| # taz.de -- Annäherung in Ostasien: Südkorea reicht Japan Olivenzweig | |
| > Südkoreas konservativer Präsident Yoon Suk Yeol will jetzt den | |
| > jahrzehntelangen historischen Zwist mit Japan beenden – vor allem wegen | |
| > China. | |
| Bild: Protest in Seoul mit dem Symbol der Trostfrau im Februar 2023 | |
| PEKING taz | Manche Südkoreaner sprechen von einem „historischen | |
| Durchbruch“, andere von „riesiger Schande“. Die konservative Regierung von | |
| Präsident Yoon Suk Yeol hat am Montag vorgeschlagen, eine Stiftung zur | |
| Entschädigung früherer koreanischer Zwangsarbeiter einzurichten, die im 2. | |
| Weltkrieg von japanischen Unternehmen ausgebeutet wurden. | |
| Südkoreas Außenminister sprach von einem „neuen und historischen Fenster | |
| für eine gemeinsame Zukunft jenseits von Konflikt und Hass zwischen Korea | |
| und Japan“. | |
| Das Zugeständnis aus Seoul mag symbolisch scheinen, denn es geht nur noch | |
| um 15 Überlebende, die nun Entschädigungen von meist südkoreanischen Firmen | |
| erhalten sollen. Doch spaltet der historische Zwist mit Japan Südkorea: Von | |
| der linksliberalen Oppositionspartei hagelt es harsche Kritik. Parteichef | |
| Lee Jae Jae Myung nannte etwa Yoons Vorstoß als „größten Schandfleck in der | |
| Geschichte der Diplomatie“. | |
| Die USA hingegen begrüßen die Annäherung der Nachbarstaaten, die Präsident | |
| Yoon am 1. März durch eine Rede einleitete. Der 62-Jährige sagte, dass man | |
| Japan nicht mehr als „Aggressor“ sehe, sondern es sich zum „Partner“ | |
| entwickelt habe. | |
| ## Südkorea wurde schon von China abgestraft | |
| Dies könnte nun eine Annäherung beider Demokratien bedeuten, die angesichts | |
| des erstarkten Chinas schon aus pragmatischen Gründen Sinn ergibt. So wurde | |
| Südkorea von Peking schon einmal wirtschaftlich hart abgestraft: Als Seoul | |
| 2016 den Bau eines US-Raketenabwehrsystems genehmigte, stoppte Peking alle | |
| Gruppenreisen von China nach Südkorea. Der finanzielle Schaden lag im | |
| zweistelligen Milliardenbereich. | |
| Es gäbe viele Gründe für engere Kooperation zwischen Seoul und Tokio, wäre | |
| da nicht die dunkle Vergangenheit der Japaner. Diese hatten Korea ab 1905 | |
| brutal kolonialisiert. Davon zeugen auch die euphemistisch als | |
| „Trostfrauen“ bezeichneten Zwangsprostituierten, die von Japans Militär im | |
| 2. Weltkrieg rekrutiert wurden, wie eben auch Japans Umgang mit | |
| koreanischen Zwangsarbeitern. | |
| Zum Groll Südkoreas bekannte sich Japans Führung nicht deutlich genug zu | |
| ihrer historischen Schuld und entschädigte diese auch nicht angemessen. | |
| Tokio verweist hingegen auf einen Vertrag von 1965, der alle Ansprüche nach | |
| Zahlung von 500 Millionen Dollar abgegolten hatte. | |
| ## Japan beruft sich auf Vertrag mit südkoreanischem Diktator | |
| Natürlich ist die Einigung von damals noch gültig, doch ist sie | |
| hochproblematisch. Getroffen wurden sie schließlich von Südkoreas damaligem | |
| Diktator Park Chung-hee. Der hatte selbst der japanischen Armee angehört | |
| und herrschte später ohne demokratische Legitimation. Das Geld kam zudem | |
| nie bei den tatsächlichen Opfern an. | |
| Wie man mit der Geschichte umgehen soll, entzweit seit jeher Südkoreas | |
| politische Lager: [1][Die Linke prangert den Geschichtsrevisionismus der | |
| japanischen Regierung an], während die Konservativen vor allem nach vorne | |
| blicken und die Vergangenheit überwinden wollen. | |
| „Wir können die Konflikte nicht lösen oder eine angemessene | |
| Kooperationsbeziehung aufbauen, indem wir gegenüber Japan einfach | |
| nachgeben“, schreibt Jeong Nam-ku in einem Leitartikel der linksgerichteten | |
| Tageszeitung Hankyoreh. Doch gleichzeitig räumt der renommierte Journalist | |
| ein: „Unsere dringendste Herausforderung besteht darin, Chinas | |
| Gewaltanwendung einzudämmen. Dazu müssen wir mit Japan zusammenarbeiten“. | |
| 6 Mar 2023 | |
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| [1] /Gedenken-an-Zwangsprostitution-in-Korea/!5448363 | |
| ## AUTOREN | |
| Fabian Kretschmer | |
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