und
erinnerungspolitische Aussagekraft wäre unverändert geblieben.“ Nun müsse
die Genehmigungsbehörde „das Verfahren im gesetzlichen Rahmen“ fortführen.
Mit dem neuen Standort wäre der Bezirk allerdings auch nicht mehr
Ansprechpartner und müsste deshalb auch keine historisch spezifische
Erinnerung an sexualisierte Gewalt verteidigen, die mehr aneckt, als eine
„neutrale“ Darstellung, wie sie die Bürgermeisterin bevorzugt. Diese
historische Dimension ist es, die das Mahnmal „umstritten“ macht.
Aktuell ist [3][die Friedensstatue bis Ende September geduldet]. Der
Hintergrund dafür ist eine vom Bezirk selbst erlassene Regelung: dass
Kunstwerke, die ohne Genehmigung aufgestellt worden sind, maximal 2 Jahre
dort stehen bleiben dürfen. Nur Kunstwerke, die aus einem Wettbewerb
hervorgegangen sind, dürfen nach den Regeln des Bezirks dauerhaft bleiben.
Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg dagegen darf eine [4][Stele für die
Opfer von Rassismus und Polizeigewalt], ebenfalls 2020 von einer Initiative
aufgestellt, bleiben. Der Bezirk hatte das Mahnmal ein Jahr später im
Nachhinein genehmigt. Allerdings erinnert der viereckige Betonblock auch an
keinen konkreten historischen Fall.
18 Aug 2025
## LINKS
[1] /Protest-gegen-Denkmalpolitik/!6065487
[2] /Trostfrauen-Mahnmal-sorgt-fuer-Streit/!5904377
[3] /Protest-gegen-Denkmalpolitik/!6065487
[4] /Denkmal-fuer-Opfer-von-Rassismus/!5717616
## AUTOREN
Uta Schleiermacher
## TAGS
Sexualisierte Gewalt
Erinnerungskultur
Trostfrauen
Kunst in Moabit
Japan
Reden wir darüber
Berlin-Mitte
Kunst in Moabit
Trostfrauen
## ARTIKEL ZUM THEMA
„Trostfrauen“-Statue in Berlin-Mitte: Nächste Runde im Mahnmal-Streit
Die Mehrheit im Bezirksparlament von Mitte stimmt zwar dafür, die Statue in
Moabit zu erhalten. Das Bezirksamt ist daran allerdings nicht gebunden.
„Trostfrauen“-Mahnmal in Berlin: Kai Wegners langer Arm
Die „Trostfrauen“ sind Japan ein Dorn im Auge. Und nun wird ein
Bildungsprogramm zu Sexualisierter Gewalt eingestellt – auf Druck des
Regierenden.
„Trostfrauen“-Mahnmal sorgt für Streit: Was Tokio gar nicht gefällt
Das Denkmal für koreanische „Trostfrauen“ in Moabit kann mindestens bis
2024 stehen bleiben. Der Bezirk will sie mit einem Wettbewerb verstetigen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.