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# taz.de -- Gipfeltreffen von Japan und Südkorea: Auf Kosten der Frauen
> Die Vergangenheit ruhen lassen? Das ist ein großzügiges Angebot
> Südkoreas. Leider hat Japan bislang keine Reue über seine
> Kolonialverbrechen gezeigt.
Bild: Präsident Yoon Suk Yeol (l.) und Premierminister Fumio Kishida in Beglei…
Angesichts nordkoreanischer Raketentests und Chinas Machtstreben ist das
[1][Treffen zwischen Japan und Südkorea] erst einmal positiv zu bewerten.
Am Donnerstag kündigten der japanische Premierminister Fumio Kishida und
der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol an, den Sicherheitsdialog wieder
aufzunehmen und auch wirtschaftliche Beziehungen anzukurbeln.
Dass diese Annäherung möglich war, ist dem großzügigen Schritt Südkoreas zu
verdanken. Anfang März hatte Yoon erklärt, dass es für beide Länder an der
Zeit sei, die Geschichte hinter sich zu lassen. So habe Japan „tiefe Reue
und aufrichtige Entschuldigung in Bezug auf seine vergangene
Kolonialherrschaft“ gezeigt.
Für Japan ist das ein Jackpot. Kishidas Umfragewerte kletterten höher, auch
die USA begrüßten die Annäherung. Aber zeigt Japan wirklich Reue? Und hat
das für Yoon überhaupt Relevanz? Vermutlich nicht.
Reue zeigen Länder, indem sie Betroffene entschädigen und sich aufrichtig
entschuldigen. Sie bauen Museen und Mahnmale, nehmen die Aufarbeitung von
Kolonialverbrechen ins Schulprogramm auf. Nichts dergleichen ist in Japan
der Fall. Japanische Kriegsverbrechen verschwinden aus Lehrbüchern, das
einzige im Land vorhandene „Museum“ zu Trostfrauen wird von einer
gemeinnützigen Organisation betrieben – es besteht aus einem Raum im
zweiten Stock eines Gebäudes in Tokio. Für Yoon spielt all das vermutlich
keine Rolle: Er hat im Wahlkampf dem Feminismus den Krieg erklärt und ist
nicht gerade bekannt dafür, sich für [2][Frauenrechte] einzusetzen.
Und dennoch täte Japan gut daran, sich nicht auf der Großzügigkeit
Südkoreas auszuruhen. Jetzt, wo Yoon einen Schritt auf Kishida zugeht – und
sei es, weil er derzeit in einer Sicherheitsnotlage steckt –, wäre auch ein
Annäherungsschritt Japans längst fällig. Nicht nur aus menschlichen,
sondern auch aus vorausschauenden Gründen: Denn sobald sich die Lage
entspannt, werden Japans Kolonialverbrechen wieder auf der südkoreanischen
Tagesordnung stehen.
17 Mar 2023
## LINKS
[1] /Annaeherung-in-Ostasien/!5920192
[2] /Gewalt-gegen-Frauen-in-Suedkorea/!5879480
## AUTOREN
Shoko Bethke
## TAGS
Japan
Südkorea
Gipfeltreffen
Sicherheit
Trostfrauen
Kolonialverbrechen
USA
Trostfrauen
Japan
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